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Manche Orte pflegen mit ihren Partnerstädten einen regen Kontakt. In der Stadt Luzern scheinen die Verbindungen teilweise etwas eingeschlafen zu sein – vor allem jene in den Osten. Ein Vorstoss will dies ändern.
Gabriela Jordan
gabriela.jordan@luzernerzeitung.ch
Ob eine Weinwanderung im Piemont, ein Behördenaustausch in Potsdam oder ein Guuggenmusig-Auftritt in Chicago: Die Beziehungen mit Partnerstädten werden in der Region Luzern sehr unterschiedlich ausgestaltet – sofern sie überhaupt vorhanden sind. So pflegt etwa die Stadt Luzern Kontakte mit sechs Partnerstädten, die teils auf Vereinsbasis funktionieren und teils aus Wirtschaftskreisen initiiert wurden. Mit dieser Anzahl zählt sie zur nationalen Spitze. Einige Regionsgemeinden wie Emmen oder Kriens haben ebenfalls Partnergemeinden, Kriens zum Beispiel ist seit 1999 mit San Damiano D’Asti im Piemont verbunden und pflegt mit der italienischen Ortschaft einen regen Austausch (siehe Kasten).
Doch während manche Partnerschaften intensiv gepflegt werden, gibt es auch jene, die eingeschlafen zu sein scheinen. In der Stadt Luzern ist dies aus Sicht von Grossstadtrat Albert Schwarzenbach (CVP) bei der Partnerschaft zur polnischen Stadt Cieszyn der Fall, zu der im Rahmen der Osthilfe erstmals Kontakte geknüpft wurden. Seither sei jedoch wenig geschehen: «Der Austausch fand bisher mehrheitlich auf Verwaltungsebene statt. Diese Partnerschaften sollen aber leben und der ganzen Gesellschaft, statt nur ein paar Privilegierten, offenstehen», sagt Schwarzenbach.
Damit die bestehenden Kontakte der Stadt überprüft werden, hat Schwarzenbach namens der CVP-Fraktion jüngst ein Postulat eingereicht. «Es ist an der Zeit, zu schauen, was uns die Partnerschaften bringen, ob wir welche beleben, aufgeben oder neu dazunehmen wollen», sagt er. Denn eine gute Partnerschaft könne viele Chancen mit sich bringen, etwa in wirtschaftlicher, kultureller oder sozialer Hinsicht. Zum Teil funktioniere dies bereits: Etwa mit Potsdam oder Murbach sei der Austausch sehr gut.
Auf der politischen Agenda ist das Thema damit nicht zum ersten Mal: Im Parlament gab es immer wieder Anläufe, neue Städte hinzuzunehmen, zum Beispiel während des Arabischen Frühlings. Vor vier Jahren forderte zudem SVP-Grossstadtrat Joseph Schärli, die deutsche Gemeinde Lauterbach in den Kreis der Partnerstädte aufzunehmen, da Littau vor der Fusion mit Luzern regen Kontakt mit ihr gepflegt hatte. Das Parlament lehnte dies jedoch ab. Der Luzerner Stadtrat kündigte daraufhin an, die einzelnen Partnerschaften und deren Potenzial in Augenschein zu nehmen. Bis heute ist dies jedoch nicht geschehen. Schwarzenbach: «Jetzt bin ich persönlich sehr gespannt, zu welchem Schluss der Stadtrat kommen wird.» Eine eigene Lösung will der CVP-Politiker nicht präsentieren. Denkbar wäre für ihn aber eine Partnerschaft mit touristischem Hintergrund – etwa mit einer Stadt in China.
Wie die Stadt ihre sechs Partnerschaften beurteilt, kann sie aufgrund des laufenden Vorstosses nicht kommunizieren. Laut der Stadtverwaltung wird die Luzerner Regierung das Postulat voraussichtlich im Herbst beantworten. Wann der Vorstoss im Parlament behandelt wird, ist daher noch offen. Für Projekte im Rahmen der Städtepartnerschaften stehen jährlich 95000 Franken zur Verfügung. Vor einigen Jahren waren es noch 120'000 Franken pro Jahr.
Das Konzept der Städtepartnerschaften findet seinen Ursprung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Damals begannen Städte und Gemeinden, Kontakte zu knüpfen, um so ein starkes Europa zu fördern. In der Schweiz sind die meisten Partnerschaften jedoch nicht aus einem Konzept heraus entstanden, sondern beruhen in der Regel auf einer eigenen Geschichte. Häufig gibt es etwa Partnerschaften zwischen Kommunen mit gleichem oder ähnlichem Ortsnamen. Nebst Verbindungen ins Ausland bestehen ausserdem auch solche innerhalb der Schweiz: Als Patenschaft für bedürftige Berggemeinden oder als Austausch über Sprachgrenzen hinweg (siehe Kasten).