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Zu den 50-Jahr-Feierlichkeiten der landwirtschaftlichen Schule in Hohenrain werden 1900 Besucher erwartet.
Wenn sich für eine Schulfeier 1900 Personen anmelden und dafür jeweils auch noch 50 Franken bezahlen, muss es sich um einen speziellen Anlass handeln. Dies ist in Hohenrain an diesem Wochenende der Fall. Das Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) Hohenrain – auch bekannt als landwirtschaftliche Schule – feiert Jubiläum. 50-jährig wird das Bildungsinstitut, an dem sich die Hälfte der angehenden Luzerner Landwirte ausbilden lässt. Die Feierlichkeiten mit ehemaligen Schülern und Gästen begannen gestern, heute findet der letzte Teil statt.
Das BBZN blickt in diesen Tagen auch auf seine Anfänge zurück. 1958 beschliesst das kantonale Parlament, im Seetal eine Landwirtschaftsschule zu errichten. Zur Wahl stehen drei Standorte. Die Verantwortlichen entscheiden sich für Hohenrain, weil der Kanton hier eigenes Land besitzt. Nach knapp drei Jahren Bauzeit ist es am 17. Juli 1969 nach über zehn Jahren Vorbereitung- und Bauzeit soweit: Die Landwirtschafts- und Maschinenschule Hohenrain wird feierlich eröffnet. Der erste Kurs startet mit 29 Teilnehmern.
Die Schule ist gefragt. Ab 1980 werden zwei Klassen parallel geführt. Zusammen mit einer Schule in Willisau und einer in Sursee bildet sie das landwirtschaftliche Ausbildungszentrum im Kanton. 1983 wird in Schüpfheim eine Zweigschule eröffnet, 1998 schliesst die Schule in Willisau, 2003 diejenige in Sursee. Heute bilden Schüpfheim und Hohenrain jährlich zwischen 100 und 110 Bäuerinnen und Bauern aus. 2008 wurde die Landwirtschaftliche Schule Hohenrain Teil des BBZN, in welches die Landwirtschaftliche Schule Schüpfheim und die Abteilungen Gartenbau, Floristik, Milchwirtschaft, Hauswirtschaft am Standort Sursee integriert wurden.
Geändert haben sich in diesen 50 Jahren nicht nur die Ausbildungsstätten, wie Rektor Walter Gut erklärt: «In der Methodik und im Umgang mit den Schülern hat sich vieles getan.» Die Schule gehe mit der Zeit, «wir laden die Bauern auch ein, um ihnen die neuesten Entwicklungen in der Branche zu zeigen». Das BBZN könne von den Erfahrungen der Landwirte profitieren. Die Schüler seien heute weder besser noch schlechter als früher – «aber sie sind vielfältiger geworden. So sind sie heute etwas weniger kompetent in den Fächern Deutsch und Mathematik, dafür aber besser in der Informatik und in der Präsentation und anderen Bereichen. Sie haben mehr Inhalte in der Breite, dafür etwas weniger in der Tiefe.»
Der Druck auf die Bauernbetriebe ist auch in Hohenrain ein Thema: «In der Grundbildung merken wir die schwierige Situation der Landwirtschaft nicht ausgeprägt. Bei unseren Weiterbildungsangeboten allerdings schon. Viele Landwirte sind am Kämpfen. Sie suchen individuelle, zukunftsträchtig Lösungen für ihre Betrieb, mit dem Ziel, die Einkommen zu verbessern.» Doch sei der Beruf nach wie vor sehr attraktiv zum Erlernen, wie Prorektor Markus Höltschi anfügt: «Die Jungbauern schätzen es, ihr eigener Chef zu sein.» Ausserdem seien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Arbeitsweg Pluspunkte. Dank ihrer breiten Ausbildung werden die Jungbauern nach der Ausbildung vom Arbeitsmarkt regelrecht aufgesogen. Markus Höltschi sagt:
«Bei uns muss niemand Angst haben, keinen Job zu finden.»
Wie die Schule in 50 Jahren aussehe, sei schwierig abzuschätzen, meint Walter Gut: Strukturelle Änderungen seien nicht vorgesehen. Doch die Landwirtschaft verändere sich im Gleichschritt mit dem Umfeld. Sie werde digitaler, nachhaltiger und unternehmerischer: «Da gilt es für die Bauernfamilien, ihren Weg zu finden. Und auch wir werden hier stark gefordert sein.»