Die siebte Ausgabe der Bergprüfung hat über 250 alte Rennfahrzeuge angelockt. Die grossen Besuchermassen blieben aber aus wegen des Wetters.
Raphael Zemp
Regenwolken haben sich fest in die umliegenden Hügelzüge gekrallt. Unablässig fällt feiner Nieselregen auf Zuschauer, Fahrer und Autos. Grau dominiert an diesem Sonntag in Altbüron, wo die siebte Ausgabe der Bergprüfung stattfindet. Viktor Ruckstuhl (53) aus Altbüron kann sich glücklich schätzen, er hat im Startbereich einen der wenigen Plätze im Trockenen ergattern können. Unumwunden gibt er zu: «Würde ich nicht hier wohnen, wär ich bei diesem Wetter nicht extra hierhergekommen.» Ähnlich dürften viele Leute gedacht haben.
Es hätte ein grosses Schaufahren für liebevoll restaurierte, alte Rennmaschinen werden sollen. Gleichzeitig wollten die Organisatoren auch die grossartigen Erfolge von Seitenwagenfahrer Rolf Biland (64) feiern (7-facher Weltmeister in der Kategorie Seitenwagen, 82 Grand-Prix-Siege). Die ganz grosse Party in Altbüron fiel aber buchstäblich ins Wasser, der grosse Publikumsaufmarsch blieb aus. Nur wenige Leute kamen in den Genuss knatternder Motoren, die sich die 1,2 Kilometer lange Strecke vom Dorf auf die Anhöhe Steinigchrüz heraufquälten.
Genaue Besucherzahlen lagen gestern dem Organisator noch keine vor. Peter Dätwyler meint nur etwas resigniert: «Das Wetter können wir uns leider nicht aussuchen.» Zumindest die vielen Fahrer mit den total über 250 gemeldeten Rennmaschinen aber haben die Organisatoren «Freunde Bergprüfung» nicht im Stich gelassen. Auf Hausplätzen, unter Scheunenvordächern oder einfach mitten auf der Dorfstrasse überall stehen gepflegte Rennboliden, die Stars des Motorsports vergangener Tage.
Um sie herum wuseln meist angegraute Herren in Rennanzügen. Aber auch Motorsportfans, in Regenjacken eingewickelt, tigern um die alten Rennwagen herum. So auch Samuel Zaugg (31), Fachmann Gesundheit aus Langnau im Emmental. «Diese alten Rennautos sind meine Passion. Ein paar Regentropfen stören mich dabei nicht sonderlich.» Für das Wetter entschädigt dabei auch die Nähe zu Maschinen und Fahrern. «Dass man Grössen aus dem Motorsport von früher so unkompliziert begegnen kann, ist schon speziell.»
Rolf Biland, Marcel Fässler, Neel Jani oder auch Marc Surer. Sie alle waren in Altbüron vor Ort. «Rund die Hälfte aller Teilnehmer sind ehemalige Rennfahrer. Die andere Hälfte sind Liebhaber, Fans und Sammler», sagt Dätwyler. Kurt Waltisperg aus Emmen bestätigt: «Hier trifft man viele bekannte Gesichter von früher aus dem Motorsport.» Als Beifahrer von Rolf Biland hat er mit diesem sechs Weltmeistertitel eingefahren. Nun hat er sich in Altbüron wieder den alten Rennoverall übergestreift, rattert mit dem ehemaligen Rennpartner den Hang hinauf. «Unweigerlich entsinnt man sich vieler alter Geschichten», meint Waltisperg. Und Rennpartner Biland sagt: «Hier pflegt man langjährige Freundschaften aus dem In- und Ausland. Das macht diesen Anlass so wertvoll.» Der Luzerner Kurt Waltisperg ist froh, dass ein solcher Anlass in seinem Heimkanton durchgeführt wird. Das sei ein wichtiges Zeichen für den Motorsport ganz allgemein.
Die Frage, ob der Anlass aber in zwei Jahren ein weiteres Mal durchgeführt wird, kann Organisator Peter Dätwyler noch nicht beantworten. Über die gestrigen Besucherzahlen oder über mögliche Konsequenzen für eine weitere Austragung habe er sich noch keine Gedanken gemacht.