BEROMÜNSTER: Bläst der Wind, so strahlt der Künstler Wetz

Künstler Wetz wird Windstrom- Produzent: Er will eine Anlage aufstellen, bei der man sich zunächst die Augen reibt.

Evelyne Fischer
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Der Surseer Künstler Wetz stellt beim ehemaligen Landessender in Beromünster ein Windrad auf. (Bild Roger Grütter)

Der Surseer Künstler Wetz stellt beim ehemaligen Landessender in Beromünster ein Windrad auf. (Bild Roger Grütter)

Evelyne Fischer

Auf dem Blasenberg sorgt einer für frischen Wind. Buchstäblich. Der Surseer Künstler Werner Alois Zihlmann – kurz Wetz – will sich im Rahmen von Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB) die Böen zu Nutze machen: Unmittelbar neben den drei «KKLB-Villen», wie sie Wetz selbst bezeichnet, soll ein Windrad zu stehen kommen. Just jetzt, wo einige Kilometer weiter in Triengen gegen geplante Windkraft­anlagen der CKW Unterschriften gesammelt werden. Das entsprechende Baugesuch für das Windrad von Wetz lag bis am vergangenen Montag auf der Gemeindekanzlei von Beromünster auf. Es gingen bislang keine Einsprachen ein.

Masten ist 18 Meter hoch

Statt mit Gegenwind rechnet Wetz denn auch eher mit einem Sturm der Begeisterung für sein Projekt. «Unsere Anlage ist ein Kunstwerk, das Nutzen abwirft», sagt Wetz. «Statt sich eine Skulptur vors Haus zu stellen, könnte dies künftig ein H-Rotor sein.» Mit 18 Metern Höhe ist dieses Windrad lediglich eine Mini-Variante jener Anlagen, die auf Trienger Boden geplant sind. Und es sieht auch anders aus: Die drei Rotoren sind horizontal am Masten befestigt – von aussen gesehen bilden sie das namensgebende «H».

Gegen 10 000 Kilowattstunden Energie dürfte das Windrad jährlich produzieren. Das würde ausreichen, um sämtliche Wetz-Villen mit Strom zu versorgen. Zum Vergleich: Ein Trienger Windrad soll eine Leistung von gut 3 Gigawatt­stunden erbringen. «Unser Windrad ist eine verhältnismässig kleine Geschichte, birgt aber eine grosse Chance», sagt Wetz. «Der H-Rotor lässt sich ästhetisch sehr gut ins Landschaftsbild einfügen und funktioniert quasi geräuschlos.» Dies aufgrund der Flügel-Anordnung.

Der H-Rotor ist ein weiteres Werk der Wetz’schen Energie-Akademie: Schon jetzt könnte sich das KKLB theoretisch selbst mit Strom versorgen – dies dank einer Schnitzelheizung, zwei Fotovoltaik-Fassadenanlagen und ausgemusterten Panels, denen Wetz in einem Solar-Altersheim Asyl bietet. Auch den H-Rotor hat der 54-Jährige gewissermassen vor dem Tod auf dem Schrotthaufen gerettet. Die Anlage stand zuvor auf einem Gebäude in der Ostschweiz. Der Hersteller in Konkurs, der Rotor ausser Betrieb. «Das Windrad sichert uns für den äussersten Notfall ab», sagt der Künstler lachend. Wie viel er dafür bezahlt hat, behält Wetz für sich. Seit er 2010 den ehemaligen Landessender erworben habe, sei für ihn klar gewesen: Weder AKW-Strom noch «kriegsförderndes Erdöl» haben auf dem «Blosenberg» etwas verloren. «Um sich für erneuerbare Energien einzusetzen, muss man kein Grüner sein», sagt Wetz. Dafür reiche Vernunft, «e chli gschiid dänke».

Aufklärung vor Leistung

Um sich ästhetisch ins Konzept von KKLB einzupassen, werden die Rotoren des Windrads nun gestaltet. Liegt die Baubewilligung vor, könnte das Windrad innert zwei Tagen stehen. Dafür verantwortlich zeichnet die Ebikoner BE Netz AG. Deren Inhaber, Adrian Kottmann, arbeitet seit über 20 Jahren mit dem Surseer Künstler Wetz zusammen. «Technisch gesehen muss man die Anlage durchaus kritisch beurteilen», sagt Adrian Kottmann. «Der H-Rotor wird die Energieprobleme dieser Welt nicht lösen, zudem weht hier oben meist nur ein schwacher Wind.» Als Pilot- und Demonstrationsprojekt erfülle die Leichtwindanlage dennoch den Anspruch der Akademie. «Mit dem Rotor können wir in Sachen Energie sensibilisieren, aufklären. Und dies allein zählt. Die Leistung ist zweit­rangig.»