Gemütlich am Strassenrand stehen und einfach nur zuschauen? Nicht am Michelsämter-Umzug. Dort muss das Publikum auf Zack sein.
«Im Fläcke, do fägts.» Das ist kein Fasnachtsmotto, sondern gilt eigentlich fürs ganze Jahr. Wenn allerdings der Michelsämter-Umzug auf dem Programm steht, dann herrscht im Zentrum Beromünsters der Ausnahmezustand. So wie gestern, als 9000 bis 10 000 Menschen auf die Strasse strömten, um dem närrischen Treiben beizuwohnen. Dann fägt es nicht nur im Fläcke, sondern dann wogt und tobt es. Letzteres ist tatsächlich das diesjährige Fasnachtsmotto. Und wer einen Augenschein vor Ort nimmt, merkt bald: Übertrieben ist das nicht. Die Atmosphäre zwischen Gemeindehaus und Turnhalle ist vorzüglich. Wenn die 40 Gruppen des Umzugs die Luzernerstrasse hinunter bummeln und dann um die Kurve in den Fläcke einbiegen, wirkt das ein wenig, wie wenn ein Marathonläufer auf seinen letzten Metern Richtung Ziel ins Olympiastadion einläuft. «Dann geht die Post ab», schwärmt Fred Hobi, der Weibel der organisierenden FleckenZunft in Beromünster.
Bevor allerdings der Startschuss der fasnächtlichen Prozession unter der Leitung von Zunftmeister Hans Peter «Holy» Holenstein (Holy I.) fällt, gehört die Bühne im Fläcke den Extrawürsten. Diese Fasnachtsgruppe sorgt seit 2001 für Unterhaltung. Zweimal gewann sie den mittlerweilen wieder abgeschafften Titel des «goldenen Konfettis» für das originellste Sujet. «Unser Ziel ist es immer, die Leute mit einzubeziehen. Wir sind schon als Gesangsgruppe oder als Coiffeure aufgetreten», erzählt Ignaz Suter, eines von elf Mitgliedern. In diesem Jahr haben sich die Extrawürste dem Thema «Hexenverbrennung» gewidmet. Wenn die Teilnehmer des Umzugs am Start verharren und auf ihren Einsatz warten, befinden sich die Extrawürste schon im Ziel. «Wir haben keine Lust anzustehen», erklärt Suter mit einem schelmischen Schmunzeln. Das heisst aber nicht, dass sie aussen vor bleiben müssen. «Wenn es passt und wir gut durch die Leute kommen, fahren wir auf den letzten Metern mit. Auch das ist einer unserer Extrawürste. Wir machen, was wir wollen.»
Um 14.15 Uhr ziehen sich die Extrawürste aber zurück. Dann gehört die Bühne den Protagonisten. Und diese haben einiges zu bieten. Egal, ob es sich um den durchstartenden Tambourmajor der Beromüügger, die Arche Armin der Böögen-Zunft Neudorf, das Zürcher Polizei-Puff des Junggesellenclubs Erlosen oder die Sambatänzerinnen der Chommerbuebe Möischter handelt – die Fasnächtler sind mit Leidenschaft, Humor, Kreativität und Fantasie am Werk.
Wer allerdings annahm, am Strassenrand das Geschehen gemütlich mitverfolgen zu können, täuschte sich. Immer wieder sah sich der Zaungast Angriffen ausgesetzt – sei es durch Konfettikanonen, Papierschnitzelbläser, Sägemehlspritzen oder Wassersprüher. Das sorgte für fluchtartige Szenen und Lacher, aber nicht nur. «Die übertreiben es doch», nervte sich eine Frau, als die Vertretung von Wini’s Buurehof aus Neudorf mit Schaufeln sogar Torf ins Publikum streute. Das war in der Tat, vor allem für junge Eltern mit ihren Babys im Kinderwagen, des Närrischen zu viel. Sonst aber hat es gefägt gestern, am Michelsämter-Umzug in Beromünster.
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