BEROMÜNSTER: «Möischterer» waren überfordert

Ein Grossfeuer zerstörte vor 250 Jahren den Flecken. Morgen erinnert die Gemeinde an die Katastrophe – mit mehreren Anlässen.

Ernesto Piazza
Drucken
Ein Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1654 zeigt den Flecken Beromünster vor dem Brand. (Bild: PD)

Ein Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1654 zeigt den Flecken Beromünster vor dem Brand. (Bild: PD)

Man schrieb die Nacht vom 12. auf den 13. März 1764, als in der Remise des «Weissen Kreuzes» das Feuer ausbrach. Der Brand wütete während vier Stunden und breitete sich über alle Häuser im Flecken Beromünster aus. 92 Gebäude brannten nieder. Rund 370 Personen konnten gerettet werden. Tote gab es keine zu beklagen. Dieses einschneidende Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 250. Mal. Deshalb findet am Mittwoch am Ort des damaligen Geschehens ein Gedenkanlass statt.

Luzern erhörte den Hilferuf

Die Brandursache ist ungeklärt – obwohl die vorhandenen Aufzeichnungen gesichtet und die Ereignisse aufgearbeitet wurden. Dass zu später Stunde im Wirtshaus noch «geküchelt» worden sei und dabei brennende Butter sich entflammt habe, gilt als weniger wahrscheinlich als das Missgeschick eines in der Pferdestallung beim Wirtshaus schlafenden Vagabunden.

Oberhalb des Fleckens waren nur die herrschaftlichen Stiftsgebäude und der «Hirschen» unversehrt geblieben, am unteren Ende der Spittel und das Zollhaus. Dazwischen stand nichts mehr. Eine Katastrophe dieses Ausmasses hinterliess in Münster – wie Beromünster früher genannt wurde – tief schürfende Spuren. So war es nur logisch, dass das Stift und der Flecken bei der Bewältigung dieses Ereignisses überfordert waren. Deshalb übernahm die Luzerner Regierung die Federführung. Bereits am 12. März hatte Christoph Dürler, Propst von Beromünster, eiligst einen Hilferuf nach Luzern gesendet. Mit dem Resultat, dass sofort drei Wagen Brot an den Unglücksort geschickt wurden. Doch auch aus der unmittelbaren Umgebung griff die Solidarität: Die Stadt Sursee liess Beromünster drei Wagen mit Brot und Käse zukommen. Zwei Männer aus Baldegg brachten ebenfalls Brot. Weitere Lieferungen – vor allem von Lebensmitteln – folgten. Zahlreiche Obdachlose erhielten Hilfe aus der Bevölkerung.

Die Obrigkeit bestimmte bereits in der ersten Kommissionssitzung am 14. März 1764, die Brandplätze der Schmitten und Bäckereien sollten als erste freigeräumt und die alten Backöfen und Schmittenwerkstätten wieder hergerichtet werden. Viel Frondienst war gefragt.

Vit Rey und Anton Lips bekamen den Auftrag für den Wiederaufbau. Anstelle der 92 abgebrannten Bauten entstanden von 1764 bis 1769 neu noch deren 46. Alle wurden breiter, zeitgemässer und feuersicherer gebaut. Die Hauptgasse in Beromünster erschien künftig in drei blockartigen Häuserzeilen und mit symmetrischen Nebengassen. Ein Albtraum war aber das Grundbuch: Lasten und Grundrechte der Liegenschaften mussten in mühsamer Arbeit wieder aufgenommen werden.

Nur Bauwillige profitierten

1764 gab es noch keine Brandversicherung. Deshalb wurden verschiedene Stellen aufgerufen, für die Geschädigten zu sammeln: die eidgenössischen Orte, Kirchenträger oder auch Herrschaften. Es existieren noch Kollektenbüchlein, wo die Spender ihren Betrag eigenhändig aufführten und versiegelten. Das Geld verwaltete der Propst. Die Spenden waren für den Wiederaufbau der Gebäulichkeit und nicht für den Verlust von Fahrhabe bestimmt. Die von den Luzerner Behörden erhobene Schadenssumme des Fleckenbrands wird auf insgesamt 156 153 Gulden geschätzt.

Neben viel Solidarität gegenüber den Geschädigten kam auch Neid auf. Nur die Bauwilligen profitierten von den Geldern. Dienstboten und auch Handwerker, die keine Bauherren waren, wurden finanziell immer wieder vertröstet. Erst nach Jahren kam es unter diesen Personen zur Verteilung des Spendenrests. Aber ihre Verluste wurden nur zu einem Bruchteil entschädigt.

Nach fünf Jahren war der Flecken letztlich wieder aufgebaut – schöner und grosszügiger als zuvor.

HINWEIS

Gedenkanlass morgen Mittwoch: ab 18 Uhr: Ausstellung im Dolderkeller und Schlossmuseum. 20 Uhr: Historischer Feuerwehreinsatz und Feuerwerk. 21 Uhr: Feuershow im Flecken.