Tagesstrukturen
Kriens: Ferienhort wird gestrichen, Betreuungstarife steigen um 50 Prozent

Die knappen Stadtfinanzen wirken sich auf das Betreuungsangebot der Schule aus. Eltern wollen sich nun mit einer Petition wehren.

Stefan Dähler
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Ab Mai werden die Tarife für die Tagesstrukturen der Krienser Volksschule erhöht, und zwar um 50 Prozent. Es handelt sich bereits um die zweite Erhöhung aufgrund des anhaltenden Spardrucks. Weiter wird der Ferienhort für dieses Jahr gestrichen. Um diesen kostendeckend anbieten zu können, hätten die Tarife verfünffacht werden müssen, teilt die Stadt mit.

Kriens ist damit die einzige grössere Agglogemeinde, die keine Ferienbetreuung mehr anbietet. Es werde geprüft, diese 2023 wieder ins Budget aufzunehmen. Grundsätzlich sind Gemeinden gemäss kantonalem Recht nicht verpflichtet, Ferienbetreuung zu gewährleisten.

Der Ärger bei Eltern ist gross

Die Massnahmen sind Teil des Budgets 2022, das Ende des letzten Jahres vom Einwohnerrat bewilligt worden ist. Diese Woche erhielten die Eltern ein Informationsschreiben. Vielen waren die Massnahmen zuvor nicht bekannt. Unsere Zeitung hat mehrere Reaktionen von Eltern erhalten, die nun nicht wissen, wie sie die Kinder während der Ferien betreuen lassen sollen. Eine Mutter sagt:

«Ich bin alleinerziehend und habe keine Ahnung, wie ich das nun organisieren soll, zumal die Info sehr kurzfristig gekommen ist.»

Eine weitere Mutter weist darauf hin, dass auch die Ferienlager wegen Corona abgesagt worden sind. Sie müsse wohl ihr Studium abbrechen, für eine private Betreuung fehle das soziale Umfeld und eine Nanny könne sie sich nicht leisten.

Auch die Tariferhöhung für die Betreuung während der Schulzeiten sorgt für Ärger. «Ein Aufschlag in dieser Höhe ist unglaublich und für alle Familien [...] ein Schlag ins Gesicht», schreibt jemand auf Facebook. Eine weitere Mutter sagt:

«Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist das ein enormer Rückschritt.»

Am Freitag wurde auf «Petitionen.com» eine Petition lanciert mit dem Ziel, die Massnahmen rückgängig zu machen.

Kriens ist klar teurer als die anderen grossen Gemeinden

Ein Vergleich mit den anderen grossen Regions-Gemeinden Luzern, Emmen, Horw und Ebikon zeigt, dass Eltern in Kriens für die Betreuung nun am meisten bezahlen. Bei einem Einkommen von 30’001 bis 35’000 Franken kostet 1x Mittagstisch neu 16.50 Franken (bisher 11). In den anderen Gemeinden werden 9 bis 15.50 Franken verlangt, wobei die Tarifstrukturen teils schwierig vergleichbar sind. Bei höherem Einkommen geht die Schere deutlich auseinander. Ab 80'001 bis 90'000 Franken kostet der Mittagstisch in Kriens neu 30 Franken (bisher 20). In den anderen Gemeinden sind es 16.80 bis 19 Franken.

Stadtrat: «Wir sehen keine andere Lösung»

«Wir sind uns bewusst, dass die Tariferhöhung einige Eltern stark belasten wird», sagt Bildungsvorsteher Marco Frauenknecht (SVP). «Wir sehen jedoch keine andere Lösung. Diese freiwilligen Subventionen sind im Bereich der Bildung die einzige Möglichkeit, um die Vorgaben des Gesamtbudgets zu erreichen.» Der Rest sei gesetzlich vorgegeben.

Wieso wurden die Eltern erst diese Woche informiert? Frauenknecht führt aus, dass das Parlament das Budget im November behandelt hat und die Massnahmen in den entsprechenden Unterlagen explizit erwähnt waren. Nachdem das Budget im Dezember rechtskräftig wurde, habe jetzt Anfang Januar der Stadtrat die Umsetzung konkret an die Hand genommen. «Viel früher konnte das also gar nicht kommuniziert werden. Wenngleich ich zugestehen muss, dass es jetzt kurzfristig ist.»

Stadt erhofft sich Mehreinnahmen von halber Million

Ob Kriens nun bei Familien an Attraktivität einbüsst, werde sich zeigen, so Frauenknecht. Er weist darauf hin, dass die Stadt während der Schulzeit ein breites Betreuungsangebot mit zahlreichen Standorten habe und dieses auch ausbaue. Der Stadtrat rechnet durch die Erhöhung der Tarife mit Mehreinnahmen von 500’000 Franken. Die Streichung des Ferienhorts soll Einsparungen von rund 130’000 Franken bringen.