Direktor des Luzerner Gewerbeverbands will Lehre attraktiver machen

Gaudenz Zemp, Direktor des kantonalen KMU- und Gewerbeverbands (KGL), ist die steigende Gymi-Quote ein Dorn im Auge. Gerade mit der Berufsmatura will er auch schulisch starke Jugendliche für die Lehre begeistern.

Lukas Nussbaumer
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Gaudenz Zemp, Direktor des kantonalen KMU- und Gewerbeverbands (KGL). (Bild: PD)

Gaudenz Zemp, Direktor des kantonalen KMU- und Gewerbeverbands (KGL). (Bild: PD)

Nach den Sommerferien wechseln so viele Sechstklässler wie nie an die Kanti – 21 Prozent. Das sind zwei Prozent mehr als in den letzten Jahren (wir berichteten). Leiden darunter jene, die auf gut qualifizierte Lehrlinge angewiesen sind? Gaudenz Zemp, Direktor des KMU- und Gewerbeverbands, nimmt Stellung.

Das Gewerbe kämpft um mehr Lehrlinge – und immer mehr Schüler gehen ans Gymi. Macht Ihnen das Sorgen?

Gaudenz Zemp: Wir hätten gerne die besten Talente in der Berufsbildung. Eine wachsende Langzeit-Gymi-Quote ist deshalb nicht im Interesse der Luzerner KMU-Wirtschaft. Sie ist auch politisch nicht gewollt. Es gibt keine Vorgaben, die Quote derart rasant wachsen zu lassen.

Braucht es also eine Begrenzung der Gymi-Quote?

Die Gymi-Quote hat sich über die letzten 40 Jahre mehr als verdoppelt. Die Kinder kommen aber nicht grundsätzlich intelligenter zur Welt. Es wird heute ein viel grösserer Aufwand betrieben, auch mittelmässige Schüler ans Gymi zu bringen. Diese Entwicklung befürworten wir nicht.

Tut der Kanton Luzern denn genug für die Förderung der Berufslehre?

Unser Kanton hat eine ausgeprägte KMU-Wirtschaft. Entsprechend hat der Kanton den dualen Bildungsweg aktiv gefördert. Über Jahre hatten wir eine konstante Gymi-Quote von 19 Prozent. Das relative Wachstum der Quote heuer um 10,5 Prozentpunkte kommt völlig überraschend.

Der Kanton Luzern hat in den letzten Jahren bei der Bildung gespart. Zu stark?

Der Bildungsbereich ist gut finanziert. Die Bildung tut sich aber schwer mit konsequenten Priorisierungen und sie neigt zur Verzettelung und Doppelspurigkeit. Deshalb wurden Ausgabendrosselungen nötig. Da es leider schnell gehen musste, wurde teils an falschen Orten gespart. Zum Beispiel bei den Berufsschullehrern an der Front.

Was tut das Gewerbe, um Lehren attraktiv zu machen?

Mit der Berufsmatura sprechen wir auch schulisch starke Jugendliche an. Die Zentren für überbetriebliche Kurse bieten tolle Möglichkeiten. Bilinguale Konzepte und Auslandaufenthalte machen die Lehre zusätzlich attraktiv. Auf die Lehre folgen spannende Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit der Zentralschweizer Bildungsmesse und den Swiss Skills versuchen wir auch, das Image in der Bevölkerung weiter zu steigern. Potenzial nach oben gibt es. Wir müssen noch attraktiver werden.