BUCHRAIN: Er beobachtet seit 10 Jahren Wetterphänomene

Damian Isenschmid erforscht das Klima im Rontal. Sein Traum: Eine Reise mit Tornadojägern in den USA – und eine zweite Chance.

Andrea Schelbert
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Damian Isenschmid auf einem Feld etwas ausserhalb von Buchrain. (Bild: Manuela Jans / Neue LZ)

Damian Isenschmid auf einem Feld etwas ausserhalb von Buchrain. (Bild: Manuela Jans / Neue LZ)

Grosse Hagelkörner, gewaltige Sturmböen oder gefährliche Blitze geben Damian Isenschmid einen Adrenalinkick: «Blitze sind etwas Gigantisches. Keiner weiss, wo der Blitz einschlagen wird. Das ist faszinierend», sagt der 25-Jährige. Auch Föhn und Gewitter findet er beeindruckend. «Bei einem Gewitter weiss man nicht, was passieren wird. Gibt es einen Sturm, hagelt es, oder fällt alles in sich zusammen? Diese Ungewissheit macht es spannend.»

«Rontal ist wärmer und trockener»

Bei unserem Treffen ist es wettertechnisch ruhig, Isenschmid blickt nur ganz selten von seiner Dachwohnung nach draussen. Doch wenn sich Wetterphänomene ereignen, dann steht der kaufmännische Angestellte am Fenster und beobachtet, was sich draussen abspielt. «Ich bin kein Gewitterjäger, ich bin nur ein Beobachter», stellt er klar. Er betreibe seit zehn Jahren Wetterforschung aus persönlichem Interesse.

Isenschmids Begeisterung fürs Wetter ist enorm. Er holt sich im Internet Radarbilder, Satellitenbilder, informiert sich bei verschiedenen Wetterportalen und vergleicht Wetterkarten von verschiedenen Anbietern. «Es kommt vor, dass ich an einem Tag vier bis fünf Stunden dem Wetter widme.»

Der Rontaler betreibt beim Elternhaus in Buchrain eine Wetterstation. Diese ist dem Messnetz von Meteomedia angeschlossen und liefert seit knapp drei Jahren Daten zur Erschliessung des Messnetzes zwischen Luzern und Zug. Doch was macht der junge Mann mit diesen Daten? «Ich benutze sie zur Einschätzung der Tageslage und um das Klima im Rontal zu erforschen», erklärt er. Das Klima im Rontal sei komplett anders als in der Stadt Luzern, in Küssnacht oder Zug. «Im Rontal ist es wesentlich wärmer und trockener.» Einige erfahrene Meteorologen hätten bereits versucht, eine Erklärung dafür zu finden. «Auch ich habe bisher keine aufschlussreiche Antwort gefunden.»

«Ich hatte Angst»

«Dass mich das Wetter beeindruckt, weiss ich schon, seit ich denken kann. Meine Mutter erzählt, dass ich schon als Zweijähriger oft und lange am Fenster stand, um dem Wetter zuzuschauen. Wenn es geschneit hatte, konnte man mich kaum noch vom Fenster wegbringen.» Isenschmid erzählt von einem Schlüsselerlebnis, das letztlich den Stein ins Rollen gebracht hat: Es war der 21. Juli 1998, als ein schweres Unwetter über den Kanton Luzern hinwegzog und in den Gemeinden Malters, Schwarzenberg, Kriens, Luzern und Adligenswil zum Teil schwerste Schäden verursachte. Der Luzerner wohnte damals in Malters. «Es hat in Malters während 15 Minuten tennisballgrosse Hagelkörner heruntergehauen. Ich als knapp zehnjähriger Bub hatte Angst, weil ich nicht wusste, was da abläuft. Doch später stellte ich fest, dass meine Faszination fürs Wetter genau an diesem Abend begann.»

Einmal einen Tornado jagen

Seine Beobachtungen teilt Isenschmid online mit Leuten, die auch von Wetterereignissen begeistert sind. Unter dem Pseudonym «Rontaler20» veröffentlicht er bei Youtube Videos von Wetterphänomenen. Auch unter www.sturmforum.ch und www.sturmwetter.de ist er aktiv.

Für Damian Isenschmid steht fest, dass er eines Tages mit einer Gruppe professioneller Sturmjäger in Amerika losziehen wird. «Ich möchte mit ihnen möglichst nahe an einen Tornado herankommen.» Ein gefährliches Abenteuer, kam doch heuer einer der führenden Stormchaser, wie die Gewitterjäger in Amerika genannt werden, in Oklahoma ums Leben. Sein Auto wurde vom Tornado zertrümmert und fast einen Kilometer durch die Luft geschleudert. Nur anhand eines noch intakten Rads konnte man das Fahrzeug identifizieren.

Dass das Wetter viel Schaden anrichten kann und zahlreiche Gefahren birgt, ist dem 25-Jährigen klar. «Das ist die Schattenseite, und dagegen kann man nicht viel machen. Das Wetter zeigt uns immer wieder, wie mächtig die Natur ist. Es lohnt sich darum, abschätzen zu können, was passieren wird.»

«Das war ein grosser Fehler»

Damian Isenschmid wird oft von Freunden und Bekannten nach einer Wetterprognose gefragt. Darüber freut er sich. Sein «absoluter Traum» wäre es, wenn er sein Hobby zum Beruf machen könnte. Zwar bekam er 2010 eine grosse Chance, als er in Gais für den Wetterdienst Meteomedia von Jörg Kachelmann ein unbefristetes Praktikum absolvieren durfte. «Ich habe das Praktikum leider abgebrochen. Das war ein grosser Fehler.» Heimweh war der Hauptgrund, warum der Rontaler nach Buchrain zurückkehrte. «Wenn ich nochmals eine solche Gelegenheit bekäme, würde ich sie nutzen», sagt er.

Hinweis

Weitere Informationen unter www.rontalwetter.ch