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Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga: «Der Kanton Luzern hat die Pandemie im Griff»

Krisenstimmung zwischen Bund und Kantonen? Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat am Montagvormittag Luzern besucht und spricht von einer Annäherung. Zudem lobt sie die öffentliche Spitex.

Alexander von Däniken
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Hochrangiger Besuch am Montagvormittag in Luzern: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) hat sich mit Vertretern des Luzerner Regierungsrats, des Stadtrats und des kantonalen Spitexverbands zum Austausch getroffen. Die SP-Magistratin und Vorsteherin des eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation betonte an einer Medienkonferenz an der Uni Luzern, wie wichtig ein solcher Austausch sei.

In der Tat: Nach dem Lockdown gab der Bundesrat einen grossen Teil der Entscheidungskompetenz an die Kantone zurück, war dann aber nicht immer zufrieden. Die Kantone sollten griffigere Massnahmen ergreifen und in ihren Spitälern mehr Kapazitäten für Covid-Patienten schaffen, hallte es aus Bundesbern. Auf entsprechende Frage unserer Zeitung sprach Sommaruga nun von einem Lernprozess, der erste Früchte trage: «Es gab Reibungen, aber wir haben dazugelernt.» Dazu würden regelmässige Besuche von Bundesräten in den Kantonen und Gemeinden gehören. Vieles laufe schon besser. «Es wird wohl auch in Zukunft Friktionen geben, sie dürften aber weniger heftig werden, weil man sich nun persönlich kennt.»

Lage trotz sinkender Zahlen noch ernst

In einer kurzen Rede betonte die Bundespräsidentin, dass sich die Fallzahlen schweizweit zwar abflachen, die Situation aber nach wie vor ernst sei. Es sei wichtig, dass Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammenarbeiten und auch die Bevölkerung die Abstands- und Hygieneregeln einhalte. Das gelinge hier gut:

«Der Kanton Luzern hat die Situation im Griff.»

Sommaruga bedankte sich vor allem beim kantonalen Spitexverband und damit den Pflegerinnen und Pflegern. Eindruck machte ihr, dass die Luzerner Spitex im Gegensatz zu den meisten anderen Kantonen von Anfang an in den Krisenstab eingebunden ist. Jim Wolanin, der Präsident des kantonalen Spitexverbands, gab die Blumen auf Anfrage unserer Zeitung der Bundesrätin zurück: «Ich bin sehr beeindruckt, dass sie sich für uns Zeit genommen hat.» Sommaruga habe am Freitag mit einer Klientin telefoniert und auch mit einer Pflegerin gesprochen.

Stadtpräsident Beat Züsli sowie die Regierungsräte Guido Graf und Reto Wyss (von links) verfolgen die Rede von Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Stadtpräsident Beat Züsli sowie die Regierungsräte Guido Graf und Reto Wyss (von links) verfolgen die Rede von Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Bild: Pius Amrein (Luzern, 16. November 2020)

Spitex: «Einige Mitarbeiterinnen am Anschlag»

Die Mitarbeiterinnen der öffentlichen Spitex betreuen im Kanton Luzern auch Covid-19-Patienten. Lässt es der Gesundheitszustand zu, können so die Spitäler entlastet werden. Wolanin verhehlt nicht, dass dieser Sondereffort an die Substanz geht: «Einige Mitarbeiterinnen sind am Anschlag.» Der Spitexverband habe sich bei Sommaruga dafür starkgemacht, dass die Pflegerinnen mehr Kompetenzen und mehr Lohn erhalten.

Gerade höher qualifizierte Pflegerinnen sollten besser entlöhnt werden. Und dass ein Arzt vorschreibe, wie lange ein Klient geduscht werde, sei stossend. Schliesslich hätten die Pflegerinnen regelmässig Kontakt mit den Klienten. Trotzdem: Ist Sommarugas Besuch nicht einfach eine Zugabe zum Applaus der Bevölkerung vom Frühling? Tatsächlich reicht der Besuch laut Wolanin nicht. «Aber wir haben unsere Anliegen nun direkt deponiert und hoffen, dass diese Notlage zeigt, wie wichtig die Spitex für die Gesellschaft ist.»

Guido Graf.

Guido Graf.

Bild: Pius Amrein (Luzern, 16. November 2020)

Das erwähnten in ihren Reden auch die Regierungsräte Guido Graf (CVP) und Reto Wyss (CVP) sowie der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli (SP). «Der Beitrag der Spitex vor Ort ist enorm wichtig», sagte Graf. Wyss und Züsli schöpften derweil aus der Annäherung zwischen Bund und Kantonen Hoffnung für die Wirtschaft. Laut Wyss ist die kommende Härtefallregelung ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit. Dort gibt der Bund den Rahmen vor und beteiligt sich zu 50 Prozent, die Kantone regeln die Details. Und Züsli war froh, dass sich Sommaruga explizit auch für den in der Stadt so wichtigen Tourismus, aber auch die Kultur interessierte.