Kommentar
China nicht unterschätzen

Die Zahl der Touristen aus China nimmt stark zu. Nun ändert Schweiz Tourismus die Strategie. Die riesige Zahl an potenziellen Privatreisenden aus China kann den Schweizer Markt überfordern.

Robert Knobel
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Schweiz Tourismus spricht aus, was viele schon länger ahnten: Geht das Wachstum des chinesischen Massentourismus so weiter, wird die Schweiz schon bald an ihre Grenzen stossen. Deshalb wird das Marketing völlig neu ausgerichtet: Umgarnt werden nicht mehr die grossen chinesischen Reiseveranstalter, die möglichst viele Touristen in die Schweiz schicken sollen. Im Fokus stehen vielmehr diejenigen Chinesen, die auf eigene Faust die Schweiz erkunden wollen.

Mit Erfolg: So sind in Luzern mittlerweile fast die Hälfte aller chinesischen Touristen Individualreisende. Bei der Luzern Tourismus AG, die auch den Zentralschweizer Tourismus vertritt, ist man allerdings eher skeptisch gegenüber einer Abkehr vom Gruppentourismus. Doch gerade in Luzern hat dieser bei der Bevölkerung ein massives Imageproblem. Mit der «Vision Tourismus 2030» will die Politik dem Tourismus strategische Leitplanken geben. Diese werden wohl auf eine Schwächung des Gruppen- und Cartourismus hinauslaufen.

Doch auch eine Verlagerung auf den Individualtourismus ist nicht zu unterschätzen: Die riesige Zahl an potenziellen Privatreisenden aus China kann den Schweizer Markt genauso überfordern. Es ist daher richtig, wenn die Schweiz – und die Zentralschweiz – offen darüber debattieren, welche Art von Tourismus wir eigentlich wollen. Nur so kann die Balance zwischen den Bedürfnissen von Gästen und Einheimischen gewahrt bleiben.