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Luzern
Letzte Woche hätte der Kanton Luzern gut 16'000 Impfdosen erhalten sollen – doch sie sind noch nicht eingetroffen. Werden sie diese Woche nicht geliefert, müssen Impftermine verschoben werden. Regierungsrat Guido Graf übt Kritik am Bundesamt für Gesundheit und fordert mehr Verbindlichkeit.
350'000 Impfdosen von Moderna hätte die Schweiz Ende letzter Woche erhalten sollen. Doch lediglich 70'000 Dosen sind bisher eingetroffen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Kantone am Freitag informiert hat. Als Grund wurden Probleme seitens des Impfstoffherstellers genannt. Die Verzögerung hat auch Folgen für den Kanton Luzern: «Er erhält von dieser Teillieferung keine Impfdosen», wie es in einer Mitteilung heisst, obwohl ursprünglich 16'000 Impfdosen zugesichert worden waren. Auf Anfrage erklärt Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf:
«Diese Woche reichen die vorhandenen Impfdosen noch aus, um durchimpfen zu können, während andere Kantone bereits keine Impfdosen mehr haben.»
Deshalb werde Luzern im Rahmen der Teillieferung diese Woche nicht berücksichtigt.
Sämtliche Impftermine in dieser Woche finden laut Mitteilung des Kantons unverändert statt. Guido Graf führt aus:
«Der Impfvorrat des Kantons Luzern reicht bis Sonntagabend.»
Die Personen mit einem Impftermin für diese Woche müssten daher nichts weiter unternehmen, sie können ihren Impftermin laut Kanton wahrnehmen.
Der Rest der Lieferung für die Schweiz, also 280’000 Impfdosen, erfolgt gemäss Angaben des BAG mit einer Woche Verzögerung. Sobald geklärt sei, ob und wie viele Moderna-Impfdosen der Kanton Luzern diese Woche aus dieser Hauptlieferung erhalte, informiere das Gesundheits- und Sozialdepartement (GSD), heisst es weiter. Guido Graf hofft sehr, dass die versprochenen 16'000 Impfdosen im Verlauf dieser Woche eintreffen. Bestätigt worden sei die Lieferung durch das BAG noch nicht.
«Erhalten wir die Lieferung bis am Freitag nicht, müssen wir die Impfkapazität ab dem 26. April herunterfahren.»
Die Unsicherheit erschwere die Planung enorm und sei eine schwierige Situation. Eine weitere Lieferverzögerung würde laut dem CVP-Regierungsrat bedeuten, dass Tausende Impftermine manuell verschoben werden müssten. «Die Herausforderung dabei ist, dass wir die Impftermine nicht einfach einen Tag später durchführen können, weil die Impfzentren tags darauf ebenfalls bereits ausgelastet sind.» Der Gesundheits- und Sozialdirektor betont sein Verständnis für die Ungeduld der Betroffenen.
Der Regierungsrat übt ausserdem Kritik am Bundesamt für Gesundheit: «Die Situation bleibt für die Kantone höchst anspruchsvoll. Ich erwarte vom Bund, dass eine höhere Verlässlichkeit bei der Beschaffung der Impfstoffe sichergestellt wird.» Dies gelte umso mehr, als dass der Bund die Kantone am vergangenen Donnerstag aufgefordert hat, die Impfvorräte für die Zweitimpfungen abzubauen. Guido Graf macht keinen Hehl aus seinem Ärger über die Kommunikation des BAG. «Am Donnerstag sass ich sechs Stunden lang in einer Videokonferenz mit dem BAG – ohne dass die tags darauf kommunizierte Lieferverzögerung erwähnt wurde.» Deshalb habe er am Donnerstag entschieden, die Impfzentren künftig auch am Sonntag zu öffnen. «Am Wochenende mussten wir mit der neuen Information nochmals verschiedene Varianten diskutieren.»
Auch Guido Grafs Berner Pendant, Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP), sparte jüngst nicht mit Kritik am BAG. Er forderte gar, dass der Bundesrat dem BAG die Impflogistik entzieht und diese Privaten überträgt. Auch Guido Graf sieht beim Impfmanagement des BAG «noch viel Luft nach oben». Für ihn bräuchte es eine viel engere Begleitung.
«Das BAG sollte in den Moderna-Werken vor Ort vertreten sein. Es kann nicht sein, dass der Bund erst so spät von Lieferverzögerungen erfährt.»
Kritik äussert Graf auch an den zwischen dem BAG und Moderna vereinbarten Quartalslieferverträgen. «Damit kann Moderna theoretisch noch am letzten Tag im Quartal liefern und erfüllt den Vertrag dennoch.» Der Luzerner Regierungsrat verlangt verbindlichere Liefertermine, zum Beispiel alle zwei Wochen oder zumindest einmal pro Monat. Zur Forderung von Schnegg, das Dossier der Privatwirtschaft zu übertragen, sagt der Luzerner Magistrat lediglich: «Alle lernen in dieser Krise dazu.»
Die Verzögerungen bei der Impfstoffbeschaffung haben laut Mitteilung des Kantons Luzern keine Konsequenzen für den Impfstart in den rund 40 ausgewählten Arztpraxen im Kanton Luzern. «Sie erhalten heute Montag erstmals die bestellten Impfdosen, sodass mit den Impfungen begonnen werden kann», heisst es am Montag beim GSD. Ältere Personen und chronisch kranke Personen mit höchstem Risiko können damit durch die Hausärztin oder den Hausarzt geimpft werden.
Mehrere Arztpraxen bestätigen am Montagnachmittag den Erhalt der ersten Moderna-Impfdosen. In einer ersten Phase sollen den Praxen rund 3500 Impfdosen zur Verfügung stehen. Beim Hausarztzentrum Gersag in Emmenbrücke heisst es auf Anfrage:
«Mit dem Erhalt der ersten Impfdosen können wir nun die Impftermine planen.»
Der Start sei für Donnerstag vorgesehen. Wird eine Ampulle geöffnet, müssen jeweils innert weniger Stunden zehn Impfungen verabreicht werden. Das sei eine Herausforderung. «Das Interesse an einem Impftermin ist gross. Es haben sich viele Patienten angemeldet.» Ausserdem werde die Warteliste von Personen abgearbeitet, welche sich bereits in den letzten Monaten gemeldet hätten. Auch weitere angefragte Praxen beginnen frühestens am Dienstag mit den Impfungen.