Das SGV-Dampfschiff Stadt Luzern ist erstmals in seiner über 90-jährigen Geschichte generalüberholt worden. Die Kosten belaufen sich auf 13,3 Millionen Franken. Am 1. Mai sticht es in den See.
Nach zweieinhalbjähriger Generalrevision ist es so weit. Das Dampfschiff Stadt Luzern der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) ist pünktlich zum Start des Frühlingsfahrplans ab dem 1. Mai wieder auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Zurzeit liegt die «Stadt Luzern» in der SGV-Werft am Inseli vor Anker. Am Donnerstagnachmittag durften Medienvertreter auf dem Schiff einen Rundgang machen.
Das Flaggschiff der SGV war 1928 in Betrieb genommen worden. Seither wurde es zweimal revidiert, 1954 und während der Winterhalbjahre 1985 bis 1989. Von Ende September 2018 bis Frühling 2021 wurde die «Stadt Luzern» in der Werft der Shiptec AG, einem Unternehmen der SGV-Gruppe, nun erstmals einer Generalrevision unterzogen. Unter anderem wurden die Innenräume mit neuem Mobiliar wie Teppichen, Stühlen und Tischen ausgestattet. Es handelt sich um Rekonstruktionen aufgrund von Fotos aus der Ursprungszeit.
Die originalen Dampfkessel waren an ihrem Lebensende angelangt und mussten ausgewechselt werden. Zudem wurde die Schiffsküche neusten Anforderungen angepasst.
«Wir freuen uns sehr, dass die Generalrevision budgetkonform und pünktlich abgeschlossen werden konnte», sagte Hans-Rudolf Schurter, Verwaltungsratspräsident der SGV Holding AG, vor dem Rundgang. Die Kosten von insgesamt 13,3 Millionen Franken wurden mehrheitlich von der SGV getragen, 4 Millionen Franken trugen die Dampferfreunde Vierwaldstättersee bei. Deren Vizepräsident Werner Grossniklaus erklärte: «Es ist uns mit verschiedenen Massnahmen gelungen, seit Juni 2018 einen Grossteil dieses Beitrages zu sammeln.»
Die Denkmalpflege von Bund und Kanton Luzern beteiligte sich mit einem Beitrag von 1,1 Millionen Franken. Dadurch wird das Dampfschiff Stadt Luzern mit einem Fassungsvermögen von 1200 Personen nebst dem Dampfschiff Unterwalden das zweite Schiff der SGV, welches unter Denkmalschutz gestellt wird. «Die gesamte Dampfschiff-Flotte ist Teil unserer Kulturgeschichte und als solche im Verzeichnis der Kulturgüter von nationaler Bedeutung eingetragen», sagt die kantonale Denkmalpflegerin Cony Grünenfelder.
Das Flaggschiff der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees wurde für rund 13 Millionen Franken generalrevidiert, in den Originalzustand zurückversetzt und unter Denkmalschutz gestellt. Hier einige Daten zur «Stadt Luzern»:
Die fünf noch heute auf dem Vierwaldstättersee verkehrenden Raddampfer seien keine Museumsstücke, sondern «lebendige fahrende Denkmäler», betonte Grünenfelder: «Sie faszinieren uns als technische Errungenschaft aus der Blütezeit des Tourismus. Gleichzeitig verzaubern sie uns durch ein einmaliges Reiseerlebnis, das uns noch heute spüren lässt, wie damals die einzigartige Landschaftskulisse bequem schiffbar gemacht wurde.» Die «Stadt Luzern» war 1928 das letzte Dampfschiff, das für einen Schweizer See gebaut wurde. Von den anderen, älteren Dampfschiffen hebt sie sich gemäss Grünenfelder durch ihr Äusseres ab, «das sich in seiner Gestaltung an den grossen Ocean-Linern der 1920er-Jahre orientiert».
Auf dem Rundgang wähnt man sich tatsächlich um fast ein Jahrhundert zurückversetzt. Im Erscheinungsbild wurde an der « Stadt Luzern» nichts verändert. Nur die allernötigsten Eingriffe wurden vorgenommen, getreu dem denkmalpflegerischen Grundsatz «Reparatur vor Ersatz». In den Salons im Oberdeck glaubt man, etwas vom Glanz und Glamour von früher zu spüren.
Einzigartig am Dampfschiff Stadt Luzern sind auch die rundum laufenden Panoramafenster, dank denen die Innenräume sehr hell erscheinen.
Auch der Maschinenraum zeigt sich weiterhin in seinem Originalzustand.
Bei der ersten Inbetriebnahme des Dampfschiffs Stadt Luzern 1928 war es zu einem aus heutiger Sicht unerklärlichen technischen Super-GAU gekommen. Schon am zweiten Betriebstag zeigte sich nämlich, dass die ursprüngliche Maschine der Firma Sachsenberg so defekt war, dass sie nicht repariert werden konnte, erzählte Hans-Rudolf Schurter. Über ein Jahr lang konnte das Dampfschiff danach nicht auslaufen, bevor es die neue Sulzer-Maschine erhielt, «die bis heute einwandfrei läuft».
Zahlreiche illustre Gäste haben die 90-jährige Geschichte des Dampfschiffes geprägt. Eckpfeiler dabei waren der Besuch von Queen Elizabeth II und Prinz Philipp am 2. Mai 1980,
oder die legendäre Fahrt am 25. Juli 1940 von General Henri Guisan und den Heereseinheitskommandanten im 2. Weltkrieg zum Rütli-Rapport.
Ab dem 1. Mai 2021 wird das Dampfschiff Stadt Luzern im Kursverkehr von Luzern nach Flüelen unterwegs sein. Das Schiff verlässt Luzern jeweils um 11.12 Uhr und kommt um 13.55 Uhr in Flüelen an, wo es dann wieder zurück nach Luzern fährt. Aufgrund der erwarteten erhöhten Nachfrage für die ersten Kursfahrten mit dem Dampfschiff Stadt Luzern am 1. und 2. Mai 2021 sowie der Einschränkungen durch die Coronaschutzmassnahmen ist an diesen beiden Tagen eine Reservationspflicht erforderlich, und es gibt kein gastronomisches Angebot auf dem Schiff. Es seien noch Billette erhältlich, sagte SGV-Marketingleiter Werner Lüönd.
Sobald es die Covid-19-Bestimmungen zulassen, soll es zwei neue kulinarische Schifffahrten auf dem Dampfschiff Stadt Luzern geben. Beim «Wine & Dine mit Dampf» erleben die Gäste einmal im Monat lokale Speisen inklusive Weinbegleitung. Für die Freunde der Musik findet die Fahrt «Jazz & Dine mit Dampf» im August und September statt.
Hinweis: Fahrplan und Preise auf www.lakelucerne.ch