Dank Luzerner Durchgangsbahnhof: Eine Fläche so gross wie 16 Fussballfelder kann neu genutzt werden

Das Jahrhundertprojekt wird nicht nur den Bahnhof Luzern selbst, sondern auch das Gebiet um diesen herum stark verändern. Wie, ist noch offen. Die Stadt gleist nun die Planungen auf.

Stefan Dähler
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Blick auf den Bahnhof Luzern. Künftig werden hier deutlich weniger Gleise nötig sein. (Bild: Nadia Schärli, 6. April 2019)

Blick auf den Bahnhof Luzern. Künftig werden hier deutlich weniger Gleise nötig sein. (Bild: Nadia Schärli, 6. April 2019)

Lange schien der Luzerner Durchgangsbahnhof ein ferner Traum zu sein. Doch langsam wird es konkret. Vor einigen Wochen hat der Ständerat beschlossen, die Projektierung des Bahnhofs in den Ausbauschritt 2035 aufzunehmen. Läuft alles nach Plan, wird der Durchgangsbahnhof 2040 in Betrieb genommen (wir berichteten).

Damit wird es auch Zeit, sich mit den konkreten städtebaulichen Auswirkungen des Jahrhundertprojekts auseinanderzusetzen. Denn diese sind immens. Die SBB rechnen damit, dass nach der Realisierung des Durchgangsbahnhofs eine Gleisfläche von rund acht Hektaren nicht mehr benötigt wird, wie das Magazin «Stadtsicht» berichtet. Das entspricht der Grösse von rund 16 Fussballfeldern. Dies, weil der Bahnbetrieb künftig mehrheitlich unterirdisch abgewickelt wird.

Welche Gleise genau betroffen sein werden, sei noch nicht klar, teilen die SBB auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dies werde erst in den nächsten Jahren festgelegt. Dieser Plan zeigt in groben Zügen, wo grössere Flächen frei werden:

Rund ein Viertel dieser Fläche wird für die SBB-Überbauung Rösslimatt benötigt. Was mit dem Rest geschieht, ist noch offen, die Planungen haben erst begonnen. Die Stadt Luzern will die Federführung übernehmen. Deborah Arnold, Leiterin Stadtplanung, sagt:

«Wir erhalten hier die Chance, mitten im Zentrum in grossen Dimensionen zu denken, statt aufgrund der engen Platzverhältnisse bloss zu justieren.»

Wann genau welche Gleisflächen frei werden, sei aktuell noch nicht klar. Das hänge auch davon ab, wo Installationsflächen benötigt werden, so Arnold. Das erste Ziel sei nun, eine Vorstellung zu entwickeln, wie «der Bahnhof der Zukunft» und sein angrenzendes Umfeld aussehen soll. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Partnern wie den SBB, dem Verkehrsverbund, der Zentralbahn, dem Kanton und weiteren. Ob und wie viele Wohnungen, Büroräume oder öffentliche Plätze realisiert werden sollen, ist ebenfalls noch offen. Derzeit erarbeitet die Baudirektion einen Bericht und Antrag an den Grossen Stadtrat, der aufzeigt, wie der Planungsprozess von statten geht und wie viel er kosten wird. Dieser soll bis Ende Jahr vorliegen.

Ersatz für Bahnhofparking wird gesucht

Was soll alles Platz finden auf der neuen Fläche? Ein Thema dürfte der Verkehr sein. «Wir laufen diesbezüglich am Limit», sagt Arnold. «Die künftig frei werdenden Areale geben uns die Möglichkeit, in einem neuen Rahmen zu denken.» Denkbar wäre zum Beispiel ein neuer Busterminal. Sicher ein Thema wird sein, wie man das unterirdische Bahnhofparking P1 ersetzen kann. Dieses muss für den Durchgangsbahnhof weichen. Weiter könnten neue Verbindungen zwischen dem Tribschen- und dem Neustadtquartier ins Auge gefasst werden, da die Gleisfläche viel kleiner wird, was Querungen vereinfacht.

Die frei werdenden Gleisflächen gehören den SBB. Die Planung obliegt daher letztendlich den Bundesbahnen. Diese sind dafür bekannt, auf ihren Grundstücken vor allem Renditeziele zu verfolgen – dabei handelt es sich um eine Vorgabe des Bundesrats. Besteht die Gefahr, dass dies die Planungen in Luzern stark beeinträchtigt? «Starten wir nun einen guten Prozess unter Einbezug der verschiedenen Interessenten, des Parlaments und der Bevölkerung, besteht die Chance auf Projekte, von denen auch die Bevölkerung profitieren kann», sagt Arnold.

Rösslimatt: Kein konkreter Baubeginn in Sicht

Die erste Etappe der Rösslimatt-Überbauung der SBB könnte unabhängig vom Durchgangsbahnhof realisiert werden. Ursprünglich sollte das Grossprojekt «Perron» mit rund 20'000 Quadratmetern Geschossfläche bereits 2018 gebaut sein. Dieser Termin wurde inzwischen mehrmals verschoben. Dies hauptsächlich, weil die SBB Schwierigkeiten bekunden, einen Hauptmieter für die Büroräumlichkeiten zu finden (wir berichteten).

Derzeit ist unklar, wann der Baubeginn erfolgen wird. Die SBB wollen nicht bauen, bevor mindestens 50 Prozent der Büroflächen vergeben sind. Man sei mit verschiedenen Interessenten im Gespräch, teilen die Bundesbahnen auf Anfrage unserer Zeitung mit. Ein konkreter Baubeginn sei aber nicht in Sicht. Ein Verkauf des Areals ist für die SBB aber kein Thema, so Mediensprecher Christian Ginsig.