Aufgrund des Klimawandels steht der Wald im Kanton Luzern zunehmend unter Stress. Was ist zu tun? Gegenüber Trockenheit resistentere Baumarten könnten die Wälder stärken. Daher ist der Kanton bereit, Waldbesitzer bei der Wiederbewaldung zu unterstützen.
Für die Wälder in der Schweiz war das laufende Jahr bislang weitestgehend kein gutes. Bereits im Januar führten Tiefdruckgebiete, begleitet von mehreren Stürmen, zu erheblichen Waldschäden. Allein im Kanton Luzern führten Winde, die teils in Orkanstärke über das Land fegten, zu grossen Verwüstungen. Bäume mit einem Gesamtvolumen von rund 150'000 Kubikmetern wurden im grössten Zentralschweizer Kanton niedergefegt. Diese Menge entspricht in etwa zwei Dritteln der jährlichen Holzernte in diesem Gebiet.
Zu Beginn des Frühlings schien sich die Situation dann zu beruhigen. Genügend Wasser in Form von Regen oder Schnee half den Bäumen bei der Regeneration. Dann setzte Ende April aber das ein, was bis in diese Herbsttage anhält: überdurchschnittlich warmes Wetter, verbunden mit erheblicher Trockenheit. In erster Linie Letzteres setzt den Bäumen vielerorts zu. Im Kanton Luzern betreffe das vor allem südexponierte Lagen im Wigger-, Suren- und Seetal, sagt Bruno Röösli, Leiter Abteilung Wald bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald.
Die eingangs erwähnten Sturmereignisse führten auch dazu, dass viele Bäume geschwächt wurden, auch wenn sie der Wind nicht zu Boden drückte. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch das Wurzelwerk. Und das wiederum führt dazu, dass es die betroffenen Bäume während der lang anhaltenden Trockenheit noch schwieriger haben, genügend Wasser aufzunehmen.
Erschwerend kam hinzu, dass sich ausgerechnet in diesem Jahr zu den wetterbedingten Erschwernissen noch ein drittes Ereignis einstellte. Viele Baumarten wie Eichen oder Fichten blühten während Monaten überdurchschnittlich stark und bildeten sehr viele Samen und Früchte. Dieser Vorgang nagt aber an den Energiereserven der Bäume und das in einem Jahr, in welchem sie bereits aussergewöhnlich stark strapaziert worden sind.
All diese Faktoren führten insbesondere bei den geschwächten Fichten dazu, dass Schädlinge wie der Borkenkäfer leichtes Spiel haben. Röösli sagt: «Wir gehen davon aus, dass im Kanton Luzern etwa 30'000 Kubikmeter Fichtenholz von Borkenkäfern befallen sind.» Das heisst: Zu den 150'000 Kubikmetern Sturmholz kommt noch einmal eine grosse Menge dazu, die nur unter erschwerten Bedingungen genutzt werden kann und für Waldbesitzer, wenn überhaupt, lediglich einen geringen Ertrag abwerfen. Röösli meint: «Derzeit ist es für die Waldbesitzer schwierig, das Fichtenholz rechtzeitig verarbeiten zu lassen. Die Sägereien sind ausgelastet. Ich rate, falls nötig, das Holz im Wald fachgerecht zu lagern und später abzuführen.»
Welche Schäden die anhaltende Trockenheit hingegen bei den Laubbäumen anrichtet, ist laut Röösli derzeit schwierig abzuschätzen. Das Ausmass werde man erst im kommenden Frühling quantifizieren können.
Unbestritten ist, dass gewisse Laubbaumarten mit Trockenheit und Hitze besser zu Gange kommen als beispielsweise die Rottannen. Entsprechend arbeiten die Förster darauf hin, dass die Waldbesitzer bei Wiederaufforstungen die richtigen Entscheidungen treffen und die Artenvielfalt vergrössern. Was die Waldpflege betrifft, kann der Kanton den Forstbesitzern – von dieser Regelung ausgenommen sind Schutzwälder – nicht abschliessend vorschreiben, was sie tun und lassen sollen. Röösli weist aber darauf hin, dass Bund und Kanton die Eigentümer bei der Jungwaldpflege mit entsprechenden Baumarten finanziell unterstützen. Dafür steht jährlich eine halbe Million Franken zur Verfügung.