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Raphael Bühlmann (FDP) wurde in Rothenburg zum Gemeinderat gewählt. Die Coronakrise sieht er als Herausforderung für die Gemeinde – wie auch den Verkehr. Als Chef setzt er grosses Vertrauen in seine Mitarbeiter.
1110 Stimmen hat Raphael Bühlmann am Wahlsonntag vom 29. März erhalten. Damit machte der neu in den Gemeinderat Rothenburg gewählte Kandidat ein ähnlich gutes Ergebnis wie die vier Bisherigen. «Ich darf damit zufrieden sein, der Rückhalt der Bevölkerung ist vorhanden», sagt der 44-Jährige.
Gefeiert habe er seine Wahl bei einem familieninternen Apéro mit seiner Frau und seinen drei Kindern, wie er erzählt. «Eigentlich hätte es erstmals eine Wahlfeier mit allen Parteien geben sollen. Schade, konnte diese nicht stattfinden.» Wegen der Coronakrise sei dies alles aber schon in weite Ferne gerückt: «Ich bin derzeit sehr gefordert bei unseren Kunden, hinzu kommt die Betreuung der Kinder bei ihren Schulaufgaben.»
Der Betriebsökonom und Wirtschaftsprüfer ist Geschäftsführer des Treuhandbüros Alfred Müller + Partner AG. Das Büro, mitten im schönen Städtchen Sempach gelegen, hat sein Schwiegervater gegründet. Heutige Inhaberin ist Bühlmanns Frau Patrizia (43). Neben ihr hat Bühlmann noch zwei weitere Mitarbeiterinnen. «Da wir so wenige sind und genügend Platz haben, können wir derzeit für das konzentrierte Arbeiten jeweils zu zweit ins Büro kommen», sagt er. Homeoffice sei mit den drei schulpflichtigen Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren nicht so einfach. «Jetzt, da sie nicht mehr nur Stoff repetieren und weniger Anknüpfungspunkte zum Präsenzunterricht haben, braucht es mehr Unterstützung.»
Die aktuelle Situation bringt diesbezüglich auch Vorteile: Wenn Raphael Bühlmann ab September zu 25 Prozent Gemeinderat sein wird, übergibt er einen Teil seines Arbeitspensums an seine Frau. Da er derzeit öfter zu Hause ist, damit seine Frau ins Büro gehen kann, können die Bühlmanns bereits üben, wie es ist, wenn er nicht mehr Vollzeit arbeitet. «Unabhängig davon war schon immer geplant, dass meine Frau sich beruflich wieder stärker engagieren und entwickeln kann, sobald die Kinder grösser sind.» Das sei unter anderem ein Grund gewesen, weshalb er nach seiner Tätigkeit bei Ernst & Young beim viel kleineren Unternehmen seines Schwiegervaters eingestiegen sei.
Raphael Bühlmann, der erst seit kurzem Mitglied der FDP ist, sieht sich als KMU-Vertreter. Er wird – sofern nicht noch ein anderes Gemeinderatsmitglied einen Ressortwechsel anmeldet – in Rothenburg das Ressort Zentrale Dienste übernehmen, zu dem hauptsächlich die Finanzen gehören. Welche Handlungsfelder sieht er im finanziellen Bereich in der Gemeinde? «Vor drei Monaten hätte ich gesagt, dass Rothenburg nach der Erneuerung der Infrastrukturbauten sehr gut aufgestellt ist, und wir die Finanzen nun stabilisieren sollten.» Jetzt sei die Situation aber eine völlig andere. «Firmen, aber auch Private werden langfristig mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen haben. Das wird in Form von rückläufigen Steuererträgen auch einen Effekt auf die öffentlichen Finanzen haben – und möglicherweise auf den Sozialbereich.»
Bei seinem Amtsantritt im Sommer werden ihn die Folgen der Coronakrise mit Sicherheit beschäftigen. Ansonsten ist für Bühlmann der Verkehr ein wichtiges Thema, das die Gemeinde Rothenburg nicht vernachlässigen dürfe. «Insbesondere die Weiterentwicklung des Bahnhofs Station mit dem Regio-Express-Halt und dem Bushub muss weitergehen.» Rothenburg hat in der Vergangenheit viel gemeindeeigenes Land verkauft, um die Infrastruktur zu finanzieren. «Künftig müssen wir uns überlegen, allenfalls wieder strategisch gut gelegenes Land zu kaufen, um die Baupolitik langfristig mitzugestalten.»
Grundsätzlich habe Rothenburg viele Vorteile, ist Raphael Bühlmann überzeugt: die Lage zwischen Stadt und Land, die Trennung von Wohn- und Arbeitsquartieren, die Erreichbarkeit über den Autobahnanschluss und zwei Bahnhöfe, ein vielfältiges Vereinsleben sowie eine gute Mischung aus Stadt- und Landleben. Er selbst ist im Turnverein TSV Rothenburg aktiv, derzeit auch als Präsident. Dieses Amt wird er demnächst abgeben, genauso wie das Verwaltungsratsmandat bei der Raiffeisen Rothenburg – damit kein Interessenkonflikt entsteht.
Seine bisherige Verwaltungsratstätigkeit sieht Bühlmann als Pluspunkt für das Geschäftsführer-Modell der Gemeinde: «Ich habe Erfahrung damit, strategische und operative Aufgaben zu trennen.» Auch habe er keine Mühe, Aufgaben zu delegieren: «Ich bin kein Kontrollfreak und offen für Ideen.» Seinem Team gebe er die Leitplanken vor, und lasse es dann seinen Job machen. «Wenn sie nicht weiterkommen, bin ich für sie da.» Gleichzeitig habe er hohe Erwartungen betreffend Sorgfalt und Effizienz der Arbeit – auch an sich selbst. «Ich bin ehrgeizig und kann stur sein», sagt er über sich. «Aber vor allem bin ich sehr umgänglich und gesellig.» Und er pflege einen bescheidenen Lebensstil: «Ich gehe lieber mit Freunden am Waldrand eine Cervelat bräteln, als in ein Gourmetrestaurant essen.»