Aufräumarbeiten nach Stürmen: Der vielfache Tod blieb aus

Die Januarstürme haben in den Schweizer Wäldern riesige Schäden hinterlassen. Der befürchtete Anstieg der Unfälle bei den Aufräumarbeiten blieb jedoch aus – dank dem technischen Fortschritt.

Thomas Heer
Drucken
Nach dem Sturm Lothar verunglückten im Jahr 2000 zahlreiche Forstarbeiter tödlich - dieses Mal kam es zu deutlich weniger Unfällen (Archivbild: Pius Amrein)

Nach dem Sturm Lothar verunglückten im Jahr 2000 zahlreiche Forstarbeiter tödlich - dieses Mal kam es zu deutlich weniger Unfällen (Archivbild: Pius Amrein)

Die Arbeit im Forst zählt zum Gefährlichsten, was sich in der hiesigen Arbeitswelt finden lässt. Jährlich sterben durchschnittlich vier Personen bei diesem Job, und Hunderte von Waldarbeitern verletzen sich – zum Teil so gravierend, dass es zur Invalidität kommt. Im vergangenen Jahr verunglückten gemäss Suva-Auswertung schweizweit 1682 Personen. Die Statistik zeigt aber auch, dass sich die Situation langsam bessert. Verglichen mit dem Jahr 1999 kam es in den vergangenen rund 18 Jahren zu einer Abnahme der Unfälle um zirka 13 Prozent.

Eine Zahl springt besonders ins Auge. Sie betrifft das Jahr 2000. Denn damals verunglückten 2154 Forstarbeiter. Dieser Wert liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt und lässt Rückschlüsse auf ein Ereignis zu, das in Mitteleuropa in der jüngeren Vergangenheit seinesgleichen sucht. Damals fällte der Orkan Lothar, der am 26. Dezember 1999 auch über die Schweiz hinwegfegte, Hunderttausende von Bäumen, was am Ende zu einem Holzvolumen von über 10 Millionen Kubikmetern führte.

Es traf vor allem die Nicht-Profis

In der Folge musste dieser Rohstoff aus den Wäldern geschafft werden. Allein beim Aufräumen verloren dann aber übers ganze Land verteilt 17 Menschen ihr Leben. Es handelte sich damals vor allem um Privatwaldbesitzer, die mit professioneller Forstarbeit nicht oder wenig vertraut waren.

Nun kam es im vergangenen Januar wieder zu massiven Sturmschäden im Schweizer Forst. Drei kurz aufeinanderfolgende Tiefdruckgebiete und die damit verbundenen, teils orkanartigen Stürme sorgten dafür, dass vielerorts Wälder ausdünnten. Zwischen einem und zwei Millionen Kubikmeter Holz lag schlussendlich in der Schweiz zusätzlich darnieder. Allein im Kanton Luzern rissen die Sturmböen 150 000 Kubikmeter Holz zu Boden. Das entspricht etwa 75 Prozent jener Menge, die pro Jahr in Luzern geerntet werden.

Nun könnte man vermuten, dass sich die Auswirkungen der Wetterereignisse vom Januar auch auf die Unfallzahlen bei der Suva ausgewirkt hätten. Dem sei aber nicht so, wie Mediensprecherin Isabelle Fol sagt. «Die Auswertungen für 2018 ergeben trotz der Januar-Stürme keine höheren Fallzahlen als üblich. So wurden beispielsweise im Kanton Luzern im laufenden Jahr zwölf Forstunfälle gemeldet. Das sind nicht mehr als in anderen vergleichbaren Zeitperioden.»

Suva führt jedes Jahr 180 Arbeitskontrollen durch

Wie erwähnt, sind die Unfallzahlen im Zusammenhang der Forstarbeit seit Jahren tendenziell rückläufig. Der Luzerner Forstunternehmer Daniel Ott weiss warum: «Unsere Arbeit ist sicherer geworden. Das hängt auch damit zusammen, dass heutzutage vermehrt Holz-Vollernter zum Einsatz kommen.» Mit diesen Maschinen werden die Bäume fixiert, gefällt, entastet und abtransportiert. Ott erinnert sich daran, wie er Mitte der 1970er-Jahre die Lehrzeit durchlief. «Damals hatten Motorsägen noch keine Kettenbremsen. Und Sicherheitshosen trugen wir auch nicht.»

Neben dem technischen Fortschritt erhöhten die vielen Kampagnen der Suva die Sicherheit. Isabelle Fol sagt: «Für Forstbetriebe gelten die zehn sogenannten lebenswichtigen Regeln, welche in schriftlicher Form an sämtliche Mitarbeiter abgegeben werden. Diese Regeln müssen von den Vorgesetzten geschult und die Einhaltung kontrolliert werden.» Die Suva führt jährlich 180 Arbeitskontrollen bei der Holzernte durch.