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Luzern
Im Kanton Luzern lässt sich am Samstag neu bis 17 Uhr einkaufen. Ein Augenschein zeigt: Der Ansturm hält sich noch in Grenzen.
«Ich könnte noch eine Stunde länger einkaufen? Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf!» So wie Markus Bachmann aus Emmen ergeht es am Samstag wohl vielen. 15.37 Uhr, Volg Emmen. Bachmann erledigt letzte Einkäufe – und stellt fest, dass das Geschäft ja nun aufgrund des geänderten Ladenschlussgesetzes bis 17 Uhr offen hätte. Eine Ausweitung, die er schätzt. «Aber gleichzeitig bedauere ich es, dass die Angestellten dadurch länger arbeiten müssen.»
Sabrina Schenk, die ihn an der Kasse bedient hat, nimmt’s gelassen. Der grosse Ansturm sei ohnehin vorbei. «Viele kommen um 10 Uhr, für frische Gipfeli. Am Nachmittag wiederum ist zwischen 14 und 15 Uhr am meisten los.» Peter Käch, Geschäftsführer der Landi Sempach-Emmen, zu der auch Volg gehört, wird am Abend ein positives Fazit ziehen: «Zahlreiche Kunden haben die zusätzliche Stunde genutzt und ihre Einkäufe getätigt.» Konkrete Zahlen nenne man keine.
Szenenwechsel. Emmen Center, 16.11 Uhr. Aufgrund der Coronakrise sind hier gerade mal 16 von 84 Läden geöffnet. Auf den oberen Etagen wähnt man sich in einer Geisterstadt. Die Gänge sind leer, die Rollläden geschlossen, die meisten Geschäfte dunkel. Auf Werbetafeln erscheint alle paar Sekunden die BAG-Kampagne, auf den Steinplatten kleben Bodenmarkierungen. Die Devise lautet: Abstand halten.
Mehr Leben gibt's im Parterre. Katerina Eftimova kommt aus der Apotheke. Sie wohnt gleich neben dem Emmen Center. «In normalen Zeiten schaue ich fast täglich einmal vorbei. Jetzt erledige ich die Einkäufe viel gezielter», sagt sie und steuert den Manor Food an. Nebenan lassen sich einige bei Coiffeur Wettstein die Haare schneiden, derweil der Metzger vis-à-vis hinter dem Ladengitter bereits die Auslagen reinigt.
Im Müller Vital Shop einige Meter weiter hat Isabelle Ruckli gerade zwei Kunden bedient. «Viele haben die längeren Öffnungszeiten noch nicht realisiert, aber das dürfte sich schnell ändern», ist sie überzeugt. Auch, weil an Samstagen selbst während der Coronakrise mehr laufe als unter der Woche. Über mangelnde Kundschaft kann sich auch der Creative-Mobile-Shop nicht beklagen: «Sei es für eine Handy-Reparatur, Hilfe bei der Datenübertragung oder ein neues Panzerglas: Es stehen immer Leute an», sagt Martina Stalder.
Augenschein auf der anderen Strassenseite. Jumbo, Emmen, 16.47 Uhr. Hier studiert ein Paar die Parkett-Palette, dort greift eine Frau zum schwarzen WC-Bürsteli, an drei Kassen stehen Kunden Schlange. Für Jumbo komme der spätere Ladenschluss «zum idealen Zeitpunkt», sagt Maurus Helfenstein, Verkaufsleiter Schweiz. «Die Nachfrage nach frischen Blumen und Setzlingen wie auch nach Gartenprodukten war bereits die ganze Woche enorm.» Auch Artikel aus dem Bastelbereich seien überproportional oft in den Einkaufskorb gewandert.
Der grosse Andrang widerspiegelt sich in der Kundenfrequenz. «Ab 11 Uhr lag diese permanent deutlich über den Vorjahreswerten. Und dies bis zum Ladenschluss.» Helfenstein sagt:
«Die erweiterten Öffnungszeiten haben sich in der aktuellen Phase positiv auf den geordneten Ablauf in der Filiale ausgewirkt.»
Doch auch der Jumbo-Verkaufsleiter stellt fest: Viele haben die Zusatzstunde noch nicht verinnerlicht. Dies dürfte auch dem Wildwuchs geschuldet sein, der derzeit in Sachen Öffnungszeiten herrscht: Aufgrund von Corona schliessen gerade kleinere Geschäfte oft früher als normal. Ändern dürfte dies mit der erneuten Lockerung des Lockdowns am 11. Mai: Im Emmen Center jedenfalls werden die neuen Öffnungszeiten von da an vollumfänglich umgesetzt, sagte Roland Jungo, Direktor des Emmen Centers, am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung: «Wir hoffen, möglichst schnell in den Normalbetrieb zu kommen.»
Die grossen Detaillisten Migros, Coop, Aldi und Lidl haben ihre Öffnungszeiten mit wenigen Ausnahmen per 1. Mai der neuen Gesetzgebung in Luzern angepasst. Die «aktuelle Ausnahmesituation» verunmögliche aber eine aussagekräftige Beurteilung der erweiterten Ladenöffnungszeiten, heisst es bei der Migros. «Eine realistische Einschätzung wird erst in einigen Wochen möglich sein», sagt Mediensprecherin Antonia Reinhard. «Ein Vorteil momentan ist sicherlich, dass sich dadurch die Kundenströme nochmals besser auf den Tag verteilen können.»
Auch Coop wolle die Situation zunächst über einige Wochen beobachten, bevor man eine erste Bilanz ziehe, heisst es auf Anfrage.