Nach 43 Jahren erhält die «Chrampfergruppe» von der Bernstrasse den ersten Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern. Dies, weil sie den Spielplatz Grenzhof nicht nur erhält, sondern sich auch für seinen Fortbestand einsetzt.
Alles begann damit, dass die Quartiervereine Mitte 1970er von der Stadt Luzern aufgefordert wurden, ihre Wünsche zu formulieren. «Wir fanden damals drei Sachen wichtig: Mehr Kinderspielplätze, Festlichkeiten und den Wald aufräumen», erinnert sich Guerino Riva.
Aus dem Quartierverein Bernstrasse heraus wurde die «Chrampfergruppe» gebildet, die mit der Errichtung des Spielplatzes am Sagenmattrain begann. «Kurz darauf hatten wir die Idee zum Spielplatz Grenzhof, den haben wir komplett selbst gebaut. Obwohl er anders rauskam, als wir geplant hatten», sagt Riva lachend, während er im Fotoalbum blättert. Bilder mit Menschen in Gummistiefeln, mit Schaufel oder Hacke, die beispielsweise die Holzbrücke bauen. Da wurde wirklich «krampfet».
Seither hat die Gruppe, die im Prinzip Teil des Quartiervereins ist, um den Unterhalt und Ausbau des Spielplatzes gekümmert. Einmal im Monat trifft man sich, mäht die Wiesen, flickt Geräte, räumt auf. «Und nach der Arbeit gibt’s immer ein Zobig in der Heimat», sagt Marianne Christen. Die Heimat, das ist der alte Bauwagen der Gruppe, der am Rand des Spielplatzes steht. Ein langer, einladender Tisch, ein Kühlschrank und eine Kaffeemaschine machen deutlich, worum es hier geht: Geselligkeit. Diese ist ein wichtiger Grund für das 43-jährige Bestehen der Gruppe. Die Freundschaft zwischen den engagierten Senioren, die alle um die 80 Jahre alt sind, ist spürbar durch liebevolle Neckereien untereinander. Viele gemeinsame Stunden, ob bei der Arbeit oder beim Feiern, wurden zusammen verbracht – manchmal waren es bis zu 20 Engagierte. «Auch wir haben Nachwuchsprobleme, wie alle Vereine. Aber ich glaube, es muss sich da eher was Neues aus dem Quartier heraus entwickeln», sagt Riva.
«Wir sind hier oben miteinander alt geworden, haben viele Feste gefeiert. Ich habe mir schon überlegt, ob man vielleicht meine Asche hier oben verstreuen könnte.»
Marianne Christen
Der zweite wichtige Grund für die jahrelange Arbeit sei, dass man es für die Kinder mache. «Der Spielplatz wird rege benützt, die Kinder freuen sich, das ist unsere innere Überzeugung. Wenn man vom Virus infiziert ist, kann man nicht mehr aufhören», sagt Benno Obermüller. Die Verbundenheit zum Ort ist tief: «Wir sind hier oben miteinander alt geworden, haben viele Feste gefeiert. Ich habe mir schon überlegt, ob man vielleicht meine Asche hier oben verstreuen könnte. Das wäre doch schön», sagt Marinne Christen.
In den Jahren hat sich auf den Spielplätzen viel verändert. «Damals, das war die Zeit, in der Kinder nicht mehr alleine im Wald spielen sollten; der Verkehr nahm zu. Und im Quartier gab es nur den Spielplatz in der Kanonenstrasse, auf dem keine fremde Kinder spielen durften», erzählt Riva. «Es kommen immer noch so viele Kinder mit ihren Eltern auf den Spielplatz, aus der ganzen Stadt», freut sich Marianne Christen. Doch heute würden einige nicht mehr Sorge tragen zum Spielplatz, würden Einrichtungen kaputt machen oder verschmutzen ihren Abfall liegen lassen, bedauert sie.
Auch die rechtlichen Vorschriften hätten sich verändert. «Die Stadt hat immer wieder eingegriffen, wir mussten Geräte abbauen oder ersetzen, die nicht mehr den aktuellen Sicherheitsbestimmungen entsprachen. Zum Beispiel die Blechrutsche oder das Eisenbahnschwellen-Labyrinth. Doch das kommt uns auch etwas entgegen, denn wir können die Verantwortung nicht tragen. Wir haben ein gutes Einvernehmen mit der Stadt und Stadtgärtnerei, wir unterstützen einander, auch finanziell funktioniert das gut», sagt Riva.
Nun hat die Stadt die Arbeit der Chrampfer mit dem ersten Anerkennungspreis Quartierleben gewürdigt. Dieser ist mit 2000 Franken dotiert. «Damit werden wir natürlich ein kleines Fest feiern, den Rest werden wir in den Spielplatz investieren», sagt Riva. Ausserdem kämpfen die Chrampfer für den Erhalt des Spielplatzes, wenn das Schulhaus Grenzhof verschwindet. «Der Spielplatz muss bleiben. Für die Kinder der Stadt Luzern. Sonst würde ein Teil von uns sterben», fügt er nachdrücklich an.