Wegen des heissen Junis hat sich die Himbeerernte in der Zentralschweiz um rund eine Woche verzögert und damit in die Sommerferien verschoben. Das führt zu einem schwierigeren Absatz. Dafür stimmt die Qualität.
«Himbeeren schmecken mindestens doppelt so gut wie Erdbeeren.» Das ist nicht die Behauptung eines Früchte-Banausen, sondern das Fazit einer Umfrage auf unserer Redaktion. Die Aussage dürfte aber auch von vielen Nicht-Journalisten unterschrieben werden, wie die Statistik zeigt: Denn die Anbaufläche von Himbeeren steigt stetig an (siehe Kasten).
Himbeeren sind nicht nur sehr fein, sondern im Laden auch rund doppelt so teuer wie Erdbeeren. Aktuell kosten 250 Gramm etwa 6 Franken. Für den gleichen Preis gibts die doppelte Menge Erdbeeren. Die Bauern erhalten rund die Hälfte des Endpreises.
Einer von rund 30 Luzerner Himbeerproduzenten ist Fabian Bühlmann aus Werthenstein. Er baut Erd-, Brom- und Himbeeren an. Letztere beanspruchen rund 1,8 Hektaren, was rund 10 Prozent der im ganzen Kanton Luzern angebauten Fläche entspricht. Bühlmann verkauft den grössten Teil seiner Beeren an Coop, den Rest direkt ab Hof. «Im Moment», sagt der auch Milchkühe haltende Landwirt, «gestaltet sich der Absatz etwas schwierig.»
Grund ist der wegen der Juni-Hitze um rund eine Woche verzögerte und damit in die Ferienzeit gefallene Erntebeginn. Die Grossverteiler versuchen deshalb, den Konsum mit Aktionen zu fördern.
Die Daheimgebliebenen profitieren neben günstigen Delikatessen auch von einer guten Qualität, sagt Isabel Mühlenz vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain. Wegen des guten Wetters würden die geernteten Mengen nun weiter steigen. Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen seien bis jetzt keine aufgetreten, so die Agronomin, die sich auf den Beerenanbau spezialisiert hat, Bauern aber auch bei Fragen zu Steinobst berät.
Der Anbau von Himbeeren, sagt die Agronomin weiter, sei zwar «lukrativ, aber auch sehr kostenintensiv». Dies insbesondere bei der im Trend liegenden bodenunabhängigen Produktion, wo für eine Anbaufläche von einer Hektare (entspricht etwa der 1,4-fachen Grösse eines Fussballfelds) Investitionen von gut und gerne 200'000 Franken nötig sind.
Doch die Vorteile des Anbaus auf Substrat-Kulturen liegen auf der Hand: Keine Abhängigkeit von Bodenkrankheiten, tieferer Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln, höhere Erträge.
Leicht verdienen Landwirte ihr Geld mit dem Himbeeranbau jedoch nicht. Die Kultur ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch anspruchsvoll. Und der Anbau von Himbeeren ist auch nicht die Marktlücke, in die es sich als Bauer zu springen lohnt. «Der Bedarf ist mehr oder weniger abgedeckt», sagt Mühlenz.
Grösseres Potenzial ortet die Lehrerin und Beraterin bei den Heidelbeeren. Im Kanton Luzern beträgt die Anbaufläche derzeit knapp zehn Hektaren, landesweit etwas über 100 Hektaren, Tendenz steigend. Luzerner Bauern produzieren in geringem Umfang auch Johannis-, Brom- und Stachelbeeren. Ebenfalls klein sind die Beerenanbauflächen in der übrigen Zentralschweiz. Grössere Produzenten gibt es nur im Kanton Zug, wo die Beerenfläche etwa einen Viertel jener Luzerns ausmacht.
Himbeeren und Heidelbeeren werden in der Schweiz immer beliebter. Das schlägt sich auch in der angebauten Fläche nieder, die sich seit 2010 mehr als verdreifacht hat. Am meisten Himbeeren werden in den Kantonen Zürich und Thurgau angepflanzt, gefolgt von Bern, Graubünden und Luzern. Der Anteil an biologisch produzierten Himbeeren ist vernachlässigbar.
Trotz Himbeer-Boom sind Erdbeeren nach wie vor die mit Abstand am stärksten verbreiteten Früchte. Sie werden schweizweit auf einer Fläche von fast 500 Hektaren angebaut, während sich die Himbeerfläche auf rund 170 Hektaren beläuft.
Himbeeren sind sehr widerstandsfähig. Bereits die antiken Griechen und Römer kannten die Strauchbeeren. Ihnen wurde schon damals eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Himbeeren weisen einen hohen Vitamin-C-Gehalt aus und enthalten ausserdem viel Eisen und verschiedene Mineralstoffe. (nus)