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Luzern
Die Polizeikorps aus den Kantonen Luzern, Nid- und Obwalden haben sich in Schüpfheim zu einer grossen Übung getroffen. Beteiligt waren auch der Zivilschutz und die Feuerwehr der Stadt Luzern. Das Szenario: Eine Demonstration artet aus.
In der Entlebucher Gemeinde Schüpfheim wird während dreier Tage eine wichtige Konferenz ausgetragen. Dabei geht es um die Endlagerung von Atomabfällen. Die brisante Thematik ruft allerdings auch Atomgegner auf den Plan. Zunächst wird friedlich demonstriert. Doch die Lage verschärft sich, im Gebiet Schächli wird eine Strasse blockiert, Einsatzkräfte der Polizei werden mit Steinen beworfen. Die Situation eskaliert. Die Polizei muss handeln. Sie warnt die Demonstranten, mahnt sie ab. Auch ein Wasserwerfer kommt zum Einsatz. Die Massnahmen können die Situation nicht entschärfen, daher beginnt die nächste Phase. Eine Drohne liefert der Polizei Bilder zur Situation. Die Einsatzleiter tauschen sich über Funk aus. Schliesslich werden die gewaltbereiten Aktivisten eingekesselt, festgenommen und abgeführt.
Derweil gerät in der Nähe ein Gebäude in Brand. Als die Feuerwehrleute durch weitere Aktivisten bei den Löscharbeiten behindert werden, wird klar: Es handelt sich um Brandstiftung. Die Polizei muss für die Sicherheit der Einsatzkräfte schauen. «Frösche» und «Gummi», also Tränengas und Gummischrot, kommen zum Einsatz. Später soll ein Wasserwerfer die Aktivisten zur Aufgabe zwingen, damit die Feuerwehrleute die Löscharbeiten wieder aufnehmen können.
Kurze Zeit später legen die vermeintlichen Aktivisten die Steine zur Seite und die Polizisten entledigen sich ihrer Schutzmasken. Beim beschriebenen Szenario handelt es sich um einen Weiterbildungskurs für den Ordnungsdienst. Die Polizeikorps von Luzern, Nid- und Obwalden führen diesen während dreier Tage in Schüpfheim durch. Am Freitag durften die Medien zuschauen. Rund 350 Personen werden am Kurs weitergebildet. Laut dem Luzerner Polizeikommandanten Adi Achermann, der das Geschehen vor Ort beobachtet, hat die Zusammenarbeit beim Ordnungsdienst eine lange Tradition. Er sagt aber: «Wir wollen darauf aufbauen und noch enger kooperieren.» Auch der Nidwaldner Polizeikommandant Jürg Wobmann, der im Dezember die Leitung der Kripo Luzern übernimmt, betont: «Wir haben weniger Einsätze, weshalb solche Trainings für uns zentral sind. Um bei interkantonalen Einsätzen Teams bilden zu können, müssen Standardprozesse harmonisiert werden.»
Erstmals sind auch Einheiten der Berufsfeuerwehr Stadt Luzern und der Zivilschutzorganisation Emme in die Übung integriert. «In Friedenszeiten haben wir kaum Kontakt. Deshalb ist diese Übung für uns wichtig», sagt Mario Härdi, stellvertretender Bataillonskommandant der Zivilschutzorganisation Emme. Der Zivilschutz hat eine seiner Drohnen für die Übung zur Verfügung gestellt. Die Luzerner Polizei besitzt keine eigenen Drohnen und plant derzeit auch keine Anschaffung. Ruedi Egger, Kommandant Wasserwerfer, sagt zu deren Einsatz: «Er ist Neuland für uns und bietet tolle Möglichkeiten.»
Eine Premiere war die Übung aus einem weiteren Grund: «Bis jetzt haben wir diese auf neutralem Gelände durchgeführt. Nun findet sie erstmals eins zu eins in der Öffentlichkeit statt.» Jürg Wobmann ergänzt: «Die Einsatzkräfte müssen professionell agieren und Ruhe wahren. Dafür braucht es das Training mit realistischen Szenarien.» Auch künftig wollen die Korps vermehrt auf Übungen in der Öffentlichkeit setzen.
Nach dem Einsatz wird dieser ausgewertet. Lob gibt es für das Zusammenspiel von Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz. Andreas Portmann, Chef Einsatzführung der Luzerner Polizei: «Bei der Zusammenarbeit haben wir in den letzten zwei, drei Jahren grosse Fortschritte gemacht.» Auch die Mittel, also Gummischrot, Tränengas und Wasserwerfer, haben die Einsatzkräfte richtig eingesetzt – allerdings zu spät, findet die Leitung.
Nach der Übung ist vor der Übung: Die Aktivisten tauschen die Rollen mit den Einsatzkräften. Die Szenarien werden erneut durchgespielt. Dieses Mal sollen «Gummi» und «Frösche» noch besser eingesetzt werden.