Noch vor zwei Jahren musste die Honauer Gemeinderätin Sandra Linguanti ihren Rücktritt zurücknehmen, weil sonst niemand kandidieren wollte. Jetzt gibt es für das Amt des Präsidenten gleich zwei Anwärter – die sich in ihrem Profil nur wenig unterscheiden.
In eineinhalb Monaten tritt Amadé Koller (FDP) als Honauer Gemeindepräsident zurück. Mit Beatrice Barnikol und Martin Tiziani wollen gleich zwei Kandidaten in seine Fussstapfen treten (Ausgabe vom 24. April). Die Honauer haben am 10. Juni eine Auswahl. Das ist bemerkenswert, weil es gerade in kleinen Gemeinden schwieriger geworden ist, Kandidaten für das Amt zu finden. Honau – mit 370 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Kanton – kann davon ein Lied singen: Mangels Ersatzkandidaten musste Gemeinderätin Sandra Linguanti ihren geplanten Rücktritt 2016 sogar zurücknehmen.
Auf dem Blatt scheinen die Kandidierenden zunächst äusserst ähnlich: Beide sind in der der CVP; sie ist in der Schulpflege – er war es; sie unterrichtet Religion – er früher ebenfalls; sie ist in der reformierten Synode, er war im Kirchenrat; beide sind verheiratet und haben Kinder.
Beatrice Barnikol (41) unterrichtet seit 2013 in mehreren Rontaler Gemeinden und führt die Schulbibliothek in Root. Davor war sie als Sozialpädagogin und im kaufmännischen Bereich tätig. Seit September 2017 ist sie Präsidentin des Verbands der Schulpflegen und Bildungskommissionen Kanton Luzern (VSBL). Sie hat zwei Kinder.
Martin Tiziani (47) unterrichtet seit 26 Jahren. Zuerst Primar- und Religionslehrer in Meierskappel, dann Reallehrer in Eschenbach und seit 2005 Oberstufenlehrer in Hünenberg. Lange war er ausserdem in der Feuerwehr Honau/Gisikon/Root und als Volleyballtrainer in Dietwil tätig. Er hat fünf Kinder.
Unterscheiden tun sie sich mit Blick auf die Wahl in einem Punkt: Martin Tiziani wird von der CVP unterstützt, Beatrice Barnikol kandidiert stattdessen für das «Komitee für ein starkes Honau», das sie eigens dafür gegründet hat. «Weil Martin Tiziani länger in der Partei ist, sind wir so übereingekommen», sagt Barnikol. «Wir wussten lange nichts von der Absicht des anderen. Schliesslich fanden wir, dass wir ja beide kandidieren können.»
Das bestätigt Martin Tiziani: «Hätte ich von Beatrice Barnikols Plänen von Anfang an gewusst, hätte ich ihr wohl den Vortritt gelassen.» Wenn man sich aber entschieden und den Stundenplan auf 80 Prozent reduziert habe, wolle man das nicht rückgängig machen. «Jetzt will ich die Wahl zum Gemeindepräsidenten und in den Gemeinderat gewinnen.»
Beatrice Barnikol sieht das Amt als «enorme Herausforderung» an. Der Gemeinderat habe sie auch schon für den Posten der Sozialvorsteherin angefragt. Sie habe es aber vorgezogen, auf das Präsidialamt zu warten. «Ich bin überzeugt, dass ich dafür die richtige Person bin. Durch meine Arbeit als Präsidentin des VSBL habe ich bereits mit verschiedensten politischen Steuergruppen zu tun, etwa mit dem Lehrerverband oder Verband Luzerner Gemeinden.» Natürlich kenne sie bisher nur die Perspektive Bildung, die politischen Abläufe seien in der Regel aber die gleichen.
Auch Martin Tiziani spricht von einer neuen Herausforderung. Viele Leute hätten ihn «angehauen», ob er sich nicht zur Verfügung stellen wolle. «Das hat mich zusätzlich motiviert.» Als kantonaler CVP-Delegierter sei er in der Region sehr gut vernetzt. Zudem engagiere er sich seit elf Jahren im Quartierverein Bachmatte als Präsident.
Herausforderungen, die auf Honau zukommen werden, sieht Barnikol beim kantonalen Aufgaben- und Finanzplan, der zum Beispiel die Wasserbauvorlage tangiert. «Als kleine Gemeinde müssen wir schauen, dass wir gute Konditionen bekommen. Dazu muss man immer auch Bündnispartner suchen.»
Für Tiziani sind der ÖV und die finanzielle Lage der Gemeinde ein wichtiges Anliegen. «Wir müssen eine attraktive Gemeinde bleiben und dafür den Steuersatz möglichst tief halten. Wenn die Bevölkerung es wünscht, wäre ich auch offen für eine Fusion.»