Jonas Hunkeler setzt als erster Luzerner Landwirt auf ein digitales Verkaufsnetzwerk. Dieses bringt ihm sowie den Kundinnen und Kunden diverse Vorteile.
Frische Produkte ohne Umweg direkt vermarkten: Auf dieses zusätzliche Standbein setzen immer mehr Landwirte. Mit Selbstbedienungs-Lädeli sind die Bauern aber auf die Ehrlichkeit der Käuferschaft angewiesen, und dort hapert es immer wieder, wie der kürzlich publik gemachte Diebstahl in Zell zeigte.
Eine sicherere Möglichkeit sind Verkaufsautomaten. Jonas Hunkeler (30) setzt auf einen solchen vollautomatischen Selbstbedienungsladen. Seit kurzem steht direkt bei seinem Bauernbetrieb Rankhof 1 in Oberkirch das Hoflädeli24.ch. Während 24 Stunden pro Tag können dort frische Produkte wie saisonale Früchte, Käsespezialitäten, Trockenfleisch, Apfelmus, ein Apfel-Dessert, Süssmost und Geschenkharassli bezogen werden.
Das Besondere daran ist, dass es sich bei Hoflädeli24.ch laut einer Mitteilung um das erste, bäuerliche Verkaufsnetzwerk handelt, welches die digitalen Möglichkeiten beim Verkauf von Produkten direkt ab Hof unterstützt.
Vor dem Einkaufen aus dem Automaten ist die kostenlose Applikation Hoflädeli24.ch auf dem Smartphone zu installieren. Über diese sind detaillierte Informationen zu den Angeboten und Produzenten zu erfahren. Ebenfalls kann die Verfügbarkeit der Produkte in Echtzeit abgefragt werden. Bezahlen können die Kundinnen und Kunden bar, mit Karte oder Twint. Danach können die Produkte bewertet werden.
Jonas Hunkeler ist der erste Luzerner Landwirt, der beim Verkaufsnetzwerk Hoflädeli24.ch mitmacht. «Ich habe für unseren Betrieb eine externe Beratung machen lassen, wie wir unsere Produkte besser direkt vermarkten. Dabei wurde mir Hoflädeli24.ch empfohlen», erklärt er.
Für Hunkeler, der auf knapp acht Hektaren Kernobst und Weintrauben anbaut (rankhof-oberkirch.ch), bedeute der Automat eine Entlastung. «Kunden können jederzeit Produkte beziehen, ohne dass wir von der Arbeit wegmüssen. Das System ist flexibler und auch diebstahlsicher.»
Ein weiterer Punkt: Die Produkte seien im Winter im Automaten vor Frost geschützt und im Sommer gekühlt. Der Landwirt hat das Hoflädeli24.ch im Dezember in Betrieb genommen und ist damit zufrieden.
Hinter dem Projekt Hoflädeli24.ch stehen der Zürcher Bauernverband und die Firma Cardedge AG. Ersterer ist für die Bewerbung des Netzwerks zuständig, Cardedge kümmert sich um die Softwareapplikation und alles rund um die Automaten. Wie Projektleitern Barbara Hembd vom Zürcher Bauernverband sagt, gibt es im Kanton Zürich aktuell sechs Standorte von Hoflädeli24.ch und einen im Kanton Aargau.
«In den nächsten Tagen wird ein Automat im Kanton Graubünden in Betrieb genommen», so Hembd. Ziel sei es, ein Verkaufsnetzwerk mit Standorten in der ganzen Schweiz aufzubauen. In der aktuellen Projektphase liege der Fokus auf dem Ausbau mit Automaten.
Um den Bekanntheitsgrad von Hoflädeli24.ch zu vergrössern, arbeitet der Zürcher Bauernverband mit anderen kantonalen Bauernverbänden zusammen. Neben den Vorteilen für Anbieterinnen und Anbieter, dass Hoflädeli24.ch die Digitalisierung in den Hofladen bringe, stelle es einen direkten Kommunikationskanal zwischen Produzierenden und Konsumierenden her. «Dies ohne grossen administrativen Aufwand und das Sammeln von Adressen oder Nummern.»
Die Verkaufsautomaten werden in Italien hergestellt, die Software-Applikation wurde durch Cardedge entwickelt. Die Automaten gibt es in verschiedenen Ausführungen. Laut Barbara Hembd können Landwirtinnen und Landwirte zwischen verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wählen; auch eine Art Leasing der Automaten ist möglich. Zudem wird ein umsatzabhängiger Lizenzbeitrag für die Teilnahme am Netzwerk erhoben. «Die dafür gebotenen Gegenleistungen sind Werbung sowie detaillierte Verkaufsauswertungen.»
Durch die Pandemie sei das Interesse an der bäuerlichen Direktvermarktung auf der Konsumenten- und auch auf der Produzentenseite gewachsen. «Das sehen wir auch an den steigenden Umsatzzahlen der Verkaufsstandorte.»