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Mit der Värsli-Brönzlete wollen drei bekannte Luzerner Fasnächtler die Beizenfasnacht in der Stadt Luzern am Komisch Frytig 2020 reaktivieren – und zwar vor allem mit dem gesprochenen Wort. Das Interesse für Auftritte sei bereits riesig.
Es hat durchaus etwas Gewöhnungsbedürftiges, wenn im Hochsommer zu einer fasnächtlichen Medienkonferenz geladen wird. Aber erstens sind wir in Luzern und zweitens gibt es diesbezüglich immer etwas zu tun. Konkret geht es um die Wiederbelebung eines im Prinzip alten Fasnachtsbrauchs in der Stadt, dem Värsli brönzle. Den Ausdruck Schnitzelbank hört man hier bekanntlich nicht so gern. Dahinter stecken diese drei Herren:
Es sind dies (von links): Herbert Gut, Mitglied der Gruppe Urbi@Orbi, Peti Federer, Medienchef des Lozärner Fasnachtskomitees und Zunftmeister der Zunft zu GordonBlööö und Kurt Sidler, Ur-Fasnächtler sowie Gründer der Kleinformationen Espresso und Corretto. «Wir wollen die Beizenfasnacht reaktivieren», sagte Federer am Montag vor den Medien. Diese sei in den letzten Jahren durch die immer grösser werdende Strassenfasnacht fast in Vergessenheit geraten. Federer:
«Zwar sorgen die über 40 Kleinformationen für Betrieb, doch es wird kaum noch intrigiert und gvärslet.»
Was allerdings auch daran liegt, dass typische Fasnachtsbeizen verschwunden sind wie etwa die Schmitte, das Pilatus oder das Chochichäschtli. Und: Es sind schlicht mehr Leute an der Fasnacht unterwegs als vor 30, 40 Jahren. Ergo kennt man weniger Leute.
Als Termin für die Värsli-Brönzlete hat das Trio den Komisch Frytig auserkoren – also den bislang eher ruhigen Tag zwischen SchmuDo und dem Rüüdige Samschtig. Eher ruhig soll denn auch der Anlass an sich werden. Sprich: Viel Gesprochenes, wenig Musik. «Wir stellen uns eine organisierte Spontanität vor», sagte Federer, wohlwissend um den Widerspruch in der Aussage. Gemeint sind scharfzüngige bis poetische Darbietungen, Humoristisches und Parodien.
Als Austragungsort konnten die Organisatoren die sechs Restaurants Lapin, Barbatti, Doorzögli, Galerie im Schweizerhof, Rebstock und Luzernerhof gewinnen. Dort finden insgesamt rund 400 Gäste Platz. Ihnen werden etwas zu Essen, genügend Flüssignahrung und vor allem verschiedene Värsli-Brönzler präsentiert. Diese ziehen dann im Halbstundentakt von Lokal zu Lokal und erhalten jeweils 10 bis 15 Minuten Zeit für ihren Auftritt.
Rund acht bis zehn Gruppierungen interessieren sich laut Federer bereits für eine Teilnahme. Darunter sind etwa Urbi@Orbi, die schon seit Jahren als die drei Päpste an ähnlichen Anlässen im Raum Luzern unterwegs sind, oder auch die Theatergruppe der Maskenliebhaber-Gesellschaft Luzern. Einige Gruppierungen würden sich extra neu formieren, stammten aber alle aus der hiesigen Fasnachts-Szene. Federer:
«Wir haben mit unserer Idee eine Lawine losgetreten – viele sagten uns, dass es genau so einen Anlass brauche.»
Man sei überdies offen für weitere Gruppierungen – je nach Platz reiche es halt vielleicht erst für die übernächste Ausgabe im 2021. Alle drei betonten vor den Medien, dass die Värsli-Brönzlete nicht als Anti-Strassenfasnachts-Programm zu verstehen sei: «Die gefällt uns auch und deshalb wählten wir einen ruhigeren Tag», sagte Kurt Sidler. Aber: Die Luzerner hätten das Värslen eben im Blut. Ganz verschwunden ist es in der Stadt Luzern nie. An Anlässen wie dem Fasnachtsbrunch in der Seeburg, dem Tattüü am Rüüdige Samschtig oder dem Gnagi-Essen der Gnagi-Zunft gehören träfe Sprüche zum Programm. Und rund um Luzern haben Veranstaltungen wie die Bööggerätschete in Kriens, der Hirsemändig in Flühli oder das Narrenlaufen in Sursee ohnehin Tradition. «Die Kultur des Sprüchlens ist eigentlich weit verbreitet im Kanton», sagte Herbert Gut.
Ihr Ursprung geht auf das Spätmittelalter zurück. Damals stellten sich sogenannte Bänkelsänger auf eine Holzbank und nahmen alles auf die Schippe: Das Volk, die Obrigkeit, sogar die Kirchenoberen. Daher auch der Name Schnitzelbank. Besonders verbreitet und bekannt sind jene in Basel. Wer dort einen der begehrten Plätze in den Restaurants ergattern möchte, muss allerdings tief in die Tasche greifen: 120 Franken pro Person inklusive Menü sind keine Seltenheit. Anders in Luzern: 10 Franken kostet es – exklusiv Essen, das man aus der Fasnachtskarte der Beiz auswählt. «Das ist zahlbar, und man findet auch einen Platz», sagte Kurt Sidler und fügte schmunzelnd an: «Jetzt noch.»
Hinweis: Värsli-Brönzlete am 21. Februar 2020. Start Tischreservationen im kommenden Herbst. Weitere Infos zur Webseite folgen später.