In der neuen Komödie «Miss Sophies Erbe» lässt das Ensemble des Dorftheaters Meggen die verbalen Giftpfeile fliegen und die Lachmuskeln vibrieren.
Ja, ist denn schon wieder Silvester? Das könnte man sich glatt fragen, wenn sich am Samstagabend im Gemeindesaal der Premierenvorhang für das Dorftheater Meggen öffnet. Denn die erste Szene ist unglaublich authentisch dem weltberühmten Sketch «Dinner for One» nachempfunden, der für viele zum obligatorischen Silvester-Fernsehprogramm gehört. Pascal Brunner als Butler James und Ursula Egli als Miss Sophie brillieren in ihren Figuren.
Während die Lachmuskeln so richtig warm werden, gibt’s Wellness für die Augen. Das Stammpublikum des Megger Dorftheaters weiss, dass das Bühnenbild immer etwas ganz Besonderes ist. So auch diese Saison: Das fünfköpfige Bühnenbauteam hat den opulenten Salon eines herrschaftlichen Landsitzes nach Meggen gezaubert. Im Zentrum steht eine Art Showtreppe, die so manches Mal die Fitness der Spielenden herausfordert. Eine Ahnengalerie, Kronleuchter, eine Ritterrüstung und ausgesuchte Antiquitäten versetzen in die Zeit, als ein Butler zum Personal gehörte.
Zur Erinnerung: Miss Sophie feierte ihren 90. Geburtstag und hatte dazu ihre längst verblichenen guten Freunde eingeladen. Ihr Butler James musste stellvertretend für die vier fiktiven Gäste mit Miss Sophie anstossen, was nicht ohne Folgen für den armen James blieb.
In «Miss Sophies Erbe» geht die Geschichte nun weiter. Erb-lassverwalter Roos hat die Nachkommen der alten Freunde der inzwischen verstorbenen Miss Sophie zur Testamentseröffnung eingeladen. Nacheinander treffen die narzisstischen und überkandidelten potenziellen Erbinnen und Erben ein. Da ist eine alternde Operettendiva, ihre frustrierte Assistentin, ein eitler Modedesigner oder eine junge Pflegerin, die mehr in eine Rotlicht-Bar passen würde – und alle hoffen auf ein schönes Stück des Erbkuchens. Zudem mischt das Personal auch tüchtig mit, was zu herrlich bösem Blut führt. «Bei Ihren Auftritten geben die Hörgeräte wegen Übersäuerung der Batterien auf!», zielt etwa einer der verbalen Giftpfeile auf die Sängerin.
Auf dem Regiestuhl hat erstmals Alex Gretener Platz genommen, der unzählige Rollen für das Dorftheater gespielt hatte. Wie kam es zum Seitenwechsel? «Die Entscheidung fiel vor zwei Jahren. Unser langjähriger Regisseur Hansjörg Engler hatte 2020 sein 50-Jahr-Jubiläum und wollte wieder einmal spielen. Wir suchten nach Alternativen und da ich dreissig Jahre Spielerfahrung habe, reizte mich die neue Aufgabe.» Es sei höchst spannend gewesen – und in Hansjörg Engler, der als schräger Designer sein komödiantisches Talent zur Schau stellt, habe er grosse Unterstützung gefunden.
Die Premiere naht, wie nervös ist Alex Gretener in seiner Position als Regie-Neuling? «Aktuell eigentlich noch gar nicht. Ich habe meine Aufgabe erledigt und muss das ‹Baby› nun loslassen. Ich weiss, das Ensemble ist reif, wir dürfen vor’s Publikum treten.» Nachdem die letzten beiden Jahre der Theatervorhang coronabedingt geschlossen bleiben musste, können es die Spielerinnen und Spieler kaum erwarten.
Hinweis: Premiere, 26. März, 20 Uhr. Weitere sechs Aufführungen bis am 9. April. Gemeindesaal Meggen. Reservationen via Website des Dorf-Theaters Meggen.