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Der grosse Fasnachtsumzug in der Stadt Luzern mit 40 Nummern und vielen wilden Darbietungen entzückt die Zuschauer. Auch das Wetter hat mitgespielt.
Konfettischlachten, originelle Sujets und aufwendig geschmückte Wagen: Der Fritschi-Umzug am Schmutzigen Donnerstag vom Luzernerhof zum Helvetiagärtli beinhaltet alles, was sich ein Fasnächtler wünscht. Bei diesen Guuggenmusigen hätten wahrscheinlich auch Antifasnächtler nicht stillstehen können. Denn mit Songs wie «Hier kommt Alex» oder «Believer» wird den Zuschauern eingeheizt. Im Takt wippen die Füsse, bei bekannteren Liedern wird mitgesungen und bei fetzigen Songs gleich mitgetanzt. Insgesamt herrscht eine ausgelassene Stimmung am Vierwaldstättersee.
Das Wetter bringt die Fasnächtler-Herzen ebenfalls höher zum Schlagen. So strahlt die Sonne bei milden 10 Grad Celsius auf die Zuschauer und sorgt für eine frühlingshafte, wohlig-warme Atmosphäre. Dementsprechend viele Zuschauer zieht der Anlass am Schmutzigen Donnerstag an, der ganz im Zeichen der Zunft zu Safran steht. Laut der Luzerner Polizei pilgern rund 30'000 Personen in die Stadt, um sich den Fritschi-Umzug anzuschauen. Das sind etwa 8000 weniger als im Rekordjahr 2019. Der Anlass selber geht gemäss Polizei ohne grössere Zwischenfälle über die Bühne. Da es zu leichten Verzögerungen beim Umzug kommt, wird die Sperrung der Umzugsroute etwas später als geplant aufgehoben, nämlich um 17.10 Uhr.
Bereits um 13 Uhr, also eine Stunde vor Umzugsbeginn, stehen die Fasnächtler dicht gedrängt an der Strasse bereit, um sich einen Platz in der vordersten Reihe zu sichern. Auffallend viele Kinder, einige davon vorbildlich mit Gehörschutz, verfolgen den Umzug mit ihren Eltern. Sie bewerfen vorbeiziehende Gruppen mit einer Handvoll Konfetti und kichern, wenn ihnen die gewaltigen «Grende» einen grimmigen Blick zuwerfen.
Auch über die Sujets dürften sich die Kinder gefreut haben, denn viele Gruppen widmen ihre Verkleidung den Disney-Filmen. So ziehen die Lozärner Chaote als «Duck Tales» mit Tick, Trick und Track durch die Strasse. Im Schlepptau: ein riesiger aufgebrochener Tresor auf einem Wagen, der mit aufgeklebten Geldstückchen verziert ist. Auf einer Geldwelle surft der geizige Dagobert Duck höchstpersönlich. Auch Schneewittchen und die sieben Zwerge sind mit von der Partie. Wobei die Noggeler Guuggenmusig Luzern definitiv mehr als nur sieben Zwerge dabei hat. Die Zwätschgeräuber Meggen hüpfen als Gummibären «hier und dort und überall». Bei den Noteheuer Luzern schreitet «die Schöne» als Tambourmajorin voraus, «die Biester» folgen ihr auf Schritt und Tritt. Die Schteichocher Chriens als Winnie Puh, Mickey Mouse und Co. sind ebenfalls als Zeichentrickfiguren unterwegs – bloss in einer postapokalyptischen Welt, gezeichnet von Narben.
Heiterer geht es bei Krampus Lozärn zu und her. Barbies ganz in pink marschieren mit einem riesigen High-Heel-Wagen durch die Stadt. Hier wird es ausserdem politisch. «Gleicher Lohn» fordert etwa eine der Barbies. Ganz nach dem Krampus-Motto: Anwältin, Pilotin, Prinzessin auf dem Thron, auch Barbie will nun Emanzipation. Allgemein halten sich die politischen Seitenhiebe aber in Grenzen. So widmen die Zunft zu Safran und die Wey-Zunft ihre Auftritte einem aktuellen Thema. Erstere ziehen als Minenarbeiter mit einem riesigen Bohrer ausgestattet durch die Stadt. Ihr Motto: «De Verkehr söll jetzt sofort ondere Bode.» Die untätigen Politiker würden nur reden, aber nicht handeln. Jetzt reicht es: «D Zunft zu Safran fod scho mal afo bore.»
Die Wey-Zünftler geben sich als Klimafrösche. Dabei haben sie eine grosse Weltkugel, die natürlich ökologisch mit dem Velo bereist wird. Passend dazu ertönt «Schön, ist es auf der Welt zu sein» aus den Boxen. Frösche mit Besen befreien gleich den Boden vom Konfetti.
Wie jedes Jahr fliegen auch heuer Sugus, Orangen und andere Leckereien den Zuschauern um die Ohren. Biberli gibt es ebenfalls von einer Horde Bäcker, die ihrem «Rüüdigen Lozärner», Bäckermeister Alois Meile, huldigen. Etwas zu feiern haben auch die Rotsee-Husaren Ebikon, die es bereits seit 60 Jahren gibt. Ihr Sujet: natürlich Husaren.
Kämpferisch wie die Jubilaren geben sich auch andere Gruppen. So ist der Drache ein beliebtes Sujet unter den 40 Nummern. Fidelitas Luzernensis haben den «Herrscher vom Drachenberg» mitgenommen – natürlich eingesperrt in einem grossen Käfig. Die Rasselbandi Horw kann den Pilatusdrachen ebenfalls bezwingen.
Die Chottlebotzer Lozärn sind auch mit einem riesigen Drachen unterwegs, jedoch mit jenem von «Game of Thrones». Die Guugger sind als Wildlinge oder als Gefolge vom Nachtkönig verkleidet – ein eisig schönes Bild gibt die Truppe her.
Allgemein bringen viele eindrückliche «Grende» die Leute zum Staunen. Ein riesiger Adlerkopf, Poseidon, ein Bärenjäger, gruslige Monster oder ein Schamane zeigen, wie viel Arbeit und Geduld die Gruppen in ihre Verkleidung stecken. Und dank dieser Leidenschaft ist die Lozärner Fasnacht jedes Jahr einfach wieder «rüüdig» schön.