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Erstmals seit 2010 weist das Spital ein Defizit aus – auch für 2020 sieht es schlecht aus. Sind nun die Grossinvestitionen gefährdet?
Das Luzerner Kantonsspital (Luks) hat das Geschäftsjahr 2019 mit einem Verlust von 5,3 Millionen Franken abgeschlossen. Der Umsatz ist von 939,7 Millionen auf 947,8 Millionen Franken gestiegen. Das Luks begründet das Ergebnis damit, dass «der Druck auf das Gesundheitssystem auch im Jahr 2019 hoch war». Das Bevölkerungswachstum, die demografische Entwicklung sowie der medizinische Fortschritt würden ein Leistungswachstum nötig machen und hohe Mehrkosten verursachen. So wurden im vergangenen Jahr rund 900 Patienten mehr stationär betreut – nämlich 43'510, wobei die Tarife nach wie vor nicht kostendeckend seien, schreibt das Spital.
Das Defizit kommt überraschend: Für das Jahr 2019 hatte das Luks ein Sparpaket eingeführt, um ein Defizit zu verhindern. Dazu gehörte unter anderem ein Stellenstopp. Das Defizit drohte aus drei Gründen: Wegen der Senkung des Tarifs für ambulante Behandlungen durch den Bundesrat, wegen des Patientenwachstums, das schwächer ausgefallen war als erwartet, und wegen den hohen geplanten Investitionen. Mit den Sparmassnahmen hatte das Luks für 2019 eine schwarze Null prognostiziert. Trotzdem resultierte nun ein Verlust.
Doch das Spital braucht Geld, um die geplanten Investitionen tätigen zu können. Mittelfristig sind jährliche Gewinne in der Grössenordnung von 30 bis 40 Millionen Franken nötig, wie das Luks Ende 2018 gegenüber unserer Zeitung erklärte. Werden nun geplante Investitionen aufgeschoben? Und welche Auswirkungen hat der Verlust auf den Arbeitsalltag? «Direkte Folgen auf den Betrieb hat das Jahresergebnis 2019 nicht. Ein Stellenstopp ist zurzeit nicht geplant», sagt Spitalratspräsident Ulrich Fricker. Bezüglich Investitionen herrsche noch Unklarheit: «Bevor wir die genauen Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht kennen, ist eine Prognose nicht möglich. Sobald diesbezüglich Klarheit herrscht, werden wir die Lage erneut analysieren.» Fricker rechnet aber damit, dass die Pandemie «erhebliche finanzielle Folgen» haben wird.
Die grossen geplanten Investitionen des Luks betreffen insbesondere Bauprojekte wie das Kinderspital – ein Neubau wäre schon längst nötig. Voraussichtlich Mitte Jahr soll das Siegerprojekt vorgestellt werden, bis Ende 2025 sollen das Kinderspital und die Frauenklinik für bis zu 200 Millionen Franken vollständig neu gebaut werden. Im vergangenen Jahr ebenfalls vorangetrieben wurde die Planung für die Standorte Wolhusen und Sursee. Nun schreibt das Spital zwar, dass es «gut finanziert» sei und im Vergleich mit anderen Schweizer Spitälern sehr gut dastehe. Dennoch lässt Spitaldirektor Benno Fuchs durchblicken, dass die Finanzierung der Investitionen nicht in trockenen Tüchern ist:
«Dieses solide Fundament bedeutet nicht, dass wir die anstehenden Investitionen problemlos finanzieren können.»
Für den Kanton Luzern als Eigner des Spitals kommt das Defizit nicht überraschend, wie David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, sagt. «Der Tarifeingriff des Bundes trägt massgeblich dazu bei, dass substantielle Einnahmen wegfallen und somit das Unternehmensergebnis verschlechtern.» Dürr denkt aber, dass sich gewisse getätigte Investitionen positiv auf den künftigen Ertrag auswirken werden. Insbesondere spricht er das neue Klinikinformationssystems Lukis an, welches die Abläufe vereinfachen soll. Der Kanton Luzern leiste als Eigentümer keine Zahlung, um den Verlust auszugleichen, sagt Dürr. Grundsätzlich müssten sich alle Spitäler mit den Tarifen und Abgeltungen im Krankenversicherungsgesetz (KVG) langfristig selber finanzieren können. Zu den geplanten Bauprojekten des Luks sagt Dürr: «Die Investitionen müssen selbstverständlich laufend den finanziellen Möglichkeiten angepasst werden. Das ist eine der Hauptaufgaben des Spitalrates.»
Trotz des Defizits gibt es gute Nachrichten aus dem Jahr 2019. So gab es von Seiten der Politik grünes Licht für die Heirat der Kantonsspitäler Luzern und Nidwalden. Als zweites wichtiges Ziel wird die Einführung des Klinikinformationssystems Lukis genannt. Ende Juni werde das Einführungsprojekt von Lukis offiziell abgeschlossen, danach beginnen der langfristige Betrieb sowie die laufende Optimierung und Weiterentwicklung des Systems. «Teilweise sind Anpassungen der eigenen Abläufe und Arbeitsweisen nötig. Es liegt noch viel Arbeit vor uns – doch dass die Richtung stimmt, hat die Corona-Pandemie bereits gezeigt», sagt Ulrich Fricker. Lukis sei im Rahmen der ordentlichen Investitionsrechnung angeschafft worden und das Projekt dürfte im Rahmen des Budgets abschliessen. «Für den Betrieb und die Weiterentwicklungen werden wie bei anderen IT-Projekten auch weitere Kosten anfallen. Diese sind eingeplant», so Fricker.
Im Vergleich zu 2018 hat die Zahl an ambulanten Patienten 2019 abgenommen, bei den stationären Behandlungen ist es genau umgekehrt (siehe Tabelle oben). Greift etwa die Strategie «ambulant vor stationär» nicht? «Das können wir so keineswegs bestätigen. Im Verhältnis zu den stationären Patienten bleibt die Zahl der ambulanten Patientenkontakte sehr hoch», sagt Spitalratspräsident Ulrich Fricker. Das Luks habe die Verlagerung in den ambulanten Bereich schon vor der Bundes- und Kantonsvorgabe stark gefördert und seit jeher einen hohen Anteil an ambulanten Patienten. «Leider ist ein aussagekräftiger Vergleich zwischen 2018 und 2019 im Bereich der ambulanten Kontakte nicht möglich. Die Einführung von Lukis führte zu neuen Regeln bei der Berechnung dieser Kennzahl», so Fricker.