Ebikoner Katholiken wagen mit modernem Altar etwas Neues in ihrer Barockkirche

Schlicht statt prunkvoll: Die neue liturgische Ausstattung ist das Highlight, der für eine Million Franken sanierten Pfarrkirche St. Maria. Am Sonntag findet der Festgottesdienst statt.

Roman Hodel
Drucken
Gemeindeleiterin Regina Osterwalder (links) und Kirchgemeindepräsident Urs Kaufmann vor dem neuen Altar in der Pfarrkirche St. Maria.

Gemeindeleiterin Regina Osterwalder (links) und Kirchgemeindepräsident Urs Kaufmann vor dem neuen Altar in der Pfarrkirche St. Maria.

(Bilder: Pius Amrein, Ebikon, 27. November 2019)

Für die Ebikoner Katholikinnen und Katholiken ist der 1. Advent ein besonderer. Nach fast acht Monaten Innensanierung steht ihnen die 1790/92 errichtete Pfarrkirche St. Maria ab diesem Sonntag wieder für Gottesdienste zur Verfügung. Flinke Hände haben seit Ostern die Sakristei umgebaut, alle Wände gereinigt, die Beleuchtung auf LED umgestellt und neu ausgerichtet, die Betriebstechnik überholt, den Aufgang zur Empore mit einem Windfang versehen, auf der Empore den Boden ersetzt und um eine Heizung ergänzt sowie die Orgel revidiert.

Das Auffälligste aber sind die Veränderungen im Chorraum. Der neobarocke Altar und der ebensolche Ambo – also das Pult für die biblischen Lesungen – wie auch die Sitze mit den hohen Lehnen sind verschwunden. Altar und Ambo bestehen nun aus schwarzen MDF-Holzfaserplatten mit einem durchbrochenem Ornament.

Aus heller Eiche, aber ebenfalls schlicht, präsentieren sich die Sitzgelegenheiten. Die klare Formensprache kontrastiert mit dem spätbarocken Hochaltar. Ein gewollter Kontrapunkt. Kirchgemeindepräsident Urs Kaufmann sagt:

«Man nimmt den Altar bewusster wahr.»

Mit der neuen liturgischen Ausstattung wolle man in der Kirche sichtbar ein Zeichen setzen, wonach die Pfarrei Ebikon mit der Zeit gehe. «Weil der neue Altar weniger wuchtig ist, haben wir nun mehr Platz im Chorraum, um verschiedene Formen von Gottesdiensten zu feiern», sagt Kaufmann. «Und aus liturgischer Sicht war auch der Wunsch da, die Eucharistiefeier und den Wortgottesdienst auf demselben Niveau zu feiern.»

Bislang stand der Ambo eine Stufe tiefer als der Altar. Abgesehen davon sei der Altar nicht wirklich alt gewesen, schätzungsweise von 1988. «Deshalb war die Denkmalpflege sofort einverstanden mit dem Ersatz.»

Innerhalb der Kirchgemeinde sorgte die neue liturgische Ausstattung gleichwohl für Kontroversen. «Um im Chorraum Platz zu gewinnen, war zunächst eine Absenkung desselbigen angedacht, doch dies fand bei den Pfarreiangehörigen wegen zu hoher Kosten keine Zustimmung», sagt Gemeindeleiterin Regina Osterwalder. Zudem gab es an der Kirchgemeindeversammlung vor einem Jahr kritische Stimmen, wonach man die Ausstattung beibehalten soll.

Schliesslich einigten sich die Katholiken auf einen Wettbewerb, an dem drei Teams teilnahmen. Das nun ausgeführte Siegerprojekt stammt von den Berner Textil- und Objektdesignerinnen Maya Däster (31) und Yvonne Fürst (32). «Sie haben sich sehr intensiv mit dem Kirchenraum auseinandergesetzt, was die Pfarreiangehörigen an der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung überzeugt hat», sagt Osterwalder.

Die beiden Frauen entwarfen laut eigenen Angaben bewusst eine liturgische Ausstattung, die den üppigen, spätbarocken Hochaltar nicht konkurrenziert. Maya Däster sagt:

«Der Altar wirkt durch die durchbrochene Oberfläche leicht und integriert sich harmonisch in den Altarraum.»

Das Duo kennt sich vom Studium an der Hochschule für Design und Kunst Luzern. «Wir haben beide eine Affinität für spirituelle Aspekte von Objekten und würden uns natürlich auf weitere Projekte freuen», sagt sie. Dass die beiden seit 2015 bereits drei Aufträge von katholischen Kirchen ausführten konnten, erfülle sie «mit Stolz und Zufriedenheit». Die Objekte wurden nach strengen liturgischen Anforderungen gestaltet – hierfür pflegten Däster und Fürst den Austausch mit der Pfarrei.

Die gesamte Innenrenovation – notabene die erste seit 20 Jahren – kostet die Kirchgemeinde rund eine Million Franken. «Dank Rückstellungen können wir dies selber bezahlen», so Urs Kaufmann. Er und Regina Osterwalder sind gespannt, wie die Pfarreimitglieder auf die Neugestaltung reagieren werden. «Ab und zu gibt es bereits gwundrige Leute, die reinschauen und jeweils voll des Lobes sind», sagt Osterwalder. Kaufmann ergänzt: «Doch das grosse Echo folgt erst am kommenden Sonntag.»

Um 9.30 Uhr beginnt der Gottesdienst, in welchem Weihbischof Denis Theurillat den neuen Altar weihen und den Ambo segnen wird. Im Anschluss trifft sich die Pfarrei zum gemeinsamen Chügelipastetli-Essen.

Hinweis: Der Festgottesdienst bedeutet auch gleich der Start für die vielseitigen Pfarreianlässe im Advent, die dieses Jahr unter dem Titel «Maranatha – komm» stehen. Mehr dazu auf der Webseite www.pfarrei-ebikon.ch/advent.

Ein Hauch von St. Galler Stiftskirche

Die Pfarrkirche St. Maria in Ebikon wurde in den Jahren 1790 bis 1792 nach den Plänen des österreichischen Baumeisters Josef Singer errichtet – nach dem sogenannten Luzerner «Singerschen Landkirchenschema». Singer verantwortet zahlreiche Kirchenbauten in jener Zeit – etwa in Horw und Knutwil. Ihre heutige Gestalt erhielt die Ebikoner Kirche aber erst 1926/27, als man das Kirchenschiff markant Richtung Westen verlängerte sowie in der Mitte ausweitete und mit einer Kuppel ausstattete. Grund: Wegen des Bevölkerungswachstum war die Kirche zu klein geworden. Seither finden darin 455 Gläubige Platz. Die Form ist der St. Galler Stiftskirche nachempfunden. 1968 und 1998 folgten Innenrenovationen. Die letzte Aussenrenovation liegt knapp zehn Jahre zurück. Der Turm ist 35,2 Meter hoch und mit fünf Glocken ausgestattet. (hor)