Startseite
Zentralschweiz
Luzern
Käthi Saner wirkte über drei Jahrzehnte in Wikon, zuerst als Gemeinderätin, dann als Buchhalterin. Dabei hat die 64-Jährige auch unruhige Zeiten miterlebt. Sie blieb sich jedoch immer treu.
Käthi Saner lacht herzhaft. Die 64-Jährige ist sichtlich zufrieden mit ihrer Welt. «Es ist gut so, wie es ist», sagt sie und bestätigt diesen Eindruck. Nach 31 Jahren für die Gemeinde Wikon arbeitend, hat sie die Pendenzen erledigt, zieht unter diese Tätigkeiten einen kräftigen und definitiven Schlussstrich. Die gelernte Kauffrau ist bereit für die Pension.
Käthi Saners Berufsleben war geprägt von Zahlen. Die Finanzen machte sie zu ihrem Steckenpferd. Im benachbarten Zofingen absolvierte sie eine Verwaltungslehre, arbeitete und wohnte mehrere Jahre in der Kleinstadt. Mit dem Aargauer Gemeindeschreiberkurs eignete sie sich weitere Kenntnisse an. Ihr Fachwissen sei es wohl gewesen, dass man auf sie zukam, als Wikon für das Finanzressort eine Gemeinderätin suchte. So ein Amt zu bekleiden, war allerdings nie ihr Plan. Doch es kam anders. Als Parteilose wurde sie 1989 gewählt und gehörte bis 2002 der Exekutive an.
Anpacken, war in all den Jahren eines ihrer Markenzeichen, ihr Metier das operative Geschäft. «Ich wollte beispielsweise nicht nur Beisitzerin im Gemeinderat sein», sagt sie rückblickend. Und als sich ihre Arbeiten mehr und mehr zu strategischen Tätigkeiten entwickelten, war es für die Macherin an der Zeit, sich neu zu orientieren. Denn Organigramme und Leitbilder erstellen, sich mit theoretischen Möglichkeiten auseinandersetzen, das war nicht ihre Berufswelt.
Käthi Saner blieb der Gemeinde aber treu, wechselte den Blickwinkel und bediente fortan den Ressortleiter Finanzen als Gemeindebuchhalterin mit den nötigen Unterlagen. Diese neu geschaffene Stelle behagte ihr sehr. «Ich war mein eigener Chef und durfte das ausleben, was ich in immer gerne machte.» Sie wollte werken und wirken.
Und so ist nicht verwunderlich, dass Käthi Saner auch zu den Mitgründern der «Freien Wähler» Wikon zählte. Parteilose mischten die politische Szene im Dorf auf. Die Gruppierung stellte sogar Gemeinderäte. Auch hier war Saner eine der treibenden Kräfte. Und als sie sich zurückzog, löste sich die Gruppierung auf.
«Ich mag es nicht, wenn Unwahrheiten kursieren», sagt Käthi Saner. Sie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. So meldete sie sich als «normale» Bürgerin an Gemeindeversammlungen öfters zu Wort, wenn dieses verdreht wurde. Und sie tat ihre Meinung kund, wenn sie dies für nötig befand. «Ich nehme halt kein Blatt vor den Mund», erklärt sie fast entschuldigend. Aber so ist sie eben. Käthi Saner vermutet: «Mit meiner Art habe ich wohl einige genervt.» Doch das sei ihr egal.
Der Gemeindebuchhalterin war keine Arbeit zu viel. Oft brannte am Abend, an Wochenenden, Licht auf der Verwaltung. Das führte dazu, dass bei ihr zeitweise 600 Überstunden zu Buche standen.
Käthi Saner war in den unruhigen Zeiten, welche Wikon speziell in den vergangenen Jahren durchlebte, die einzige Konstante, der Fels in der Brandung. Vor allem die verschiedenen Wechsel auf dem Posten des Gemeindeschreibers, aber auch in der Exekutive, nagten an ihr. «Auf der Verwaltung fehlte es ebenfalls an Ressourcen, wir waren personell unterdotiert.» Sie sei Anlaufstelle für sehr viele Anliegen gewesen, auch für solche, die nicht in ihren Arbeitsbereich gehörten. «Ich frage mich oft, wie ich das alles unter einen Hut brachte», erklärt sie. Im Nachhinein sei sie aber doch stolz, diese Zeiten erfolgreich gemeistert zu haben, sagt sie leise, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. «Wäre ich privat nicht allein, hätte ich dies allerdings kaum geschafft», ist sie überzeugt.
Mittlerweile hat sich auf der Wikoner Verwaltung einiges geändert. Nach einer Analyse durch ein externes Unternehmen wurde personell aufgestockt, gewisse Bereiche – wie beispielsweise das Steueramt – ausgelagert.
Buchhaltung bleibt zwar Buchhaltung: Doch im Laufe der Jahre veränderte sich einiges bei ihren täglichen Arbeiten. Vor allem die Digitalisierung schritt voran. Als «grossen Umbruch» bezeichnet Saner den Schritt zur Kostenrechnung (KORE) und zum Harmonisierten Rechnungslegungsmodel 2 (HRM 2). Letzteres mussten die Gemeinden auf den 1. Januar 2019 umsetzen. In dem Zusammenhang schrieb der Kanton Luzern flächendeckend die Einführung von Globalbudgets vor. Diesem System könne sie nicht allzu viel Positives abgewinnen, sagt die gelernte Kauffrau. Mit dem Globalbudget «kommt dem Bürger die Transparenz abhanden», moniert sie. Und auch diese Aussage ist typisch für Käthi Saner. Sie spricht an, was ihr missfällt.
Ob es bei ihr im Ruhestand nun tatsächlich ruhiger wird, bezweifelt die Neu-Rentnerin. «Ich kann nicht allzu lange die Seele baumeln lassen.» Grosse Pläne habe sie zwar nicht. Sie möchte die Natur geniessen, wandern, aktiv sein. Neuseeland, Australien, USA, Kanada hat sie bereits erlebt. Reisen sei nach wie vor eine Option. Und mehr Zeit für ihre beiden Grosskinder finden, am Abend auf dem Balkon in der Lounge verweilen, ein Buch lesen. Und natürlich darf das Jassen nicht zu kurz kommen.
Ihre Tätigkeit als Betreibungsbeamtin wird sie weiter ausüben. Das soll aber der einzige aktive Berührungspunkt zur Gemeinde sein. «Ich möchte vor allem die neue Freiheit geniessen und mich zu nichts verpflichten.»