Kolumne
Einzelmaske: Fötzeliregen mit Lokalprominenz und Verbrühungsgefahr im «Nix»

Die fünfte Jahreszeit ist zu Ende – Zeit, Bilanz zu ziehen. Urknall, Holdrio und Guuggenmusigen lassen wir noch einmal Revue passieren.

Beatrice Vogel
Drucken
Die (oder der?) mit der Hellebarde.

Die (oder der?) mit der Hellebarde.

Die Fasnacht 2020 ist vorbei, es bleibt der Kater – und die Erinnerung. Meine beginnt am Schmudo-Morgen, als ich mich um 4 Uhr aus dem Bett quälte. Kurzzeitig bereute ich meinen Vorsatz, an die Fritschitagwache zu gehen. Doch es war höchste Zeit: Das erste und bisher einzige Mal nahm ich als Teenie teil. Gerade so schaffte ich es, auf 5 Uhr zur Seebrücke zu schlurfen, wo mich der Urknall definitiv weckte.

Die Tagwache hat sich in diesen 20 Jahren kaum verändert: Es ist ein «Gstungg» auf dem Kapellplatz. Beim Fötzeliregen griff ich einen Telefonbuchschnipsel auf. Darauf stand: «Glatthard Thomas dipl. Ing. ETH/SIA». Ausgerechnet den Gebietsmanager von Luzern Süd habe ich da herausgepickt! Ob das ein Zeichen ist, dass ich in einem Jahr – wenn er in Pension geht – ein Porträt über ihn schreiben soll?

Kein Witz: Gefunden im Fötzeliregen.

Kein Witz: Gefunden im Fötzeliregen.

Bild: bev

Mein restlicher Schmudo verlief wie jener von vielen Fasnächtlern: Feiern bis es hell wird, über Mittag schlafen und am Abend wieder auf die Gasse bis zum Morgengrauen. Dazu reichlich Holdrio und entsprechend interessante Gespräche beim Anstehen fürs WC, ein aufklärender Besuch beim Dr.-Sommer-Team, Tanzen zur Guuggenmusig, als Mann verkleidet, tatsächlich für einen Mann gehalten werden.

Heuer war ich zum ersten Mal am Samstag unterwegs. Weil ich die Teebeutel im «Nix» am Schmudo ausgelassen hatte, war ein Besuch für mich Pflicht. Für alle anderen offenbar auch: Die Schlange vor der Beiz war lang und dicht. Drinnen war es noch enger und heiss. Dort traf ich auf Donald Trump. Er lag am Boden und wurde von der Menge zerstampft. Was das für die Präsidentschaftswahl in den USA bedeutet, darüber will ich jetzt nicht spekulieren. Ebenfalls gelernt habe ich im «Nix»: Tee mit Handschuhen trinken, ist keine gute Idee – wird das heisse Getränk verschüttet und vom Handschuh aufgesaugt, besteht Verbrühungsgefahr!

Am Sonntag, nach dem Umzug in Emmen, war ich dann so geschlaucht, dass ich mir keine weiteren Fasnachtsaktivitäten leisten konnte. Den Monstercorso liess ich mir dennoch nicht entgehen. Nur eine Frage bleibt zum Schluss: Warum riecht es überall an der Fasnacht nach Weihrauch?