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An der Gemeindeversammlung vom Mittwochabend in Buttisholz rumorte es. Das Resultat: Grosse Veränderungen bei der Hirschen AG.
Rekordverdächtige Kulisse in Buttisholz: Dieser Grossaufmarsch hatte einen Grund. Denn nicht wenige der 196 Stimmberechtigten wollten sich an der Gemeindeversammlung auch über den aktuellsten Stand bei der Causa «Gasthaus Hirschen» informieren lassen. Sie stand genauso auf der Traktandenliste wie die Zentrumsentwicklung in Buttisholz. Wobei zwei sofortige Rücktritte aus dem Verwaltungsrat der Hirschen AG für einen weiteren Eklat sorgten. «Es brodelt. Die Diskussionen laufen heiss», betonte Gemeindepräsident Franz-Xaver Zemp am Mittwochabend. Letzte Woche hatte die GAB-Genossenschaft als Hauptaktionär der Gasthaus Hirschen AG bekanntgegeben, dass das neue Gastroprojekt nicht zu Stande kommt. «Die aktuellen Verhandlungen sind gescheitert», sagte damals Präsident Norbert Aregger.
An der Gemeindeversammlung betonte Zemp hingegen erneut, dass dies so nicht stimme. Man sei Ende Oktober auseinandergegangen mit dem Resultat, mögliche Investoren suchen zu wollen, um die Finanzierung zu sichern. In diesem Zusammenhang bildet das benachbarte Grundstück zum Hirschenareal einen eigentlichen Knackpunkt im Gezerre um die Wiedereröffnung des Gasthauses. Während die GAB-Verantwortlichen möglichen Geldgebern mit dieser Parzelle gewisse Sicherheiten gewähren wollen, wies Gemeindepräsident Zemp erneut auf das Positionspapier des Gemeinderates sowie die Absichtserklärung und den Aktionärsbindungsvertrag mit der GAB hin. Die Kommune ist an der Hirschen AG als Minderheitsaktionär ebenfalls beteiligt.
Zudem erklärte Zemp: Eine Finanzierung müsse auch ohne direkten Miteinbezug des besagten Grundstücks möglich sein. Sie solle möglichst mit einheimischen Investoren erfolgen. «Erst wenn das nicht machbar ist, können wir den Fächer öffnen», so der Gemeindepräsident. Weiter müsse zuerst geklärt werden, wie es mit der Zentrumsentwicklung weitergehe. Fragen wie Grundversorgung, Parkierung oder ÖV-Situation seien nicht beantwortet. Aber er sagte auch: «Die Gemeinde ist mit ihren Garantien ein verlässlicher Partner.»
In der Folge kam es, wie schon erwähnt, zu einem weiteren Paukenschlag. Helen Affentranger-Aregger gab per sofort ihren Rücktritt als Verwaltungsrat der Hirschen AG und als GAB-Vorstandsmitglied bekannt. Als Gründe fügte die neue CVP-Kantonsrätin «fehlende Offenheit, Transparenz und Kommunikation» an. In der aktuellen Zusammensetzung könne sie nicht mehr weiterarbeiten. Doch Affentranger sagte auch: «Ich stehe hinter dem Gastrokonzept.»
Im selben Zuge stellte auch Roland Bühler (SVP), Delegierter des Gemeinderates, sein Verwaltungsratsmandat bei der Gasthaus Hirschen AG sofort zur Verfügung. Wobei auch er hinter dem Gastrokonzept steht. «Ich finde es sehr gut.» Allerdings rügte er das Vorgehen des Mehrheitsaktionärs beim Gang an die Medien. «Ich distanziere mich von diesem Bericht.»
Wegen dieser Konstellation besteht der Hirschen-Verwaltungsrat nur noch aus dem Präsidenten Andreas Bucher. Das Gremium ist also nicht mehr handlungsfähig. Zemp: «Es ist Zeit, dass die Karten auf den Tisch kommen.» Und während da und dort von einem Scherbenhaufen gesprochen wurde, sieht das der Gemeindepräsident «per se» nicht so. Er verlange aber von allen Partnern eine «bedingungslose Offenheit und Transparenz».
Norbert Aregger, Präsident der GAB-Genossenschaft, meldete sich ebenfalls zu Wort und betonte, die Voten seien «einseitig und nicht korrekt». Man habe zwar bilateral Investorengespräche geführt, das Echo sei negativ gewesen. «Wenn das besagte Grundstück mit einbezogen werden kann, könne man es sich vorstellen.» Ein Votant verlangte in einem Antrag, dass der Gemeinderat erst wieder auf Verhandlungen eintreten solle, wenn die GAB zwei und der Gemeinderat einen neuen Verwaltungsrat stellen. Konkret ging man darauf nicht ein. Ein weiterer Votant sprach sogar von einer «Hexenjagd» gegen die GAB. Ein Reputationsschaden sei allerdings angerichtet, hiess es. Wie es mit dem «Hirschen» weitergeht, ist im Moment offen.
Weiter informierte der Gemeinderat über die Einsprache für eine temporäre Dorfgestaltung auf dem Hirschenplatz. Der Gemeinde wurde vom Einsprecher gar «Urkundenfälschung» vorgeworfen. Geschäftsführer Reto Helfenstein wehrte sich: «Es wurde nichts kaschiert.» Weil die Gemeinde das Baugesuch zurückzieht, kam es zu keinen weiteren Diskussionen.
Über das Budget 2020 wurde ebenfalls noch befunden. Es fand bei 20,4 Millionen Aufwand und einem Gewinn von 794 000 Franken breite Zustimmung.