Altersheimbewohner wollen mehr Komfort – das hat seinen Preis. Bei den Aufenthaltstaxen gibt aber auch regionale Unterschiede.
Hugo Bischof
Das Interesse und die Begeisterung für das neue Emmer Betagtenzentrum Emmenfeld an den Tagen der offenen Tür waren gross (gestrige Ausgabe). 183 Franken beträgt hier künftig die Aufenthaltstaxe für Aufenthalt, Vollpension und Betreuung – pro Tag, ohne Pflege. Das sind rund 13 Prozent mehr als im Betagtenzentrum Herdschwand, das demnächst schliesst. Dort zahlt man 162 Franken Aufenthaltstaxe pro Tag.
Dass sich viele ältere Menschen besorgt fragen, ob sie sich dies noch leisten können, liegt nahe. Andererseits ist klar: Der Trend hin zu mehr Komfort hat Auswirkungen auf die Taxen – auch anderswo. «Die meisten Bewohner von Betagtenzentren wollen heute Einerzimmer mit eigenen Nassräumen, das hat seinen Preis», bestätigt Joel Früh, Leiter Unternehmensentwicklung bei der Viva Luzern AG, die seit Anfang 2015 die Stadtluzerner Betagtenzentren führt.
In der Stadt Luzern gibt es ein komplexes Tax-System: Für ein 1-Bett-Zimmer in der günstigsten Kategorie A etwa zahlt der Bewohner eine Aufenthaltstaxe von 165 Franken pro Tag (Tabelle rechts). «Solche Zimmer gibt es aber nur noch in den älteren unserer Zentren, und viele davon verfügen über kein eigenes WC», sagt Joel Früh. In der komfortabelsten Kategorie E kostet ein Einbettzimmer in einem städtischen Betagtenzentrum 188 Franken pro Tag (etwa in den Betrieben Eichhof und Wesemlin). Daneben gibts in den städtischen Betagtenzentren auch 2-Bett-Zimmer (148 bis 168 Franken, je nach Grösse und Komfort), 1?-Zimmer-Appartments (186 bis 209 Franken) sowie 2-Zimmer-Appartments (158 bis 181 Franken pro Person).
Die Unterschiede bei den Taxen hängen auch mit den Baukosten für die Betagtenzentren zusammen. Hier haben gemäss Joel Früh die einzelnen Gemeinden eine unterschiedliche Abschreibungspraxis. Hinzu komme, dass in der Stadt und Agglomeration «die Immobilienpreise massiv und die Lohnkosten leicht höher sind; entsprechend sind hier auch die Heimaufenthaltstaxen höher.»
Heimbewohnern, die den Aufenthalt mit eigenen Mitteln nicht bezahlen können, zahlt der Kanton Ergänzungsleistungen von maximal 140 Franken pro Tag. Zusätzlich zur Aufenthaltstaxe kommen die Pflegetaxen. Dafür zahlt der Bewohner maximal 21,60 Franken pro Tag – für den Rest kommen Krankenkassen und Heimatgemeinde auf.
Seit Inkrafttreten des neuen Bundesgesetzes zur Pflegefinanzierung 2011 herrscht freie Wahl eines Betagtenzentrums. Ein Stadtluzerner kann also in ein Betagtenzentrum in der Region oder auf dem Land ziehen – und umgekehrt. «Von dieser Möglichkeit machen aber bisher nur wenige Stadtluzerner Gebrauch», sagt Joel Früh. «Die Menschen wollen ihren Lebensabend offenbar weiterhin im Heimatort verbringen.» Bei einem Wechsel der Gemeinde bleibt weiterhin die Herkunftsgemeinde zuständig für die Kosten, die der Heimbewohner nicht selber berappen kann.
In der Gemeinde Horw liegt die tiefste Aufenthaltstaxe bei 90 Franken für ein «Einbettzimmer klein, ohne Balkon» – geradezu ein Schnäppchen. «Das betrifft aber nur noch acht Zimmer im Altersheim Kirchfeld 2», sagt Sabine Schultze, Leiterin des Betagtenzentrums Kirchfeld. Es sind Zimmer im Altbau von 1964, dem ehemaligen Personalhaus. Sie sind nur zwölf Quadratmeter gross. Immerhin verfügen sie laut Schultze über ein kleines WC mit Dusche.
«In neuen Betagtenzentren beträgt die Mindestgrösse der Zimmer 20 Quadratmeter», sagt Schultze. «Wir bieten diese sehr günstigen Zimmer für Menschen in finanziell schwierigen Lagen an, die wirklich darauf angewiesen sind.» Die Nachfrage nach solch kleinen Räumen sei aber «klar abnehmend», sagt Schultze. Auch in Horw gehe der Trend «klar Richtung mehr Komfort». Im Kirchfeld 1 in Horw kostet der Aufenthalt in einem Einbettzimmer 155 Franken pro Tag.