Zwei Ebikoner Unternehmen wollen im Industriegebiet Kies und Sand zur Wiederverwertung aufbereiten. Die Anlage wäre die erste ihrer Art in der Zentralschweiz und soll gleich mehrere Probleme entschärfen.
Beim Bau eines neuen Hauses wird in der Regel zuerst ein Aushub gemacht. Jährlich fällt dadurch im Kanton Luzern rund eine Million Kubikmeter Material an. Dieses wird in Deponien gelagert. Doch eigentlich könnte das Material in der Bauindustrie verwendet werden, denn der Aushub besteht zu rund 80 Prozent aus Kies und Sand. Beides wird für die Herstellung von Beton benötigt.
«Das Deponieren von Aushubmaterial ist eine gigantische Ressourcenverschwendung», sagt Patrick Düring, CEO des Recycling-Unternehmens Düring AG Ebikon. Um dem entgegenzuwirken, plant seine Firma gemeinsam mit der Bau- und Immobilienfirma Schmid AG, ebenfalls aus Ebikon, eine Anlage zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Aushubmaterial. Diese soll in Emmen, auf einem Grundstück der Düring Immobilien AG an der Buholzstrasse neben der ARA Buholz, zu stehen kommen.
Auf dem Areal, das heute als Muldenlagerplatz dient, ist ein 30 Meter hohes Gebäude geplant. Darin wird der Aushub gewaschen, gesiebt und gefiltert. Die daraus gewonnenen Bestandteile wie Kies und Sand sollen an Bauunternehmen und Betonwerke verkauft werden. 165000 Kubikmeter Aushub dürfte die Anlage jährlich verarbeiten. Die 20 Prozent des Aushubs, die nicht verwertet werden können – alles, was kleiner ist als Sand – werden als sogenannte Filterkuchen auf die Deponie gebracht. Kontaminiertes Material wird jedoch nicht verarbeitet. «Das bräuchte zusätzliche Investitionen und Anlagen», so Patrick Düring. Die Investition beträgt rund 25 Millionen Franken.
Die geplante Anlage wäre die erste ihrer Art in der Zentralschweiz. Sie soll eine wichtige Funktion erfüllen, denn Deponien für Aushubmaterial werden immer rarer. Derzeit gibt es im Kanton Luzern zwölf, die früher oder später voll sein werden. Die Suche nach neuen Deponiestandorten ist schwierig, schliesslich will niemand neben einer solchen wohnen. «Mit der Recycling-Anlage fällt weniger Material an, das deponiert werden muss. Dadurch können die Deponien länger genutzt werden», sagt Düring. Kommt hinzu, dass auch weniger Kies für die Betonproduktion abgebaut werden muss.
Der Standort Emmen biete sich für die Anlage an, weil in der Region derzeit viel gebaut wird. Düring: «Das Material kann somit dort aufbereitet werden, wo es anfällt und auch wieder verwendet wird.» Bisher wird Kies für die Betonproduktion vor allem in den Randregionen des Kantons abgebaut, was lange Anfahrtswege zur Folge hat. Auch die Deponien sind eher weit entfernt. Die Anfahrtswege können dank der geplanten Anlage verkürzt werden, während kaum Mehrverkehr in der Region anfällt, da schon heute Material hin- und wegtransportiert wird. Für die Umgebung soll laut Düring kein Nachteil entstehen: Weil die Anlage in einem Gebäude steht, gebe es kaum Emissionen; es würden zudem leise Elektrobagger eingesetzt. Weiter befindet sich der Standort in einem Industrieareal ohne Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe. «Wir haben die Emmer Dorfgemeinschaft, die direkten Nachbarn und die Gemeinde bereits über das Projekt informiert», so Düring. Für Letztere dürfte der Neubau auch finanziell interessant sein: Betrieben wird die Recycling-Anlage einer Firma, die neu gegründet und ihren Steuersitz in Emmen haben wird.
Die Vorprüfung von Baugesuch und Gestaltungsplan bei Kanton und Gemeinde wurde kürzlich gestartet. Danach folgt das Bewilligungsverfahren. Düring rechnet mit einem Baubeginn in zwei bis vier Jahren.