Gemeindepräsident Rolf Born glaubt, das Gros der Bevölkerung stehe hinter dem Flugplatz – trotz der aktuell besonders hohen Lärmbelastung. Und er hat klare Vorstellungen davon, wie die Akzeptanz der Militärfliegerei bewahrt werden kann.
Lukas Nussbaumer
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Ist die aktuelle Lärmbelastung für die Bevölkerung rund um den Flugplatz Emmen, dem Hauptflugplatz der Schweizer Luftwaffe bis Ende Monat, zu verkraften? Und wie viele neue Kampfjets soll die Schweizer Luftwaffe kaufen? Für Regierungsrat Paul Winiker darf – erstens – die Gesamtlärmbelastung in den nächsten Jahren nicht steigen. Ausschläge nach oben müssten aber akzeptiert werden – «weil der Flugplatz und die Ruag als Arbeitgeber zu wichtig sind». Und zweitens ist für den SVP-Justiz- und Sicherheitsdirektor klar: «Je mehr Jets beschafft werden, umso besser ist das für den Standort Emmen.» (Wir berichteten).
Flug- und Waffenplatz sowie die Ruag bieten in Emmen zusammen rund 1700 Stellen an. Wie hoch die Gesamtlärmbelastung ist, darüber herrscht Unklarheit. Noch in diesem Jahr will das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) ein Lärmgutachten präsentieren. Wann genau, lässt das VBS laut Mediensprecher Lorenz Frischknecht offen. Über die Zahl der neuen Kampfjets will das VBS im Herbst seine bevorzugten Optionen vorstellen. Im Raum stehen 55 bis 70 neue Flieger, aber auch 40, 30 oder bloss 20.
Rolf Born, der Gemeindepräsident von Emmen, kann Winikers Forderung nach einer Begrenzung der Lärmbelastung auf dem heutigen Stand unterschreiben. Das entspreche seit jeher der Haltung des Gemeinderats. Zur These von Winiker, wonach ganz viele neue Flieger gut seien für Emmen, äussert sich Born zurückhaltend. Der Gemeinderat habe die Vorschläge des Bundesrates für die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges «nicht im Detail» beraten. Die Variante mit der markanten Reduktion des Flugzeugbestandes könne aber «mit erheblichen Auswirkungen auf die Anzahl der Arbeitsplätze verbunden sein», so Born.
Die Bedeutung des Flugplatzes sei für die Region denn auch «sehr hoch, nicht nur wegen der Arbeitsplätze. Der Flugplatz hat die Entwicklung der Gemeinde massgeblich beeinflusst.» Gleichzeitig verstehe er das Bedürfnis der Anwohner nach Ruhe, vor allem während der Schulferien. Der Gemeinderat unterstütze denn auch die Forderung des Schutzverbands der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen (SFE) nach einer sechswöchigen Sommerpause. Ausdruck dieser ambivalenten Haltung des Gemeinderats – Unterstützung des bedeutendsten Wirtschaftsmotors der Region auf der einen Seite, Bekämpfung des Fluglärms auf der anderen Seite – ist die Forderung Borns nach mehr Arbeitsplätzen: «Wir sind nur bereit, mehr Flugbewegungen zu akzeptieren, wenn in Emmen zusätzliche Jobs geschaffen werden.» So könne das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Belastung für die Region bewahrt werden.
Laut Born steht die klare Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Flugplatz – trotz viel Lärm. In Zahlen ausdrücken lasse sich diese Akzeptanz zwar nicht, räumt Born ein. «Doch wir Gemeinderäte sind viel unterwegs. Wir würden spüren, wenn die Stimmung kippt», sagt der FDP-Politiker, der seit 2007 auch im Kantonsrat sitzt.
Im letzten Jahr betrug die Zahl der Kampfjetflüge in Emmen rund 3800. Das Gros der Flüge, 2400, wurde mit Tiger-Jets durchgeführt. Diese verursachen deutlich weniger Lärm als die F/A-18-Flugzeuge (siehe Tabelle). In den kommenden vier Jahren, ab der Schliessung des Flugplatzes Sion für militärische Zwecke, muss Emmen mit rund 5000 Flügen rechnen. Sämtliche dieser Zusatzflüge sollen mit Tiger-Jets ausgeführt werden. Dazu kommen etwa 1500 weitere von PC-21-Propellerflugzeugen, die beim Start noch einmal klar leiser sind als Tiger-Kampfflieger. Ebenfalls etwa 5000 Flüge pro Jahr finden in Meiringen statt, 11 000 in Payerne. Das Gros der lauten F/A-18-Flüge fällt auf die Flugplätze in Payerne und Meiringen. Grösser sind die Unterschiede zwischen den drei Flugplätzen bei der Zahl der Stellen: In Emmen liegt sie bei 1700, in Payerne bei knapp 500, in Meiringen bei unter 200.
Messbedingung: Vorbeiflug in 305 Meter Höhe mit einer Geschwindigkeit von 296 km/h
Quelle: Empa