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Die Korporation Wikon will einen dritten Wärmeverbund realisieren. Dieser soll später mit den beiden bereits bestehenden Netzen in Reiden und Wikon zusammengeführt werden.
Importiertes Holz aus dem Ausland, länger anhaltende Trockenzeiten und der Borkenkäfer machen Luzerner Waldbesitzern schon länger zu schaffen. In Wikon möchte man den Umstand vom fehlenden Holzabsatz in die eigenen Hände nehmen: Die Korporation Wikon will durch die Realisierung einer Hackschnitzelheizung mit einem Wärmeverbund einen Beitrag zur Entschärfung der schwierigen Situation auf dem Holzmarkt leisten. Daher hat sie im Sommer 2019 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese zeigt: Ein solcher Wärmeverbund liesse sich wirtschaftlich an der Industriestrasse in Wikon betreiben.
In einer ersten Etappe soll das komplette Industriegebiet in Wikon mit CO₂-neutraler Wärme beliefert werden, in einem zweiten Schritt auch die Industriestrasse in Reiden. Dazu sieht die Korporation eine Heizzentrale an dieser Strasse vor. Für das Projekt ist eine Umzonung in eine Zone für öffentliche Zwecke notwendig, die Stimmbevölkerung der Gemeinde Wikon wird voraussichtlich an der Gemeindeversammlung vom Herbst darüber befinden können.
Bei einem Wärmeverbund werden mehrere Liegenschaften mittels einer Heizzentrale mit Energie für die Raumheizung und das Brauchwarmwasser versorgt. Die Wärme wird durch die Verbrennung von Holzschnitzeln und Pellets erzeugt. Diese wird dann über das Fernwärmenetz mittels Rohren zu den einzelnen Liegenschaften geführt. Für die Besitzer ist der Wärmeverbund eine komfortable Art zu heizen, weil man nicht mehr in jedem Haus einen eigenen Heizungsraum benötigt. Fernwärme ist ausserdem umweltfreundlich, da die Wärme CO₂-neutral mit einem regional erzeugten Brennstoff produziert wird.
Auf Anfrage gibt Korporationspräsident Christof Blättler einige Eckwerte zum Projekt bekannt. So werde für die Hackschnitzelheizung Holz aus dem Einzugsgebiet der Genossenschaft Wald Wiggertal verwendet. «Rund 5000 Kubikmeter Festholz wird jährlich für den Wärmeverbund benötigt. Das sind im Jahr 25 Prozent des verwertbaren Holzes im Einzugsgebiet, das ist also ein guter Beitrag zur Entschärfung der schwierigen Situation auf dem Holzmarkt.»
Das Netz des Wärmeverbunds werde rund drei Kilometer lang, damit könnten theoretisch 650 Einfamilienhäuser mit Energie versorgt werden. In der zweiten Etappe wachse die Länge des Netzes auf fünf Kilometer. Die Heizzentrale wird auf einer rund 2500 Quadratmeter grossen Parzelle realisiert, das Gebäude selber werde 16 mal 22 Meter gross, das Schnitzeldepot daneben 11 mal 22 Meter. Das Tarifmodell ist in den letzten Detailbereinigungen, somit sei es noch zu früh für eine Kommunikation. Er verrät so viel: «Es sind höchst attraktive Preise.»
Die Korporation will aber noch weitergehen. Und zwar plant sie einen Zusammenschluss des neuen Wärmeverbunds mit den beiden bestehenden in Wikon und Reiden rund um die Schulhäuser. Doch was würde ein solcher Zusammenschluss bringen? Blättler erklärt: «Die bestehenden Netze haben ihre Lebenszyklen und Wachstumsgrenzen erreicht, es stehen Investitionen an.» Diese könnten so geplant werden, dass sich in 20 Jahren (Reiden) und in 11 Jahren (Wikon) die Fernleitungsheizungen verbinden lassen. «Dadurch könnten noch weitere Bezüger in den Leitungsbau integriert werden. So haben wir bereits festgestellt, dass bei den Gebäuden an der Chäppelimatte und im Zentrum diese Möglichkeit besteht. Der Zusammenschluss ist aus unserer Sicht eine riesige Chance.»
Die erste Bauetappe kostet rund 8,5 Millionen Franken. «Analysen haben ergeben, dass ein Zusammenschluss mit einer gemeinsamen Organisation – wahrscheinlich einer AG – das Sinnvollste ist», so Blättler. Finanziert würden die Wärmeverbünde demnach durch Aktienkapital, Anschlussgebühren und Drittfinanzierungen. Als Träger dieser Organisation sind die Gemeinden und Korporationen von Reiden und Wikon sowie die Genossenschaft Wald Wiggertal vorgesehen.
Dazu braucht es jedoch noch die Zustimmung der Stimmberechtigten: Nur wenn alle Abstimmungen der fünf Beteiligten positiv ausfallen werden, kann die gemeinsame Organisation im Januar 2022 gegründet und im Anschluss die Arbeit aufgenommen werden. Der vorgesehene Baustart des Wärmeverbunds an der Industriestrasse ist auf den Sommer 2023 vorgesehen, ab der Heizperiode 2024 soll den Bezügern Wärme zur Verfügung stehen. Aus Sicht von Blättler ist der politische Teil die grösste Knacknuss: «Damit man fünf Abstimmungen gewinnen kann, braucht es viel Aufklärungsarbeit. Der Rohstoff ist vorhanden und die Machbarkeit und die Vision – dank der CO₂-neutralen Wärmeerzeugung, welche kongruent mit den Klimazielen ist – evaluiert. Das Projekt würde definitiv allen Beteiligten einen Mehrwert bieten.»