Das Luzerner Stadtparlament unterstützt die Pläne für die Neu-Überbauung entlang der Industriestrasse. Nicht alle sind aber einverstanden, dass die öffentliche Hand einen Grossteil der Flächen belegt.
Auf dem EWL-Areal an der Industriestrasse soll Grosses entstehen: Die Stadt plant ein neues Sicherheitszentrum, in dem Feuerwehr, Polizei-Notruf, sowie der Notruf 144 und der Zivilschutz untergebracht werden sollen. Diese Pläne stossen bei allen Parteien auf Zustimmung. Bei der Frage, was neben diesem Sicherheitszentrum sonst noch auf dem EWL-eigenen Areal realisiert werden soll, ist es aber vorbei mit der Einigkeit. Klar ist: Das 56000 Quadratmeter grosse Gelände soll neu überbaut werden. Entstehen sollen neue Wohnungen sowie Büros für den EWL-Hauptsitz und das städtische Tiefbauamt, die sich bereits heute an diesem Standort befinden. Für die FDP wäre die neue Überbauung eine Chance, an diesem attraktiven Ort neue Firmen anstelle der Stadtverwaltung anzusiedeln. «Anstelle von dringend benötigten Arbeitsplätzen für Firmen macht sich der Staat auf dem Areal breit», ärgerte sich Rieska Dommann im Stadtparlament. Zwar ist die FDP bereits früher mit einer Motion gescheitert, die mehr Platz für Firmen forderte.
Doch Dommann warnte gestern erneut: «Wo sollen all die Leute, die in diesen Wohnungen wohnen, künftig arbeiten? In Zug oder Zürich?» Und er fügte hinzu: «Wenn das die neue Wirtschaftspolitik des Stadtrats ist, dann gute Nacht.» Auch die SVP würde sich lieber Privatfirmen auf dem EWL-Areal wünschen: «Es ist überhaupt nicht verständlich, weshalb sich die Verwaltung an einem so zentralen Ort ansiedeln muss», kritisierte Urs Zimmermann. Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) verteidigte die Kombination von Sicherheitsdiensten und Stadtverwaltung. «Da sind viele Synergien möglich, etwa durch die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen.» Nicht ganz glücklich mit dem vom Stadtrat geplanten Nutzungsmix ist auch die SP. Ihr geht es aber vorallem um die Wohnungen. Vorgesehen ist eine Wohnfläche von insgesamt 23000 Quadratmetern. Das sei die absolute Untergrenze, betonte Nico van der Heiden (SP). Das Stadtparlament hat beim stadträtlichen Bericht zum EWL-Areal nur beschränktes Mitspracherecht. Die Parlamentarier haben den Bericht gestern zustimmend zur Kenntnis genommen. Demnach wird die Stadt zusammen mit der EWL und eventuell einer Baugenossenschaft das EWL-Areal für 250 Millionen Franken neu überbauen. Zu diesem Zweck wird eine gemeinsame AG gegründet, die das Areal im Baurecht übernimmt. Die CVP hätte es zwar bevorzugt, dass jeder Player selber sein jeweiliges Bauprojekt realisiert. Doch die Mehrheit des Stadtparlaments sprach sich für eine gemeinsame AG aller Beteiligten aus.
Falls die Volksabstimmung 2019 positiv verläuft, kann der Bau auf dem EWL-Areal im Jahr 2021 beginnen. Ab 2023-25 wäre dann die Eröffnung der neuen Wohn- und Verwaltungsgebäude sowie des Sicherheitszentrums. Vorgesehen ist, alle bestehenden Gebäude auf dem EWL-Areal abzureissen. Erhalten bleiben soll einzig das rund 100-jährige rote Haus, das sich mitten auf dem Areal befindet und früher als Gasfabrik diente. Dort könnte gemäss Stadtrat ein Quartiertreffpunkt entstehen. Konkrete Pläne, wie ein solcher aussehen könnte, gibt es zwar noch nicht. Doch die Bürgerlichen wollten bereits vorsorglich festschreiben, dass der Betrieb eines allfälligen Kultur- oder Quartierzentrums keine städtischen Gelder beanspruchen darf. Die Linken haben dies allerdings verhindert. Es mache keinen Sinn, in diesem frühen Stadium bereits Vorgaben zur Finanzierung zu machen, fand etwa Mario Stübi (SP).
Robert Knobel