Fasnacht im Bellpark
Museum zeigt Krienser Holzmasken – darunter auch ein paar gewagte Exemplare

Über 50 Hobby-Schnitzerinnen und -Schnitzer haben je ihre beste Holzmaske dem Museum Bellpark für eine neue Ausstellung ausgeliehen. Drei Profis geben zudem Einblick in ihr Schaffen.

Roman Hodel Jetzt kommentieren
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Ein bisschen gförchig ist es ja doch. Wer den grossen Raum der neuen Ausstellung «Krienser Holzmasken. 1970 bis heute» im Museum Bellpark in Kriens betritt, ist umzingelt von rund 60 verschiedenen Masken. Gut, da sind zwar die sogenannten Charaktermasken, wie sie das typische Krienser Wöschwiib trägt: Der Gesichtsausdruck ist mal argwöhnisch, mal listig, aber grundsätzlich freundlich. Nicht so bei den Schreckmasken, wie sie etwa der Krienser Deckel oder das Bärnerwyb tragen: Der stechende Blick kombiniert mit dem markanten Kinn erzeugt ein mulmiges Gefühl.

Blick in die Ausstellung «Krienser Holzmasken. 1970 bis heute».

Blick in die Ausstellung «Krienser Holzmasken. 1970 bis heute».

Bild: Manuela Jans-Koch (Kriens, 27. Januar 2022)

Die Masken stammen von über 50 verschiedenen Hobby-Schnitzerinnen und -Schnitzern. Museumsleiter Hilar Stadler sagt:

«Wir haben alle dazu aufgerufen, uns ihr bestes Stück für unsere Ausstellung zu leihen.»

Zwar gibt es Leitplanken, wie eine Charakter- oder eine Schreckmaske auszusehen hat, dennoch verleihen die Macherinnen und Macher ihnen eine persönliche Note. Bei der einen Maske sind die Augen schmal, bei der anderen das Gesicht runzliger. Es gibt Exemplare mit und solche ohne Haare. Und dann sind da noch die Exoten: So klemmt im Mundwinkel einer Charaktermaske ein Joint, und aus einer Schreckmaske wachsen gar Schläuche. Deren Erschaffer hat sich offensichtlich vom Film «Mad Max» inspirieren lassen.

Maschgere en masse gibt's derzeit im Museum Bellpark in Kriens zu sehen.
7 Bilder
Darunter auch gewagte Exemplare mit Joint...
...oder inspiriert von Mad Max.
Museumsleiter Hilar Stadler und Maskensammler Michael Schärli im grossen Raum der Holzmasken-Ausstellung.
Noch mehr Masken.
Eine Anleitung für Schreckmasken.
In der Vitrine links sind sogenannte Krienser «Muur»-Masken zu sehen. Sie stammen aus dem 18./19. Jahrhundert und sind Vorläufer der heutigen Krienser Holzmasken.

Maschgere en masse gibt's derzeit im Museum Bellpark in Kriens zu sehen.

Bild: Manuela Jans-Koch (Kriens, 27. Januar 2022)

Stadler findet es spannend, «dass hier Elemente der Pop-Kultur in eine Maske einfliessen». Auch Brauchtum dürfe sich entwickeln. Für Michael Schärli passt diese spezielle Maske dennoch nicht zur traditionellen Krienser Fasnacht. Der Galli-Zünftler und Maskensammler wirkte bei der Ausstellung mit und betont: «Diese Maske ist eine gute Schnitzarbeit, jedoch zu weit von den Vorgaben entfernt und eine Ausnahme.» Sie hätten darüber diskutiert, diese überhaupt auszustellen – «aber wir wollen die Diskussion anregen».

Museumsleiter Hilar Stadler (links) und Maskensammler Michael Schärli im grossen Raum der Holzmasken-Ausstellung.

Museumsleiter Hilar Stadler (links) und Maskensammler Michael Schärli im grossen Raum der Holzmasken-Ausstellung.

Bild: Manuela Jans-Koch (Kriens, 27. Januar 2022)

Videoporträts und Masken von drei Profi-Schnitzern

Im zweiten Raum stellt das Museum drei Profi-Schnitzer ins Zentrum, wovon zwei die Maskenschnitzerei der letzten Jahrzehnte massgeblich mitgeprägt haben. Da ist zum einen Josef Schnyder (80). Er hat während über 25 Jahren im Auftrag der Galli-Zunft Schnitzkurse geleitet und die Krienser Schnitzkunst auf internationalen Messen präsentiert. Seine Schreckmasken bestechen durch teils stark überzeichnete, fast abstrakte Gesichtszüge. Zum anderen ist es Toni Meier (80). Er fertigt unter anderem auch Masken für das Theater an, restauriert sakrale Kunst und ist bekannt für seine ausdrucksstarken und lebendigen Charaktermasken. Der dritte im Bunde ist ein heimisches Nachwuchstalent: Christoph Zimmermann (34). Er arbeitet für einen Schnitzerbetrieb in Brienz und bekam das Maskenschnitzen quasi in die Wiege gelegt – sein Vater Markus ist ebenfalls ein aktiver Maskenschnitzer. Das Trio kommt in Videoporträts, die abwechselnd gezeigt werden, zu Wort. Und natürlich sind von allen dreien Masken ausgestellt.

Die dritte von drei Ausstellungen zum Thema Holzmasken

Dass das Bellpark-Museum nur Masken ab 1970 zeigt, kommt nicht von ungefähr: Den ursprünglichen Krienser «Muur»-Masken aus dem 18./19. Jahrhundert hatte es bereits 2005 eine Ausstellung gewidmet, 2010 folgten die Holzmasken der 1920er- bis 1960er-Jahre. Auch der Zeitpunkt ist gewollt. «Es ist unser Beitrag zum 100-Jahr-Jubiläum der Galli-Zunft, welche eine wichtige Vertreterin des Maskenbrauchtums in Kriens ist», sagt Stadler. Zudem soll die Ausstellung eine Lücke füllen, denn die Fasnacht wird auch dieses Jahr pandemiebedingt nicht im gewohnten Rahmen stattfinden. Eine ähnliche Situation gab es laut Stadler in früheren Zeiten schon einmal: Er erinnert an die erste Ausstellung zu Krienser Holzmasken 1943. Damals musste die fünfte Jahreszeit wegen des Zweiten Weltkriegs aussetzen.

Nun, ganz so schlimm dürfte es dieses Jahr nicht mehr werden. Die Galli-Zunft hat zwar das Böögge-Triibe und den Umzug abgesagt, aber die Böögge-Rätschete und der Rüüdige Samschtig finden statt – mit Schutzkonzepten. Stadler sagt: «Wir hoffen fest, dass es eine Fasnacht geben wird.» Und im Museum Bellpark wird sie erst noch lange dauern: Die Ausstellung bleibt bis am 26. Februar des nächsten Jahres bestehen.

Hinweis: Zur Ausstellung ist ein Buch herausgekommen. Zusammen mit den zwei vorausgegangenen Publikationen ergeben die drei Bände einen Überblick des Maskenbrauchtums in Kriens. Weitere Infos gibt's hier.

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