Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg ist schon seit drei Wochen nicht mehr im Verwaltungsrat der FCL Holding AG. Das wird jetzt bekannt, nachdem das Investorentrio Sawiris, Schmid und Sieber öffentlich den Rücktritt bestätigt hat.
Die überraschenden Neuigkeiten von der Luzerner Allmend jagen sich am Donnerstag schon fast im Minutentakt. Der brodelnde Machtkampf-Kessel im FCL-Verwaltungsrat ist übergekocht: In der Nacht auf Donnerstag haben die drei Verwaltungsräte der FCL Holding AG Samih Sawiris, Hans Schmid und Marco Sieber ihren Rücktritt aus dem Führungsgremium erklärt.
Das haben die drei FCL-Präsident Philipp Studhalter schriftlich mitgeteilt. Grund für den Eklat: Mehrheitsaktionär und Neo-Stadionmehrheitsbesitzer Bernhard Alpstaeg verweigert das Gespräch mit dem Investorentrio, welches dem Swisspor-Patron am 2. Oktober ein Kauf-/Verkaufsangebot für dessen FCL- und Stadion-Aktien gemacht hat.
Und nachdem am Donnerstagvormittag der Rücktritt des Investorentrios durch unsere Zeitung öffentlich gemacht worden ist, folgt die nächste grosse Überraschung: Auch Alpstaeg hat seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat erklärt – dies allerdings schon vor mehreren Wochen. Dies bestätigt Philipp Studhalter, der auch Verwaltungsratspräsident der FCL Holding AG ist, auf Anfrage (siehe FCL-Stellungnahme am Ende des Textes).
Die offizielle Rücktrittsankündigung sei erfolgt, unmittelbar nachdem das Kauf-/Verkaufsangebot am 2. Oktober von Sawiris, Schmid und Sieber ausgesprochen wurde.
Marco Sieber sagt auf Nachfrage hierzu:
«Wir wurden nicht darüber informiert, dass Herr Alpstaeg aus dem VR zurückgetreten ist. Wir wurden von seinem Berater darüber informiert, dass er nicht mehr bereit ist, sich an Defizitdeckungen des FCL zu beteiligen.»
Als Mehrheitsaktionär von Club und Stadion habe Alpstaeg eine besondere Verantwortung für den FCL, für die Spieler, die Mitarbeitenden, die Sponsoren und die Fans, so Sieber weiter. Und: «Wir rufen ihn auf, auf unser Angebot einzutreten. Es ist sehr fair und gibt dem FC Luzern die Handlungsfähigkeit zurück.»
Was bedeuten diese Rücktritte im Verwaltungsrat für das operative Geschäft und die rund 165 Mitarbeiter des FCL? Studhalter sagt: «Die FCL Holding AG ist weiterhin statuarisch handlungsfähig. Mit Verwaltungsrat Josef Bieri und mir ist sichergestellt, dass die Führung weiterhin gut funktioniert.» Für ihn sei es selbstverständlich nicht neu, dass es Spannungen zwischen den Verwaltungsräten gibt, die jüngsten Entwicklungen könne er indes aufgrund seiner Rolle nicht kommentieren. «Wichtig ist, dass die vier Aktionäre bleiben und deren Entscheidungskompetenzen und Mitsprachemöglichkeiten via Aktionärbindungsvertrag uneingeschränkt weiterhin bestehen bleiben.»
Zum Rücktritt von Bernhard Alpstaeg beziehungsweise zu seiner Motivation könne er nichts sagen. Studhalter erklärt: «Ich sage das gerne offiziell: Ich bin als Verwaltungsratspräsident schon lange nicht mehr der Vertreter von Aktionär Bernhard Alpstaeg. Das war ich zwar in der Anfangsphase, aber bereits seit 2015 bin ich das nicht mehr.» Auch von daher sei die Handlungsfähigkeit der beiden verbleibenden Verwaltungsräte sichergestellt, «und das ist das wichtigste für den Verein».
Bernhard Alpstaeg verzichtet auf Anfrage momentan auf eine Stellungnahme, lässt über seinen Sprecher aber seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat bestätigen.
Was ist überhaupt passiert, dass die drei Investoren über Nacht ihren Verwaltungsratsrücktritt eingereicht haben? Mit-Aktionär und Verwaltungsrat Josef Bieri, der sich zu den Vorgängen derzeit nicht äussern möchte, hat aus eigenem Antrieb Vermittlungsversuche aufgenommen. Samih Sawiris war seitens des Investorentrios (34,1 Prozent Aktienanteil FCL Holding AG) sofort bereit, zusammen mit Bieri das Kauf-/Verkaufsangebot mit Alpstaeg (52 Prozent Aktienanteil) zu besprechen, beziehungsweise zu verhandeln, nachdem dieser bisher nicht auf den Vorschlag reagiert hatte. Am Mittwoch nun liess Bernhard Alpstaeg via Bieri ausrichten: Er wolle weder mit Sawiris noch mit sonst jemanden aus der Dreiergruppe sprechen.
Marco Sieber kommentiert den sofortigen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat auf Anfrage schriftlich wie folgt:
«Da Herr Alpstaeg einmal mehr das Gespräch verweigert, diesmal über ein aus unserer Sicht sehr faires Angebot im Interesse des FC Luzern, sich jedoch gleichzeitig aktiv um den Verkauf seiner Aktien an Dritte bemüht, sind aus unserer Sicht die Voraussetzungen für ein weiteres Mitwirken im Verwaltungsrat nicht mehr gegeben.»
Die drei Verwaltungsräte sind aufgrund der Gesprächsverweigerung und der Mehrheitsübernahme der Stadion AG offensichtlich der Überzeugung, dass Alpstaeg ein Paket schnüren will, um ein Verkauf von FCL und Swisspor-Arena vorzubereiten. Sawiris, Schmid und Sieber «bedauern sehr, dass Herr Alpstaeg bisher nicht bereit ist, über eine Lösung im Interesse des FC Luzern zu sprechen».
Bei wichtigen Entscheidungen, zum Beispiel Budget oder Investitionen, ist die Mitsprache der Anteilseigner sichergestellt, dies auch für Minderheitsaktionäre. Denn in solchen Fällen braucht es gemäss Aktionärbindungsvertrag eine Zweidrittelsmehrheit. Und weil das Investorentrio über einen Anteil von 34,1 Prozent verfügt, kann eine solche Mehrheit ohne deren Zustimmung nicht erzielt werden. Faktisch haben Sawiris, Schmid und Sieber also ein Vetorecht.
Mehrheitsaktionär Alpstaeg ist der Meinung, dass es eine «einheimische und langfristige Lösung brauche», wie er gegenüber unserer Zeitung am Mittwoch zu seiner klammheimlichen Übernahme der Stadionmehrheit ausrichten liess. Eine solche Lösung liegt mit dem Angebot von Sawiris, Schmid und Sieber seit anfangs Oktober bekanntlich auf dem Tisch.
Sieber schreibt zum vorgeschlagenen Deal einer Aktienübernahme zum damaligen Einstandspreis: «Das ist sehr fair, denn uns geht es um die Zukunft des FCL, wir wollen nicht Geld verdienen mit einem Aktienverkauf. Mit diesem Angebot würde der Klub von allen Differenzen im VR befreit.»
Auf Grund der heute kommunizierten Rücktritten der Verwaltungsräte der FCL Holding AG, Marco Sieber, Hans Schmid, Samih Sawiris und Bernhard Alpstaeg nimmt der FC Luzern in einer Medienmitteilung vom Donnerstagnachmittag wie folgt Stellung:
Der FC Luzern nimmt die Rücktritte der oben genannten Verwaltungsräte zur Kenntnis und bedauert das daraus resultierende Medienecho. Die durch Indiskretionen nach Aussen getragenen Informationen schaden dem Image des FC Luzern und sorgen für unnötige Unruhe im und um den Club.
Der Club hält ausserdem fest, dass die in der operativen Verantwortung stehende Geschäftsleitung seit längerer Zeit in Ruhe und im Sinne des Vereins arbeitet, und von diesem Entscheid im Tagesgeschäft nicht negativ beeinflusst wird. Alle Mitarbeitenden des Clubs, in der Administration wie auch im Sport, haben über die vergangenen Monate hervorragende Arbeit geleistet und werden dies auch weiterhin tun. Der Club befindet sich auf einem guten Weg. Die Geschäftsleitung und alle Mitarbeiter werden den Weg des 1901 gegründeten Club konsequent weiterführen. Die nun in der Öffentlichkeit geführte Diskussion über das Aktionariat erschwert dieses Ansinnen und ist nicht zielführend.
Der FC Luzern bedauert, dass sich der im Aktionariat schon längere Zeit schwellende Zwist nun in der Öffentlichkeit entladen hat. Der Club fordert die Aktionäre in der aktuellen Situation zu einem besonnen und lösungsorientierten handeln auf, um einen noch grösseren Schaden für die Reputation und das Image des Vereins abzuwenden.
Der FC Luzern wünscht sich, dass baldmöglichst eine für den Verein nachhaltige Lösung des Sachverhaltes gefunden werden kann damit man sich wieder auf das Wesentliche, nämliche den sportlichen Erfolg aller Mannschaften des Clubs, konzentrieren kann.