Nach vier Jahren tritt der Luzerner FDP-Präsident ab: Markus Zenklusen schmiedet Zukunftspläne

Vier Jahre hat Markus Zenklusen die Luzerner FDP geführt. Nun zieht der Emmer einen Schlussstrich.

Evelyne Fischer
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Markus Zenklusen, fotografiert im Goldschmied-Atelier von Armin Limacher, möchte künftig seine handwerklichen Fertigkeiten vertiefen.

Markus Zenklusen, fotografiert im Goldschmied-Atelier von Armin Limacher, möchte künftig seine handwerklichen Fertigkeiten vertiefen.

Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 5. Dezember 2019)

Seine Vision fürs 2020 hat einen Namen: «Lola». Loslassen. «Ich habe es genossen, vier Jahre lang im Mittelpunkt zu stehen», sagt Markus Zenklusen, 66. Der Emmer stellt – wie im Juli angekündigt – das Parteipräsidium der FDP Mitte Januar zur Verfügung. «Der Zeitpunkt ist günstig: Um die kommunalen Erneuerungswahlen von Ende März kümmern sich die Ortsparteien. Dies gibt der Geschäftsleitung Raum, um sich zu finden.»

Jacqueline Theiler

Jacqueline Theiler

Bild: PD

In Zenklusens Fussstapfen treten soll Jacqueline Theiler, 38, Kommunikationsberaterin aus der Stadt Luzern. Zwischen 2012 und 2016 war sie Geschäftsführerin der Kantonalpartei (Artikel vom 2. Dezember).

Sitzverluste auf kantonaler und nationaler Ebene

Wirft man für die Rückschau nur die nackten Zahlen in die Waagschale, sieht Zenklusens Bilanz düster aus: Auf kantonaler Ebene ging die Parteistärke von 21 Prozent im Jahr 2015 auf 19,6 Prozent im 2019 zurück, auf nationaler Ebene gar von 18,5 auf 15,6 Prozent. Bei den Kantonsratswahlen im Frühling büsste die FDP drei Mandate ein, im Herbst wurde Nationalrat Peter Schilliger – Zenklusens Vorgänger als Parteipräsident – infolge Sitzverlust abgewählt. Die Enttäuschung über die letztere Schlappe wog schwer. «Als ich nach Bekanntgabe der Resultate ins Regierungsgebäude lief, habe ich gehadert», sagt Zenklusen.

«Die CVP hatte seit dem Frühling das Messer am Hals, wir sind uns viel zu sicher gewesen.»

Die FDP trat im Herbst mit einer schwachen Liste zu den nationalen Wahlen an, im Frühling gelang es nicht, eine Frau für den Regierungsrat zu präsentieren. «Ich habe mit fünf Kandidatinnen Gespräche geführt und erhielt nur Absagen», sagt Zenklusen. «Ich wäre zeitweilig am liebsten in ein Männerkloster gegangen.» Dennoch wehrt er sich gegen den Vorwurf, die FDP habe ein Nachwuchsproblem. Mit Theiler an der Spitze und Vizepräsidentin Anne-Sophie Morand, 32, verjünge die FDP immerhin ihre Geschäftsleitung. Überdies habe die Jungpartei mit ihrer Liste im Herbst 4000 Stimmen erzielt. Und der erstmalige Hausbesuch-Wahlkampf werde die Zukunft sein.

«Man darf den Formstand einer Kantonalpartei nicht nur über vier Jahre bewerten.»

Der Luzerner gehörte auch zum strategischen Wahlkampfteam der Mutterpartei. Sein Fazit: «Die FDP als staatstragende Partei ist überholt, wir müssen uns von dieser Bezeichnung verabschieden.» Er schätze Petra Gössi als Präsidentin. «Sie bleibt ihrer Linie treu.» Das FDP-Klimapapier werde künftig «sehr hilfreich» sein – aber mit der Altersvorsorge und dem Gesundheitswesen habe man dringendere Probleme zu lösen.

Ortsparteien: «Grössere Sektionen wären sinnvoll»

Zenklusen ist nicht für Gepolter bekannt. Andere schlechtzureden, liegt ihm fern. «Wenn es die Situation erfordert, kann ich aber sehr wohl bestimmt auftreten», sagt er. Etwa, wenn Ortsparteien angepeilte Ziele für die kantonalen Wahlen verpassen. «Das Fundament der FDP ist nicht ihre Geschäftsleitung, sondern die Basis. Doch nicht alle Ortsparteien sind gleich aktiv», sagt Zenklusen diplomatisch. «Grössere Sektionen wären sinnvoll. Ebenso eine Schulung der Ortsparteipräsidien.» So, wie man mit der «FDP-Academy» Kantonsratskandidaten in Sachen Fachwissen, Kampagne und Auftrittskompetenz fit getrimmt habe.

Dass ein Ex-Manager die Partei führte, hat Spuren hinterlassen: Die jeweiligen Wahlkonzepte wurden schon zwei Jahre im Voraus samt Budget präsentiert, das Nominationsverfahren für die nächsten Nationalratswahlen liegt schubladenfertig vor. Weitsichtig gleiste die FDP auch die Nachfolge von alt Regierungsrat Robert Küng auf: Am 16. Januar 2018 gab dieser offiziell seinen Rücktritt bekannt. Zwei Tage später liess Zenklusen Fabian Peter wissen: «Ich sehe dich als Regierungsrat.» Dass der Inwiler auf Anhieb den Sprung in die Exekutive schaffte und Damian Müller im ersten Wahlgang den Ständeratssitz verteidigen konnte, war für Zenklusen eine Genugtuung.

Mangelnde Vernetzung hat Effort gefordert

Als er 2016 das Präsidium übernommen hatte, galt er als relativ unbeschriebenes Blatt. Seine Politkarriere bis dahin: Acht Jahre Schulpfleger, fünf Jahre Präsident der Emmer FDP. 2014 hatte er sich mit 61 frühpensionieren lassen, nach zwölf Jahren als General Manager eines biopharmazeutischen Unternehmens. «Mit meinem damaligen Job als CEO hätte sich kein Mandat im Einwohnerrat vereinbaren lassen», sagt er. Um die mangelnde Vernetzung wettzumachen, nahm er an Fraktionssitzungen teil, sass während der Kantonsratssessionen oft auf der Tribüne. «Das war mein Privileg als Pensionär.» Die fehlende Verbandelung sieht er bis heute als Vorteil.

«Ich geriet nie in einen Interessenskonflikt, konnte immer zu 100 Prozent für die Partei einstehen.»

Zenklusen würde das Präsidium «sofort» wieder übernehmen. «Aber es war die schwierigste Aufgabe meiner Karriere.» Zig Interessengruppen auf den gleichen Nenner zu bringen, Verbände mit ins Boot zu holen sowie die Anliegen von Stadt und Land zu berücksichtigen, sei «sehr anspruchsvoll». Worauf er rückblickend verzichten würde: gleichzeitig die Wahlkampfleitung auszuüben. Aus Ressourcengründen. «Ich leistete in den letzten vier Jahren ein Pensum zwischen 40 und 60 Prozent, ehrenamtlich.» Musste er mal den Kopf verlüften, tat er dies zusammen mit seiner Frau auf dem Golfplatz, der Skipiste oder auf dem Segelboot.

«Als Rentner hatte ich das Glück, zwischendurch abtauchen zu können.»
Ein Ring, welcher der abtretende FDP-Kantonalpräsident angefertigt hat.

Ein Ring, welcher der abtretende FDP-Kantonalpräsident angefertigt hat.

Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 5. Dezember 2019)

Noch bestens erinnert sich Zenklusen übrigens an die Anfänge als Parteipräsident. «Ich hatte einen Heidenrespekt vor der Presse», sagt er und lacht. Zusammen mit Geschäftsführer Benjamin Häfliger, der damaligen Vizepräsidentin Johanna Dalla Bona und Fraktionschef Andreas Moser habe er darum ein Medientraining besucht. «So konnten wir sogar dann kühlen Kopf bewahren, als bei den kantonalen Wahlen mit 200 ungültigen Wahlzetteln im Entlebuch der Super-GAU eintraf.»

Künftig wird seine Nachfolgerin die Eisen aus dem Feuer holen. Zenklusen widmet sich Filigranerem: Er möchte beim Goldschmieden seine handwerklichen Fertigkeiten vertiefen. «Wollte ich früher einen Nagel einschlagen, kamen meine beiden Söhne mit dem Sanitätskoffer daher.»

Über Partei hinaus beliebt

In den bürgerlichen Kreisen erntet der abtretende FDP-Präsident Markus Zenklusen viel Lob. Er sei ein wichtiger Partner für den KMU- und Gewerbeverband des Kantons Luzern gewesen, sagt dessen Präsident Peter With (SVP). «Liberale Extremforderungen hörte man von ihm keine, Markus Zenklusen versuchte, konsensorientiert im bürgerlichen Lager zwischen CVP und SVP zu vermitteln.»

Auch Yvonne Hunkeler, Finanzexpertin der CVP-Fraktion im Kantonsrat, sagt: «Markus Zenklusen hat viel dazu beigetragen, dass der bürgerliche Schulterschluss in der Luzerner Finanzpolitik zu Stande kam.» Er sei bereit gewesen, über die Parteigrenzen hinaus zu denken.

Diese «Offenheit» attestiert ihm auch David Roth, Präsident der Luzerner SP. «Ich diskutierte an Podien gerne mit ihm.» Der FDP-Präsident habe versucht, als «ausgleichende Figur» aufzutreten, sei aber deswegen intern vermutlich auch auf Widerhall gestossen. Gewisse Positionen seien von der «zur SVP hin orientierten Kantonsratsfraktion der FDP» ignoriert worden, deshalb sei Zenklusen oft wirkungslos geblieben. «Sein Manko war, dass er nicht dem Parlament angehörte.»