Der Hof Weiernheim ob Winikon ist Schauplatz der SRF-Sendung «Üse Buurehof». Familie Kaufmann erklärt, warum sich für sie das Fernsehprojekt gelohnt hat – und warum ihnen auch danach nicht langweilig wird.
Ziegen meckern, Kinder kreischen, flauschige Kücken piepsen. Derweil wuseln verspielte Hofhunde um Menschenbeine. Langeweile ist auf dem Hof Weiernheim ob Winikon nicht eingekehrt. Auch wenn die Dreharbeiten für die SRF-Sendung «Üse Buurehof» abgeschlossen sind und die Filmcrew schon vor Wochen abgereist ist. Noch immer wollen 15 verschiedene Tierarten umsorgt werden, darunter 45 Milchkühe. Im Sommer buhlen nun auch viele Hofgäste um die Aufmerksamkeit der Familie Kaufmann. Hochzeiten, Geburtstage und Firmenanlässe – es ist immer etwas los.
All Hände voll zu tun hatten Tony und Anita Kaufmann sowie ihre sieben Kinder auch mit den Spezialgästen, sechs Menschen mit geistiger Behinderung, die während 22 Tagen auf dem Erlebnishof wohnten und arbeiteten. Sie packten im Stall wie in der Küche an – und blieben, gemäss Bauer Tony, «vor keiner Arbeit verschont». Ihre Erlebnisse in dieser für sie fremden Umgebung werden in sieben Folgen gezeigt.
Ein «eindrückliches Erlebnis» sei das gewesen, gesteht Tony und führt durchs Maislabyrinth, das ebenfalls von seinen Schützlingen angelegt wurde – und mittlerweile den stattlichen Bauern überragt. «Ich habe gestaunt, zu was unsere Helfer alles fähig waren!» Dem pflichtet auch seine Frau Anita bei und fügt an: «Aus diesem Projekt habe ich viel fürs Leben mitgenommen.»
Gelernt hat Bauer Tony auch, dass er als Landwirt nicht gleich tickt wie ein Fernsehmacher: «Das Zusammenleben auf dem Hof war nicht ganz so dramatisch, wie es die jüngst ausgestrahlte Sendung suggeriert.» Seine Gattin hingegen zeigt Verständnis fürs Zuspitzen: «Es ist klar, dass der Zuschauer auch eine gewisse Spannung braucht.» Harmonie allein sei keine Geschichte. Dennoch sagte Tony Kaufmann: «Uns war wichtig, dass nichts gestellt wird.» Daran hielt er konsequent fest – auch wenn er sich so beim Fernsehteam einen Ruf als «sture Siech» eintrug. Diese Episode hat Bauer Tony aber gut verdaut und quittiert sie bloss mit einem herzhaften Lacher.
Die Prinzipientreue konnte sich Kaufmann auch leisten, weil das Fernsehen ihn kontaktiert hatte – und nicht umgekehrt. Mit der Zusage habe man sich Zeit gelassen. «Dass alle, auch die Kinder, hinter diesem Entscheid stehen, war uns sehr wichtig.»
Vom Resultat ist Bäuerin Anita «sehr positiv überrascht». «Haben wir es tatsächlich so schön hier», sei ihre erste, etwas ungläubige Reaktion gewesen. Bauer Tony schoss allerdings etwas anderes durch den Kopf: «Sehe ich tatsächlich schon so alt aus?» Wieder bricht er in Gelächter aus, fügt dann etwas ernster hinzu: «Es war wirklich eine durchwegs positive Erfahrung.» Noch immer erhielten sie täglich Gratulationsschreiben. «Auch auf der Strasse sprechen uns Leute an, machen Komplimente.»
Dabei, will man Tony glauben, sei der Höhepunkt der Sendung noch gar nicht erreicht. Was er damit genau meint, lässt er sich allerdings nicht entlocken. Nur so viel ist klar: Auch heute Abend wird wieder die ganze Familie die neuste Episode von «Üse Buurehof» mit Spannung verfolgen – und lebhaft kommentieren.
Raphael Zemp
raphael.zemp@luzernerzeitung.ch
Hinweis
Die drei letzten Folgen zeigt SRF 1 heute und an den beiden nächsten Montagen jeweils um 20.05 Uhr.