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Reto Schriber aus Rothenburg ist Fritschivater 2019. Das Amt bindet ihn an 200 bis 250 Termine. Schriber verrät, was für neue Bekanntschaften er schon gemacht hat - und wen er extra für den Schmutzigen Donnerstag aus New York einfliegen lässt.
Safran-Zunftmeister wird man fast immer unerwartet und völlig überraschend. Der 56-jährige Reto Schriber hat dies selber erlebt. Er ist seit 1991 Mitglied der Luzerner Zunft; die letzten acht Jahre amtete er als deren Zeugwart. «Ich sah schon eine Chance, einmal Zunftmeister zu werden», erzählt er, «aber sicher nicht, solange ich Zeugwart bin.»
Am 5. Januar trat das Unerwartete dann ein: Reto Schriber wurde Jahresbot der Zunft zu Safran zum neuen Zunftmeister und Fritschivater 2019 ausgerufen. Der Umstand, dass er bereits eine Funktion hatte, liess Schriber einen Moment zögern:
«Dann hörte ich auf mein
Herz und sagte zu.»
Als Materialwart war Schriber für Materialbeschaffungen, Vorbereitungsaufgaben in Bezug auf Kleidung oder Fahnen oder die Buchung der Zunft-Kutsche zuständig. Diese Aufgaben organisiert ein Zeugwart in erster Linie für den amtierenden Zunftmeister, er steht diesem quasi als Materialmanager zu Seite. Auf nächstes Jahr hätte Schriber dieses Amt zwar abgegeben. Nun musste er kurzfristig umdenken.
Eine kurzfristige Rochade der Ämter hat ihn vom Zeugwart entlastet, sodass er sich voll und ganz auf sein neues Amt konzentrieren kann. «Die Zunft funktioniert in solchen Dingen grossartig, ich durfte sofort Unterstützung von allen Seiten erfahren.» Dass dieser «Amtswechsel» auch einen Vorteil hat, wurde Schriber schnell bewusst. «Als Zeugwart ist man sehr oft mit dem Zunftmeister unterwegs, ich hatte mir deshalb rund 80 Prozent aller Termine schon in der Agenda blockiert.» Bei 200 bis 250 Terminen, die auf den Zunftmeister in seinem Amtsjahr warten, ist dies ein wertvoller Bonus in der Planung. Den Seitenwechsel empfindet Schriber als faszinierend:
«Erst noch habe ich den Kutscher instruiert, den ich seit Jahren kenne. Und plötzlich sitze ich selbst als Zunftmeister in der Kutsche.»
Die Freude über das höchste Amt der Zunft zu Safran sei riesig: «Es ist eine grosse Ehre für mich. Die Reaktionen aus dem privaten wie geschäftlichen Umfeld sind überwältigend. Auch wildfremde Menschen suchen das Gespräch», sagt Schriber. Der eidgenössisch diplomierte Schreinermeister und Inhaber der Schriber AG Rothenburg bezeichnet sich als Macher. Derzeit müsse sein Team mehr an die Säcke, da er weniger da sei. «Mein Team funktioniert tipptopp», ist Schriber beruhigt.
Seine handwerklichen und organisatorischen Fähigkeiten hat der neue Safran-Zunftmeister schon in diversen Funktionen und Komitees eingesetzt. Er war unter anderem Mitglied im Luzerner Fasnachtskomitee, im Umzugskomitee und im Vergnügungskomitee, das er 2018 auch präsidierte. Schriber investiert viel Zeit und Herzblut in die Luzerner Fasnacht; das Brauchtum ist ihm wichtig: «Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Fasnacht ohne viele Regulationen kreativ und friedlich bleibt.»
Der Vater von zwei erwachsenen Töchtern lebt mit seiner Partnerin Monika Tschopp (52) in Rothenburg. Sie arbeitet im Büro seiner Schreinerei und unterstützt ihn nun auch in seinen administrativen Aufgaben als Zunftmeister. «Dass ich mit Monika eine Fritschimutter an meiner Seite weiss, die grosse Freude an ihrem Amt hat, ist ein Glück», schwärmt Schriber. Monika Tschopp sitzt beim Interview mit am Tisch. «Die Zunftfrauen haben es sehr gut untereinander», sagt sie. «Wir unterstützen uns zum Beispiel gegenseitig beim Abfüllen der Zunftmeister-Säckli.» Auch dieses Jahr wurden rund 750 Säcke mit allerlei Nützlichem und Feinem bestückt, die an den Bescherungsfahrten verteilt werden. «Es sind unter anderem Zunftwein, Fritschiguetzli, Orangen, Bonbons und Handcreme», verrät Monika Tschopp.
Die Bescherungsfahrten in Seniorenheime bedeuten Schriber viel: «Als Zeugwart war ich ja auch immer dabei. Als Zunftmeister ist es aber etwas ganz anders. Die Freude und die Dankbarkeit, die mir entgegengebracht werden, sind ein grosses Geschenk.» Er kenne inzwischen bereits einige Bewohner, etwa die ältere Dame im «Rosenberg», die ein richtiges «Tanzfüdli» sei. «Wenn dann alle Bewohner im Bett sind, sitzen wir gerne noch mit den Mitarbeitern zusammen, trinken und plaudern. Das sind wertvolle Momente.»
Apropos wertvoll: Wie ist es denn, einen Weibel an seiner Seite zu haben? «Richi Hess ist neu in diesem Amt und wurde von seinem Vorgänger Pascal Piffaretti hervorragend instruiert», lobt Schriber. «Es ist sensationell, einen Weibel zu haben. Er holt mich ab und fährt mich heim, kontrolliert meine Kleidung und Insignien auf ihre Korrektheit, organisiert und koordiniert meine Termine. Richi macht seinen Job sehr verantwortungsvoll.»
Nun steht der grosse Tag, der Schmudo, vor der Türe. Worauf freut sich der Fritschivater am meisten?
«Ich werde den Urknall das erste Mal von vorne vom Seeufer aus sehen.»
Sonst sei Schriber durch seine anderen Funktionen immer auf der Naue oder auf dem Kapellplatz engagiert gewesen. Eine weitere grosse Freude sei, dass ihn nebst seiner Partnerin auch beide Töchter, Aline (27) und Livia (23), durch seinen grossen Tag begleiten. «Livia studiert derzeit in New York; ich habe ihr ein Flugticket spendiert, weil ihr Studentenbudget die Extrareise überstrapaziert hätte», verrät er. «Ich freue mich sehr, dass beide Töchter mit mir feiern werden.» Nach der Fasnacht geht’s dann eine Woche in die Skiferien. «Das war schon vor meiner Wahl gebucht und wir ziehen es durch. Die Erholung wird uns guttun.»