Viele Fans reisen mit dem Auto nach Weggis, um die Schweiz trainieren zu sehen. Parkplatzchef Franz Herzog bewahrt auch in hektischen Momenten die Ruhe.
Es ist 9 Uhr morgens, noch eine Stunde bis zum ersten Training der Schweizer Nationalmannschaft. Immer mehr Fans treffen in Weggis ein und suchen für ihr Fahrzeug einen Parkplatz. Auf dem Gelände in unmittelbarer Nähe zur Thermoplan-Arena kommt etwas Hektik auf. Das verraten die Wortmeldungen der in orange-grau eingekleideten Parkplatzeinweiser. «Jetzt haut der mir doch ab. Der muss wieder raufkommen.» Oder: «Mach dort zu, sonst fährt noch einer rein.» Und mit einem Schmunzeln: «Er hat ja nicht umsonst eine Aargauer Nummer.»
Sechs bis neun Mitarbeiter des Verkehrsdienstes Weggis (VDW) stehen während dem Trainingscamp täglich im Einsatz und herrschen über die rund 800 Parkplätze. Die Verantwortung liegt bei Franz Herzog. Der bald 65-jährige pensionierte Polizist aus Weggis ist der Präsident des VDW. Die Anspannung ist ihm anzusehen – beispielsweise als er via Funk über ein Problem informiert wird. Herzog eilt zu Hilfe und beweist wie Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld taktisches Geschick. Herzog öffnet eine bisher abgesperrte Zone, lenkt die Fahrzeuge auf den Rasen und verhindert damit eine Warteschlange. «Mit solchen Reserveparkplätzen kann man die Situation entschärfen», erklärt Herzog. Unter allen Umständen sei ein Rückstau auf die Hauptstrasse zu vermeiden. «Der Verkehrsfluss auf der Verbindungsstrasse zwischen Greppen und Vitznau muss für den Privat- und Werkverkehr sowie für den ÖV gewährleistet bleiben.»
Der Verkehrsdienst Weggis existiert seit 15 Jahren und ist aus der Bereitschaft Freiwilliger entstanden. «Früher war die Polizei für den Verkehrsdienst zuständig. Später übernahm die Feuerwehr. Doch auch die will nicht jedes Wochenende arbeiten», erzählt Herzog. Mittlerweile zähle man 30 Mitglieder, 20 weitere, meist ehemalige Polizisten, stünden auf Abruf. Am letzten Wochenende sind alle Ressourcen angezapft worden. Neben dem Auftakt zum Footballcamp in Weggis wurde der VDW auch am Velotag der Suva in Alpnach, am Sempachersee-Lauf in Sursee, am Rollstuhlmarathon in Schenkon, an der Ruderregatta in Cham und am Sandblatten-Fest in Rain gebraucht. «Wir sind über die Region hinaus bekannt. Pro Jahr stehen wir an rund 30 Anlässen im Einsatz», so Herzog. Für jeden einzelnen erstellen er und seine Einsatzleiter ein Konzept.
In Weggis ist die Ausgangslage speziell, weil nur Rasenflächen und fast keine befestigten Parkplätze für das Footballcamp zur Verfügung stehen. «Entscheidend ist das Wetter. Diesbezüglich sieht es diese Woche nicht schlecht aus», sagt Herzog und wendet sich sogleich an einen Fahrzeuglenker, der auf eine etwas tief abfallende Stelle zufährt. «Haben Sie Allradantrieb? Nein? Dann sollten Sie weiter oben parkieren, sonst kommen Sie bei Regen möglicherweise nicht mehr raus.» Ziel sei es, den Landschaden so klein wie möglich zu halten. «Ohne die Unterstützung der Bauern ginge es nicht», betont Herzog. Fünf Franken kostet ein Parkplatz, jeweils ein Franken wird an die Besitzer und Bewirtschafter der Wiesen weitergeleitet.
Die meisten Autolenker lassen sich problemlos einweisen und bezahlen die Gebühr ohne zu Murren. «Einige wenige bedanken sich sogar. Es gibt aber auch solche, die ausfällig werden. Manchmal brauchen wir einen breiten Rücken», verrät Herzog. Er weiss, dass man dem Fahrzeuglenker die Freiheit nehme, selber zu entscheiden, wo er parkieren möchte. «Wir zwingen ihn sozusagen auf einen Parkplatz.» Es sei darum wichtig, die Autos nicht an freien Zonen vorbeizuleiten. «Dann beginnen sie zu bremsen, halten an, blinken und fahren nicht mehr weiter.»
Herzog hat festgestellt, dass letztlich jeder nur für sich selber denke. Dazu ein Beispiel: «Wir haben aus Versehen einen grünen Fleck offen gelassen. Dort passte ein halbes Auto hinein. Prompt hat dort jemand parkiert. Der Bauer ist mit seinem Traktor nur knapp um die Kurve herumgekommen.» Er und sein Team seien deshalb darauf bedacht, klare Grenzen zu schaffen. «Sonst wird wild parkiert.» Die Szenerie auf dem Parkgelände bei der Thermoplan-Arena erinnert zeitweise an Wasser, das überallhin fliesst, wenn man es nicht in Kanälen kontrolliert. Für Franz Herzog ein gewohntes Bild. «Alles in allem läuft es wunderbar. Die Situation wird sich bald entspannen», sagt er und lacht. Nur noch wenige Minuten dauert es bis zum nächsten Training der Schweizer.