Der Zeitplan für das im Grossraum Sursee geplante Kraftwerk wird über den Haufen geworfen. Erstens gibt es politischen Druck, und zweitens drohen Einsprachen.
In einem Punkt sind sich die sechs im Kantonsrat vertretenen Fraktionen einig: Das Erdbeben in St. Gallen stellt für die Geothermie einen Rückschlag dar. Ebenso einig sind sich die Politiker grundsätzlich, wie in Bezug auf das im Kanton Luzern geplante Geothermie-Kraftwerk weiter vorgegangen werden soll: Es wäre falsch, diese alternative Energieform fallen zu lassen.
Dennoch gibt es jede Menge kritische Fragen zu den in der Region Sursee–Mittelland geplanten Bohrungen. Beispielsweise von CVP-Kantonsrat Raphael Kottmann aus Mauensee. Er hat gestern einen politischen Vorstoss eingereicht und möchte von Baudirektor Robert Küng unter anderem wissen, warum er ein Moratorium ablehnt. Küng machte diese Aussage in der Montagsausgabe unserer Zeitung. Kottmann: «Ich möchte erfahren, welche Fakten und Überlegungen Robert Küng zu dieser Aussage bewogen haben und welche Aspekte er in eine allfällige Risikoanalyse einbezogen hat.» Seiner Ansicht nach darf «jetzt nicht einfach ohne kritische Reflexion weitergeplant werden». In der Bevölkerung sei eine Verunsicherung spürbar, die es ernst zu nehmen gelte.
Der Agronom möchte auch wissen, ob die Langzeitfolgen einer flächendeckenden oder ausgedehnten Nutzung von Geothermie auf das Bodengefüge und den Wärmehaushalt im Untergrund bekannt oder abschätzbar sind. «Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, zumal die Energiewende in der CVP unbestritten ist. Aber eine Zusatzschlaufe, um mehr Sicherheit zu gewinnen, muss in Erwägung gezogen werden.»
Gross ist die Skepsis auch bei Urs Brücker (GLP, Meggen). Er sagt: «Es braucht einen Marschhalt.» Einen Übungsabbruch fordert der Grünliberale nicht, jedoch vertiefte Abklärungen. «Die dadurch entstehenden Verzögerungen nehme ich in Kauf. Die Energiewende ist deswegen nicht gefährdet.»
Weitermachen, aber die Ergebnisse der Abklärungen in St. Gallen berücksichtigen: Das findet FDP-Kantonsrat Josef Langenegger aus Malters. Für ihn ist klar: «Es wird sicher Verzögerungen geben.» Warum, liegt auf der Hand: Vertiefte Abklärungen brauchen mehr Zeit, und es dürfte aufgrund der wachsenden Skepsis in der Bevölkerung Einsprachen geben. Wer Bohrungen und seismische Abklärungen treffen will, muss nämlich ein ordentliches Bauverfahren durchlaufen. Gegen eine allfällige Bewilligung kann ebenso Einsprache erhoben werden wie gegen eine vom Regierungsrat erteilte Konzession für die Gewinnung des Bodenschatzes.
Der Zeitplan der Firma Geo-Energie Suisse, die nicht nur im Kanton Luzern Geothermie-Kraftwerke bauen will, sieht folgendermassen aus: Noch in diesem Herbst will Geo-Energie-Suisse-Geschäftsführer Peter Meier entscheiden, an welchem Standort im Kanton Luzern ein Kraftwerk entstehen soll. Frühestens 2017 soll gebohrt werden, ab 2020 könnte das Geothermie-Werk seinen Betrieb aufnehmen. Meier rechnet mit Investitionen von 80 bis 100 Millionen Franken für das Kraftwerk, das Strom für etwa 6000 Haushalte liefern soll.
In der kantonsrätlichen Kommission für Raumplanung, Umwelt und Energie (Ruek) war das aufgrund eines Vorstosses von SP-Fraktionschefin Silvana Beeler Gehrer (Luzern) ausgearbeitete Geothermie-Gesetz im Grundsatz genauso unbestritten wie im Februar und März im Kantonsrat. Jetzt, nach dem Erdbeben in St. Gallen, äussern sich die in der Ruek vertretenen Fraktionen so: