Die 17-jährige Schülerin Nadine Hübscher besucht die Kantonsschule Willisau. In der Kolumne «U20» schreibt sie über Geschwisterliebe.
Geschwisterliebe, etwas, das fast alle kennen. Was gibt es Besseres, als zu wissen, dass einem die Geschwister regelmässig in Schwierigkeiten bringen. Will man sich rausschleichen oder kommt man zu spät nach Hause: «Mammaaaaa.» Hat man ein geheimes Date: «Papaaaaa.» Der kleinste Fehltritt und die Geschwister haben auf ewig ein Druckmittel gegen einen.
Als Paradebeispiel haben wir – zumindest zu Nicht-Corona-Zeiten – die Party. Der Abend beginnt mit einem Riesendrama, ob man nun gehen darf oder nicht. Warum? Die älteren Geschwister fühlen sich ungerecht behandelt, da sie (ihrer Meinung nach) in diesem Alter noch nicht weg durften. Und jüngere Geschwister sind eifersüchtig, da sie nicht mitdürfen. Hat man nach einer halben Ewigkeit endlich die Erlaubnis, beginnt das Drama wieder von vorn, wenn es darum geht, wann man zu Hause sein muss.
Sobald alles geklärt ist, kann es endlich losgehen. Ein unbeschwerter Abend, bei dem man leider die Zeit vergisst und mehr als eine Stunde zu spät nach Hause kommt. Da bleibt einem nur noch leise hineinzuschleichen und zu hoffen, dass niemand etwas merkt. Leider bleibt es wirklich nur beim Hoffen, denn vor dem Zimmer wird man von den heiss geliebten Geschwistern erwartet. Und so sind wir bei den Druckmitteln angelangt.
Aber auch wenn man sie manchmal am liebsten zum Mond schicken würde, haben sie doch einen festen Platz im Herzen. Denn: Mit wem kann man besser lachen? Mit wem teilt man mehr Erinnerungen? Mit wem sonst hat man sich so oft gestritten und trotzdem immer wieder vertragen? Trotz aller Differenzen weiss man, dass man sich auf sie verlassen kann, wenn man sie wirklich braucht.
Für das, was Geschwister verbindet, gibt es keine andere Bezeichnung als «Geschwisterliebe». Man würde für den anderen durchs Feuer gehen, aber das Ladekabel teilen? Kommt überhaupt nicht in Frage!
Hinweis: In der Kolumne «U20» äussern sich Schüler der Luzerner Kantonsschulen zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.