Gemeinden, Vereine oder Firmen schaffen fleissig Defibrillatoren an. Samaritervereine sehen aber noch viel Potenzial – vor allem, was den öffentlichen Zugang zu den Geräten anbelangt.
Roseline Troxler
Ettiswil, Grosswangen oder Hildisrieden sind nur drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Was die Gemeinden gemein haben: Sie verfügen seit kurzem über einen Defibrillator oder schaffen schon bald einen an. Damit dieser öffentlich zugänglich ist, wird er etwa bei der Verwaltung oder bei einem Schulhaus stationiert. Defibrillatoren kommen bei einem Herzstillstand zum Einsatz. Sie geben Stromstösse ab und können so einen Menschen wiederbeleben.
Beim Sanitätsnotruf 144 Zentralschweiz sind im Einsatzgebiet aktuell 540 sogenannte Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED) erfasst, davon 360 im Kanton Luzern. Im letzten Jahr waren in der Zentralschweiz noch 420 AED-Geräte gemeldet. Iris Weber, Leiterin Sanitätsnotruf 144, sagt auf Anfrage: «Der Kanton Luzern ist unter anderem aufgrund von Sensibilisierungskampagnen grundsätzlich gut abgedeckt.» Laut Iris Weber muss die Anzahl der gemeldeten AED-Geräte aber nicht deckungsgleich mit der effektiven Zahl sein. «Die Standorte werden uns durch deren Besitzer bekannt gegeben.» Hinzu komme, dass nicht alle Defibrillatoren rund um die Uhr verfügbar seien, sondern beispielsweise nur zu Bürozeiten.
Wenn bei der Notrufnummer 144 ein Anruf mit Symptomen eines Herzversagens reinkommt, wird der Helfer informiert, wo sich der nächste Defibrillator befindet. Weber betont: «Bei einer lebensbedrohlichen Situation ist es ganz wichtig, dass der Helfer zuerst die Notrufnummer 144 wählt. So verliert er keine Zeit mit der Suche nach einem Defibrillator.» Wie oft ein öffentlicher AED 2015 erfolgreich eingesetzt worden ist, wird laut dem Luzerner Kantonsspital nicht erfasst. Weber sagt aber: «Erst kürzlich führte der Einsatz des AED angeleitet über die Notrufnummer zu einer erfolgreichen Reanimation.» Und sie erzählt: «Im letzten Jahr wurden Helfer vom Sanitätsnotruf 144 Zentralschweiz bei rund 12 Reanimationsmeldungen direkt angeleitet, den AED zu nutzen.»
Die Samaritervereine setzen sich dafür ein, die Abdeckung zu erhöhen, so auch in Malters. Der Samariterverein Malters-Schachen hat das Projekt «Herzgesundes Malters» ins Leben gerufen. In der Gemeinde werden zehn Defibrillatoren installiert. Ingrid Oehen präsidiert den Kantonalverband Luzerner Samaritervereine. Sie sagt: «Zahlen aus den USA, wo es sehr viele Defibrillatoren gibt, zeigen klar auf, dass diese Leben retten.» Daher bemühe sich der Verband, dass es in möglichst jeder Luzerner Gemeinde öffentlich zugängliche Geräte gebe. Aber auch Firmen und Geschäfte wie Banken verfügen immer öfter über einen eigenen Defibrillator. «Es gibt zwar schon viele AED-Geräte, zu oft aber befinden sich diese in nicht öffentlich zugänglichen Gebäuden wie in Unternehmen», erzählt Oehen und ergänzt: «Im Tessin ist die Zahl der Defibrillatoren sehr hoch, der Kanton Luzern hingegen hat noch viel Luft nach oben. Doch wir holen auf.»
Besonders aktiv um mehr Defibrillatoren bemüht sich auch der Verein «HerzStarkes Sursee». Entstanden ist er nach dem plötzlichen Herztod des damaligen Nationalrates Otto Ineichen in Sursee. 2013 verfügte Sursee erst über zwei öffentliche AED-Geräte. Der Surseer Arzt Uli Harte präsidiert den Verein. Er sagt: «In Sursee gibt es nun 17 Defibrillatoren. Und es springen auch immer mehr Nachbargemeinden auf.» Die Finanzen des Vereins seien allerdings zu klamm, als dass dieser für Geräte aufkommen könne. Auch der Kanton finanziere die Geräte nicht – «im Gegensatz zum Kanton Tessin», so Uli Harte. Ein Defibrillator kostet je nach Modell zwischen 3000 bis 7000 Franken. «Wir gehen daher aktiv auf Geschäfte zu und motivieren sie, einen Defibrillator anzuschaffen, oder falls sie bereits einen haben, diesen öffentlich zu platzieren.» Nebst der Beschaffung von AED-Geräten ist für den Verein auch die Ausbildung zentral. «Wir zeigen allen Schülern der dritten Oberstufenklassen in einem vierstündigen Kurs, wie die Defibrillatoren und Wiederbelebung funktionieren. Insgesamt haben wir bereits 900 Schüler geschult.» Die Kurse werden über Spendengelder finanziert.
Auch für die Kurse der Samaritervereine ist das Interesse gross, wie Ingrid Oehen bestätigt. «Die Nachfrage nimmt stetig zu, weil immer mehr Leute vom Nutzen von Defibrillatoren überzeugt sind.» Oehen versteht den Respekt, den viele vor dem Gebrauch eines AED-Geräts haben, sagt aber: «In den amerikanischen Fernsehserien sieht der Einsatz viel komplizierter aus, als er in der Realität ist.» Wird das Gerät eingeschaltet, erklärt dieses Schritt für Schritt, wie man vorgehen muss. In einem Notfall ist es wichtig, dass der Defibrillator so schnell wie möglich angewendet wird. «Wenn er in den ersten drei Minuten nach dem Herzstillstand zum Einsatz kommt, sind die Erfolgschancen am höchsten und Schäden weniger wahrscheinlich.» Und sie sagt: «Man kann mit einem Defibrillator nichts falsch machen, ausser man setzt diesen nicht ein.»
Hinweis
Weitere Standorte von Defibrillatoren können dem Sanitätsnotruf 144 Zentralschweiz unter notruf144@luks.ch gemeldet werden. Nebst dem Standort braucht der Notruf die Kontaktdaten des Besitzers sowie die Verfügbarkeit des Defibrillators.