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Die Musikschule Hochdorf verschiebt die Feier zum 50. Geburtstag und sieht in der Coronakrise auch eine Chance.
Instrumentalunterricht via Skype. Notenmaterial per E-Mail. Lerninputs als Videobotschaft. So oder ähnlich reagieren die über 40 Lehrer der Musikschule Hochdorf auf die aktuelle Ausnahmesituation. Der reguläre Betrieb ist wegen der Coronakrise ein- und auf Fernunterricht umgestellt worden. «Gewisse Lehrpersonen haben regelrecht Feuer gefangen», erzählt Renato Belleri und lacht. «Dieses Virus ist eine tragische Sache. Doch es kann unseren Blick für die Zukunft auf neue Möglichkeiten richten.»
Der 56-jährige Hochdorfer mit Bündner Wurzeln ist seit zwei Jahrzehnten der Leiter der Musikschule in Hochdorf. Eine Phase wie diese hat Belleri selbstredend noch nicht erlebt. Ganz fremd ist ihm das Leben mit Unbekanntem allerdings nicht. «Die Strömungen in der musikalischen Bildung sind extrem unberechenbar», sagt er. «Ich könnte Ihnen nicht auf fünf Jahre eine Prognose abgeben, wie sich die Nachfrage entwickeln wird.»
Die Musikschule in Hochdorf deckt mit 32 Vokal- und Instrumentenangeboten eine breite Palette ab. Das Interesse an einer Schulung mit Streichinstrumenten wie Geige, Violine und Cello sei sehr stabil, auch das Klavier sei ein sicherer Wert. «Die Blasinstrumente indes sind eher rückläufig. Das ist derzeit, vielleicht mit Ausnahme des Entlebuchs, im ganzen Kanton der Fall», berichtet Belleri, der im Verband der Musikschulen des Kantons Luzern (VML) als Vizepräsident amtet. Woran das liegt? «Das weiss ich nicht.» An den Musiklehrern jedenfalls nicht, so viel könne er sagen. «Auch ich bin immer noch der gleiche und trotzdem habe ich als Chorleiter nun 42 Kinder in meiner Gruppe – so viele wie noch nie.» Vielleicht habe ein Klassenlehrer, der im Unterricht viel singe, den einen oder anderen Schüler inspiriert. «Wer dann in die Musikschule geht, nimmt meistens noch ein paar Kollegen mit, es entsteht eine Dynamik. Diesen Vorgang bestätigen uns auch die Musikgesellschaften.»
Einen eigentlichen Hype bei einem bestimmten Instrument gebe es derzeit nicht. Neben dem Chor und den Streichern ziehe aber die E-Gitarre oder die Ukulele ganz besonders. «Ukulele bieten wir erstmals an. Ich bin gespannt, wie sich die Nachfrage entwickelt», erzählt Belleri. Aktuell zählt die Musikschule Hochdorf, die auch Römerswil abdeckt, 649 Schüler. «Diese Zahl konnten wir in den letzten Jahren ungefähr halten.» Das ist auch nötig, denn im Leistungsauftrag der Gemeinden und des Kantons, die den Betrieb zur Hälfte subventionieren, wird verlangt, dass mindestes 50 Prozent der Schülerzahl von Hochdorf und Römerswil Musikunterricht nimmt. «Wir sprechen dabei von Nennungen. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher Einzelstunden nimmt und daneben noch in einem Ensemble spielt, wird er zweimal gezählt.»
Mit den beliebten Ensembles, die neben dem Instrumentalunterricht gebucht werden können, wird das gemeinsame Musizieren gefördert und in jährlich sechs Konzerten zelebriert. Nicht gebührend gefeiert werden kann hingegen der 50. Geburtstag der Musikschule Hochdorf. Im Mai war eine dreitägige Festprozedur geplant – mit einem Bandfestival, musikalischen Darbietungen im Dorf und einem Jubiläumsgottesdienst. Das alles ist wegen des grassierenden Coronavirus auf das Wochenende vom 11. bis 13. Juni 2021 verschoben worden.
In die Zukunft schaut Renato Belleri mit einem positiven Gefühl. Im nächsten Schuljahr wird die Musikschule Hochdorf auch den Instrumentalunterricht der Kantonsschule übernehmen. «Wir sind in Hochdorf gut integriert. Im Kanton Luzern zählen die Musikschulen zum Erziehungswesen. Die musikalische Bildung oder der Sport sind für den Ausgleich unwahrscheinlich wichtig. Jetzt und auch später im Berufsleben.»