Gleich vier kämpfen in Vitznau ums Gemeindepräsidium

Der Urnengang vom 10. Juni verspricht Spannung: Vier Kandidaten buhlen in Vitznau um den Sitz des abtretenden Gemeindepräsidenten Noldi Küttel (CVP). Für seine Partei bedeutet jener Sonntag ein herber Rückschlag.

Evelyne Fischer
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Blick über die Gemeinde Vitznau. (Bild: Pius Amrein, 7. April 2014)

Blick über die Gemeinde Vitznau. (Bild: Pius Amrein, 7. April 2014)

Zehn Jahre sind genug: Vitznaus Gemeindepräsident Noldi Küttel (62, CVP) tritt per 31. August zurück. Vier Kandidaten stehen für seine Nachfolge in den Startlöchern – kein einziger jedoch wurde von der CVP aufgestellt. «Wir haben schlicht niemanden gefunden», sagt Küttel, welcher der Ortspartei vorsteht. Diese hat hinsichtlich einer allfälligen Unterstützung an der Parteiversammlung vom Dienstag Stimmfreigabe beschlossen – mangels Beteiligung.

Aller Voraussicht nach wird die CVP daher am 10. Juni nicht nur das Gemeindepräsidium verlieren, das sie 2004 der FDP abgeluchst hat. Nein, sie gibt dann auch ihr letztes Mandat im Gemeinderat ab, dem heute zudem je ein Mitglied von FDP und GLP sowie zwei Parteilose angehören.

Die Vielzahl an Kandidaten hat Noldi Küttel überrascht: «Vermutlich unterschätzen sie die Aufgabe. Das Gemeindepräsidium ist nicht nur ein Prestige-Amt.» Gerechnet wird mit einem 25-Prozent-Pensum – auf dem Papier. «In der Realität ist es weit mehr. Das Präsidium ist eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der man stark in der Öffentlichkeit steht.»

Zwei Neuzuzüger treten gegen zwei Urgesteine an

Kandidiert fürs Gemeindepräsidium: Herbert Imbach (50, parteilos). (Bild: PD)

Kandidiert fürs Gemeindepräsidium: Herbert Imbach (50, parteilos). (Bild: PD)

Was bei der Auswahl der Kandidaten auffällt: Zwei Neuzuzüger stehen zwei Urgesteinen gegenüber, allesamt sind sie über Vereine mit Vitznau verbunden. Zu Ersteren gehört Herbert Imbach (50, parteilos). Der gebürtige Luzerner ohne Kinder hat sich im Oktober – nach 25 Jahren in Zürich – zusammen mit seiner Frau in Vitznau niedergelassen. «Mich interessieren spannende Aufgaben, darum kandidiere ich», sagt der Architekt, der in Zürich eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit bei Hoch- und Tiefbauprojekten besitzt. «Weil ich selbstständig bin und viel im Home-Office arbeite, kann ich mir die Zeit frei einteilen.»

Imbach vertritt liberale Positionen («Ich bin Unternehmer») und wird vom überparteilichen Komitee «Forum Vitznau» unterstützt. Als Neuzuzüger habe er den Vorteil, «nicht verbandelt» zu sein. Die abgelehnte Ortsplanung und die nun verfügte Planungszone sieht er als «Knacknuss».

Ihm fehle ein klares übergeordnetes Konzept – erst dann könne man sich an die Details machen. Auch möchte Imbach durch verstärkte Kommunikation das Vertrauen in die Behörden stärken.

Ein Neuzuzüger, der mitgestalten will: Martin Stierli (44, FDP). (Bild: PD)

Ein Neuzuzüger, der mitgestalten will: Martin Stierli (44, FDP). (Bild: PD)

Ebenfalls als Neo-Vitznauer kandidiert Martin Stierli (44), der vor einem Jahr mit Frau und Sohn von Buchs AG in die Seegemeinde gezogen ist. Er kennt die Region von früheren Ferienlagern in Rigi Klösterli. «Ich möchte der Gemeinde etwas zurückgeben», sagt Stierli, der von der FDP nominiert wurde. Der gelernte Pflegefachmann arbeitet heute selbstständig als Instruktor und Dozent in der Sicherheitsbranche und absolviert nebenbei ein Masterstudium in Mediation.

«In der Pflege musste ich mich mehrfach in neue Teams einarbeiten und Konflikte bewältigen. Dabei legte ich den Fokus als Führungsperson auf die Zukunft. Was passiert ist, ist passiert», sagt Stierli. «Ich will mich dafür einsetzen, dass Vitznau lebenswert bleibt, insbesondere für Familien.» Es brauche mehr bezahlbaren Wohnraum, damit die Seegemeinde nicht zu einem Schlafdorf verkomme. Auch müsse nun «mit der nötigen Ruhe» die Ortsplanung angepackt werden.

Zahlbarer Wohnraum schaffen,
Verhältnis zu Behörden verbessern

Will für die SVP erstmals in den Gemeinderat einziehen: Martin Waldis (52). (Bild: PD)

Will für die SVP erstmals in den Gemeinderat einziehen: Martin Waldis (52). (Bild: PD)

Bereits in Vitznau geboren worden ist Kandidat Martin Waldis (52), Cousin von Gemeindeammann Alex Waldis (FDP). Wie Gemeindeschreiber Hansjörg Illi auf Anfrage bestätigt, ist dies rechtens. Martin Waldis lebt mit seiner Partnerin zusammen, ist kinderlos und arbeitet als Schreiner und Fitnessberater. Mit ihm versucht die SVP – Waldis hat die Ortspartei 2014 mitgegründet – zum ersten Mal einen Sitz im Gemeinderat zu ergattern. «Es finden sich kaum noch Personen, die sich in politischen Gremien engagieren möchten», sagt Waldis. «Da ich die Geschichte von Vitznau sehr gut kenne, würde ich für die Gemeinde gerne das Beste in einem guten Team erarbeiten und umsetzen.»

Auch ihm ist es ein Anliegen, die Ortsplanungsrevision zum Abschluss zu bringen. Wie für Stierli ist für Waldis ebenfalls das Schaffen von zahlbarem Wohnraum ein Brennpunkt. «Es braucht eine gute Durchmischung. Ohne Familien mit Kindern droht dem schönen Dorf die Überalterung. Ich will mich für das Zusammenleben von Einheimischen und Neuzuzügern einsetzen.»

Möchte «sachorientiert» politisieren: Kandidat Beat Röllin (53, parteilos). (Bild: PD)

Möchte «sachorientiert» politisieren: Kandidat Beat Röllin (53, parteilos). (Bild: PD)

Seit über drei Jahrzehnten lebt auch Präsidiumsanwärter Beat Röllin (53), Vater eines Sohnes, in der Seegemeinde. Unterstützt wird der Informatiker von «Vitznau, bewegt», einer neu gebildeten Gruppierung aus dem Freundeskreis. Als Parteiloser stehe er für eine «sachorientierte Themen- und Informationspolitik» ein. Es gelte, schwierige Themen «objektiv» anzugehen und mit Fehlern offen umzugehen. «Für das Amt des Gemeindepräsidiums dürfen weder Partei noch Person im Vordergrund stehen.»

Wie schon Imbach spricht auch Röllin das angeschlagene Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Politik an. «Zahlreiche Sachthemen sind nicht realisiert oder finden keine Akzeptanz. Beim Umgang mit den Interessengruppen liegt vieles im Argen. Hier möchte ich mithelfen, Vitznau vorwärts zu bringen.» Unter «fachkompetenter Führung» habe der Gemeinderat das Potenzial, «gute und transparente Ergebnisse abzuliefern». Der Bürger soll «überall mitreden, mitgestalten und mitbestimmen können».

Am Freitag, 25. Mai, 20 Uhr, findet im Primarschulhaus ein öffentliches Wahlpodium mit den vier Kandidaten statt.

Auch in diesen Gemeinden wird am 10. Juni gewählt

Nebst Vitznau kommt es am Abstimmungssonntag auch in folgenden Gemeinden zu Urnenwahlen: In Aesch demissioniert die parteilose Gemeinderätin Christine Hodel (55, Ressort Soziales) per Ende August. Sie trat ihr Amt im Jahr 2012 an. Pferdeausbildner Josef Oehen (50) und Fahrlehrer René Rappaz (48) wollen ihre Nachfolge antreten. Beide Kandidaten sind parteilos.

In Altwis tritt Gemeindeammann Markus Thomi (51, parteilos) per Ende Juli zurück. Er ist seit 2011 im Amt. Kaufmann Max Ackermann (52, parteilos) und Josef Höltschi (60, parteilos), ebenfalls Kaufmann, stellen sich als Kandidaten zur Verfügung.

In Büron gibt der parteilose Gemeinderat Roger Limacher (49, Ressort Soziales und Gesundheit) sein Amt per Ende Juli ab. Er wirkt seit 2012 im Gemeinderat mit. Detailhandelsfachfrau Rosmarie Huwiler (35, SVP) und Matthias Müller (47, parteilos), Polizist und Naturheilpraktiker, wollen seine Nachfolge antreten.

Auch in Oberkirch kommt es Ende August zu einem Wechsel: Gemeinderat Sacha Heller (47, FDP, Ressort Bau und Umwelt) tritt zurück. Er ist seit dem Jahr 2008 im Amt. Rechtsanwältin Ladina Maria Aregger (36, FDP) und der diplomierte Baumeister Lukas Meier (46, SVP) wollen seinen Sitz beerben. (fi)