Die Zukunft des gemeindeeigenen Bauernhofs ist in der Schwebe. Jetzt melden sich zehn ehemalige Exekutivmitglieder zu Wort. Sie werfen dem Gemeinderat vor, sich «ausschliesslich auf finanzielle Belange zu fixieren».
Beatrice Vogel
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Die Pläne des Horwer Gemeinderats für den gemeindeeigenen Bauernhof Grämlis lösen weiterhin ablehnende Reaktionen in der Bevölkerung aus. Das Land soll unter verschiedenen Bauern auf der Halbinsel aufgeteilt, die Wohnhäuser vermietet oder im Baurecht abgeben werden. Im Frühling wurde unter anderem eine Petition für den Erhalt des Hofs eingereicht. Eine im April überwiesene Motion der L20 fordert zudem, dass Alternativen zur Landaufteilung aufgezeigt werden.
Seither wurde von offizieller Seite nichts mehr kommuniziert. Dies schürt bei vielen, die den Hof erhalten möchten, den Verdacht, dass der Gemeinderat eine Verzögerungstaktik verfolgt, sodass am Ende nur noch die Landaufteilung möglich ist. Dies, weil der jetzige Pächter bereits per Ende März 2018 gekündigt hat.
Unter anderem deshalb haben zehn ehemalige Gemeinderäte Partei ergriffen. Auf Initiative von Paul Rosenkranz, ehemaliger CVP-Gemeindepräsident, und Jakob Zihlmann, ehemaliger CVP-Sozialvorsteher, verfassten sie zwei Briefe an den Gemeinderat. «Uns ging die Nachricht von den Plänen des Gemeinderats durch Mark und Bein», sagt Paul Rosenkranz.
In den Briefen, die unserer Redaktion vorliegen, schreiben die ehemaligen Gemeinderäte, der Grämlishof sei das «Eingangstor zur Halbinsel», und es wäre bedauerlich, wenn die Gebäude zweckentfremdet würden. Der emotionale Wert des Hofs werde vom Gemeinderat vernachlässigt, der sich in seiner Argumentation «auf ausschliesslich finanzielle Belange» fixiere. Der Gemeinderat gibt nämlich als Grund für die Aufteilung des Landes unter anderem an, dass der Betrieb bereits heute defizitär sei, und sich das jährliche Defizit für die Gemeinde nach einer Sanierung der Gebäude auf 30000 bis 50000 Franken erhöhen würde.
Der emotionale Wert des Hofs hängt mit der Öffentlichkeitsarbeit zusammen, welche die heutigen Pächter seit 23 Jahren betreiben: Die Familie Heer bietet Stallvisiten an, zeigt Schulklassen den Bauernhof, führt einen Streichelzoo sowie einen Hofladen. «Es ist unsere Philosophie, dass wir der Bevölkerung etwas zurückgeben – auch weil der Hof der Gemeinde gehört – und etwas für das Image der Landwirtschaft tun», sagt Josef Heer. Kinder entwickelten dabei die Liebe zur Natur, und die Besuche machten allen Freude. Die Lage des Hofs sei für das Konzept ideal, weil er nah am Horwer Zentrum und gut erreichbar sei. Ob die Öffentlichkeitsarbeit auf einem anderen Hof der Halbinsel – wie es sich der Gemeinderat wünscht – gleich gut möglich ist, daran zweifeln viele.
Gegner der Landverteilung halten das Argument des Gemeinderats, der Hof sei nicht rentabel zu betreiben, für nicht stichhaltig. Josef Heer sagt dazu, der Hof könne wirtschaftlich betrieben werden, wenn die Direktvermarktung auf dem Hof erweitert würde. Ausserdem seien alle Gebäude in einem Zustand, in dem sie noch mehrere Jahre nutzbar seien. Einzig die Wohngebäude bräuchten eine Renovation.
Für Josef Heer ist klar, dass der Kündigungstermin verbindlich ist. Sein Vieh wird er verkaufen, weil er nicht glaubt, dass in so kurzer Zeit noch ein neuer Pächter gefunden wird, der den Viehbestand übernimmt. Die Heers würde sich jedoch über eine junge Bauernfamilie auf dem Grämlishof freuen. Interessenten gebe es.
Von den politischen Parteien glaubt keine, dass der Gemeinderat auf Zeit spielt. «Ich denke, dass sich der Gemeinderat des hohen emotionalen Stellenwerts dieses Geschäfts bewusst ist und daher dem Einwohnerrat einen sehr fundierten Bericht unterbreiten wird», sagt etwa Roger Eichmann (CVP). Seine Fraktion, wie auch jene der FDP und der L20, ist für den Erhalt des Hofs. «Auch die FDP wird sich dafür starkmachen, dass der Hof als Ganzes und mit den öffentlichkeitsorientierten Angeboten weiterbetrieben werden kann», so Jürg Biese. Ergebnisoffen zeigt sich die SVP: «Wir sind nicht für oder gegen eine Aufteilung, sondern für die bestmögliche Lösung unter Betrachtung aller Umstände», sagt Oliver Imfeld.
Der Gemeinderat will sich derzeit nicht zu den weiteren Plänen äussern. Man sei in der Schlussphase für den Planungsbericht, der am 14. Dezember im Einwohnerrat behandelt werden soll, sagt Robert Odermatt (SVP). «Die Ausarbeitung hat etwas länger gedauert, weil sich zusätzliche Möglichkeiten aufgetan haben, die wir prüfen wollten.» Eine Anschlusslösung liege auf dem Tisch, versichert er, und ergänzt: «Der Hof wird auch ab nächstem Jahr bewirtschaftet.»