Abt Christian vom Kloster Engelberg rief bei der Bauernwallfahrt zum Säulitoni in Stettenbach zu Demut auf und riet: «Nimm dich selber nicht so wichtig.»
Noch ist der Boden gefroren, Reste vom nächtlichen Raureif umgeben die Kapelle bei Stettenbach am Montagvormittag. Die Sonne steht aber bereits am Himmel und verheisst einen prächtigen Wintertag. Die beiden Glocken der schmucken Kapelle beginnen kurz vor zehn Uhr zu läuten. Um die 200 Leute mögen es sein, die dem Ruf zur traditionellen Bauernwallfahrt zum heiligen Antonius, dem Schutzpatron des Viehs, folgen und sich vor dem Kirchlein einfinden.
Es handelt sich beim «Säulitoni» nicht etwa um den heiligen Antonius von Padua, sondern vielmehr um seinen «Konkurrenten», den heiligen Antonius aus Ägypten. Bei der bäuerlichen Bevölkerung ist er seit jeher als «Säulitoni» bekannt. Er soll um das Jahr 250 nach Christus gelebt haben. Doch woher kommt der Beiname? Einer Legende nach soll der Eremit besonders barmherzig zu den Tieren gewesen sein. So habe er ein Ferkel geheilt, und dieses sei ihm aus Dankbarkeit sein ganzes Schweineleben lang gefolgt.
Auf diese Legende ist Abt Christian von Engelberg in seiner Festtagspredigt aber nicht eingegangen. Er hat vielmehr das Leben und die überlieferten Lebensweisheiten des heiligen Antonius zum Anlass genommen, um auf unser heutiges Dasein einzugehen. Zwar seien wir nicht allein unterwegs wie Antonius, der sich in die Wüste zurückzog. Der Heilige habe aber auch dort seine Herausforderungen gehabt – und zwar mit dem «Bösen», dem Teuflischen. Diese inneren Kämpfe habe er überwunden und sei «immer freier geworden».
Was hindert uns, «immer freier zu werden»? Wir stünden oft «uns selber im Weg», so Abt Christian. Etwa durch Falschinformationen eingenommen und auch mal wegen «unseres sturen Grinds», so die ungeschminkte Wortwahl Abt Christians. «Demut» im Sinn von Respekt und Öffnung gegenüber dem Nächsten, «Öffnen für und mit den anderen» – das könne befreien und Gelassenheit schenken. Und den Blick auch mal von aussen auf sich werfen. «Nimm dich selber nicht so wichtig» – lautet ein Rezept des Predigers, um eben sich selber nicht im Weg zu stehen. Die Bläsergruppe der Feldmusik Buttisholz umrahmt den Gottesdienst, der Trachtenchor sorgt für die körperliche Stärkung mit warmem Kaffee und Tee.
Offensichtlich genossen die Anwesenden das Zusammensein, das Plaudern und Verweilen. Letztes Jahr war es pandemiebedingt nicht möglich. Viele kommen regelmässig zu dieser Bauernwallfahrt. Iris und Bruno Krummenacher, das Zunftmeisterpaar der Schnäggezunft Wolhusen, hat den Weg von daheim nach Stettenbach zu Fuss gemacht. Iris Krummenacher stammt aus Grosswangen. Es sei eine Tradition der dortigen Säulizunft, den Weg nach Stettenbach bei der Bauernwallfahrt zu Fuss zu machen. Dies hat sie nun als Gattin des Wolhuser Zunftmeisters ebenfalls angeregt. Sie sagt:
«Gut zwei Stunden sind wir unterwegs gewesen und haben das schöne Wetter genossen.»
Jetzt hoffen sie, dass Antonius im Gegenzug für den in den Sommer verschobenen Wolhuser Fasnachtsumzug schönes Wetter beschert.
Wieder einmal zum «Patron der Säue» nach Stettenbach gekommen sind auch Rita und Franz Müller-Husmann aus Ruswil. Sie betreiben selber eine Schweinezucht. «Wir kommen auch mal das Jahr hindurch zum Säulitoni, um seinen Schutz zu erflehen», sagen Müllers.