HEIRATEN: Paare lassen sich lieber ausserkirchlich trauen

Immer weniger Paare entscheiden sich für eine kirchliche Hochzeit. Auch die Luzerner Kirchen spüren den Wandel – und wollen ihm nun entgegenwirken.

Sebastian Hofer
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Ein Hochzeitspaar beim Schloss Meggenhorn. (Bild: Roger Grütter (Meggen, August 2016))

Ein Hochzeitspaar beim Schloss Meggenhorn. (Bild: Roger Grütter (Meggen, August 2016))

Sebastian Hofer

sebastian.hofer@luzernerzeitung.ch

Die Kirche ist voll, alle Blicke richten sich auf die Braut. Ganz in Weiss gekleidet, schreitet sie zum Altar, wo Pfarrer und Bräutigam warten. Einst war das die Vorstellung der perfekten Hochzeit. Heute ist die traditionelle kirchliche Hochzeit kein Muss mehr, wie eine Kirchenstatistik des Schweizerischen Pastoral­soziologischen Instituts (SPI) in St. Gallen zeigt: Nur noch 23 Prozent der Katholiken und 30 Prozent der Reformierten heiraten nach der zivilen Trauung auch in der Kirche. In den letzten Jahren war der Rückgang markant: 2015 wurden in der Schweiz 3845 katholische Trauungen durchgeführt; 2011 waren es noch 5147. Etwas weniger ausgeprägt ist die Tendenz in der reformierten Kirche festzustellen: Hier ist die Zahl zwischen 2011 und 2015 von 4588 auf 3780 gesunken.

Auch in Luzern ist der Trend zu spüren, wie die Zahlen des SPI zeigen: Während 2011 noch 557 katholische Trauungen im Kanton stattgefunden haben, waren es zwei Jahre später nur noch 420. Seither hat sich die Zahl stabilisiert: 2015 liessen sich wieder 423 Paare trauen. Grund für den generellen Rückgang sieht die katholische Kirche unter anderem in der steigenden Zahl von Kirchenaustritten. «Prozentual gesehen gehören immer weniger Menschen einer Kirche an. Ausserdem nimmt die institutionelle Religiosität stetig ab», meint Urban Schwegler, Kommunikationsbeauftragter der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Ein weiterer Grund für das sinkende Interesse sei, dass viele Paare eine Segnung anstelle einer Trauung wünschten. Die kirchliche Eheschliessung sei an einige kirchenrechtliche Bedingungen geknüpft und somit auch verbind­licher, so Schwegler. Wer in der Kirche heirate, gebe schliesslich auch ein Versprechen vor Gott.

Besser läuft es in Luzern für die – deutlich kleinere – reformierte Kirche. Zwischen 2011 und 2015 sind hier keine signi­fikanten Schwankungen festzustellen, im Gegenteil: 2011 wurden 52 Paare in der reformierten Kirche getraut, diese Zahl stieg 2015 auf 65. «Die leichten Schwankungen bei dieser geringen Zahl lassen keine fundierten Aussagen zu, man kann jedoch sagen, dass die Zahlen recht konstant sind und sicher nicht abnehmen», sagt dazu Regina Hauenstein, Sprecherin der Reformierten Kirche Kanton Luzern.

Hochzeit in Weiss auch ohne Kirche

Inzwischen gebe es viele Alternativangebote zur traditionellen Trauung, weiss Urban Schwegler. Die Hochzeit in Weiss, mit Trauzeugen, Ringtausch und Eheversprechen sei mittlerweile auch ohne Kirche zu haben. Ausserdem gebe es zahlreiche Ritual­begleiter, die konfessionsneutrale Zeremonien anbieten würden.

Als Luzerner «Tätschmeischter» sorgt Paul Eduard Wüst unter anderem auf Hochzeiten für Organisation, Moderation und Betreuung. «Freie Trauungen werden immer beliebter, dass merke ich im Arbeitsalltag», sagt er und bedauert den Trend: «Als gläubiger Christ finde ich es schade, dass sich immer weniger Paare kirchlich trauen lassen. Es kommt mir aber auch so vor, als würde die Ehe allgemein nicht mehr so ernst genommen werden.»

Auch das regionale Zivilstandsamt Luzern bemerkt den Wandel: Auf Anfrage ist zu erfahren, dass sich heute viele Paare im Porträtsaal im Rathaus trauen ­lassen wollen. Die Stadt Luzern bietet diesen repräsentativen historischen Raum als Alternative zu den amtlichen Trauungslokalen an, wobei ein Aufpreis von 270 Franken verlangt wird.

Kirchliche Trauungen auch in Zukunft

Trotz sinkender Zahlen ist die katholische Kirche optimistisch. «Ein Blick auf die Zahlen der letzten drei Jahre zeigt, dass im Kanton Luzern die Trauungen zumindest nicht weiter zurückgegangen sind. Von daher besteht sicher eine gewisse Hoffnung auf Stabilisierung», meint Schwegler.

Um die Zukunft der kirchlichen Trauung zu sichern, haben sich die Landeskirchen nun zusammengetan, um junge Paare vermehrt wieder von einer kirchlichen Trauung überzeugen zu können. «Ganz konkret sind wir als Landeskirchen gerade an der Vorbereitung einer Website rund um das Thema kirchlich heiraten», sagt Regina Hauenstein. «Indem wir einen einfachen und unkomplizierten Zugang zu Informationen anbieten, wollen wir die Möglichkeit der kirchlichen Trauung aktiv kommunizieren.»